Hamiltons Jahr der Extreme

SID
Formel 1, Lewis Hamilton, Mercedes
© DPA

Silverstone - Der Hype um Hamilton hält an, die Lewis-Mania geht weiter. Großbritanniens neuer Tennis-Held Andy Murray verdrängte in den vergangenen Tagen PS-Helden Lewis Hamilton nur vorübergehend als Aufmacher von den Sportseiten der britischen Zeitungen.

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Nach dem Wimbledon-Aus des Schotten darf sich der McLaren-Mercedes-Pilot bei seinem Heimspiel in Silverstone wieder der ungeteilten Aufmerksamkeit der Insel-Presse sicher sein.

In der Beliebtheit bei den britischen Motorsport-Enthusiasten steht der Formel-1-Vizeweltmeister ohnehin ganz oben - und dies, obwohl der Zauberlehrling bisher keine solch glanzvolle Saison hingelegt hat wie in seinem Premierenjahr.

Zwischen Superstar und Sorgenkind

2007 noch bester Debütant der Formel-1-Geschichte, wandelt der 23-jährige Hamilton im Jahr zwei in der Königsklasse zwischen den Extremen: Mal Superstar, mal Sorgenkind - mal Hymnen, mal Häme.

Großen Siegen in Melbourne und Monaco folgten selbst verschuldete Pleiten in Bahrain oder zuletzt in Montreal und Magny-Cours.

Die Unbeschwertheit eines Neulings, mit der er in der Vorsaison die Formel 1 aufmischte, scheint dahin. In diesem Jahr gehört Hamilton zu den Etablierten. Die Ansprüche sind gestiegen, die Fehlerquote auch. Siege werden zur Selbstverständlichkeit, nach Niederlagen wartet die Öffentlichkeit auf Erklärungen.

"Er tanzt auf einem sehr hohen Seil", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Bestbezahltester britischer Athlet

"Wir vergessen alle schnell, wie jung er ist, und wie viele neue Erfahrungen er macht", meint Honda-Teamchef Ross Brawn. Bei seinem einstigen Ferrari-Zögling Michael Schumacher sei das nicht anders gewesen.

"Die Aufmerksamkeit, die diese jungen Männer erfahren, bedeutet enormen Druck, und das ist etwas, womit ihnen niemand wirklich helfen kann."

Hamilton ist derzeit nicht nur der einzige große Sportstar in Großbritannien, er ist dank eines neuen Sponsorenvertrags mit einem Sportartikelhersteller (Reebok) wohl auch der bestbezahlte Athlet seiner Heimat.

 Und er ist die große Hoffnung im selbst ernannten "Mutterland des Motorsports". Seit dem Sieg von David Coulthard 2000 warten die Fans darauf, dass wieder einer ihrer Landsleute Herr im "Home of British Motor Racing" wird.

Der Traum vom Sieg in Silverstone

Schon Wochen vor dem Grand Prix von Großbritannien meldeten die Veranstalter: Ausverkauft. Von Freitag bis Sonntag werden 240.000 Mitglieder der britischen PS-Gemeinde zum Motorsport-Mekka pilgern, um ihrem rasenden Messias zu huldigen. 

Schon als Hamilton in der vergangenen Woche bei Tests im Silberpfeil einige Proberunden auf dem geschichtsträchtigen Kurs drehte, wollten zehntausend Interessierte seine Steuerkünste bewundern.

"Das wird ein großartiges Erlebnis, alle ihre Fahnen und Spruchbänder zu sehen", blickte der Hoffnungsträger im Interview auf das Wochenende voraus. "Ich werde alles geben, um die Fans glücklich zu machen. Mit einem Sieg in Silverstone würde ein Traum wahr werden."

Heute Nicole Scherzinger, morgen Nelson Mandela

Hamilton steht im Fokus der Medien. Alles, was er auf und neben der Strecke gemacht, hat Nachrichtenwert.

Seine angeblichen Beziehungs-Pendeleien zwischen Miss Grenada und Pop-Sängerin Nicole Scherzinger, der Unfall seines Vaters mit einem Sportwagen, der Mastbruch auf dem Segelboot seines Sponsors, ein Auftritt auf dem Konzert zum 90. Geburtstag von Nelson Mandela - alles wird genüsslich seziert.

Hamilton bemüht sich um einen Weg, mit der erhöhten Aufmerksamkeit und den gestiegenen Ansprüchen umzugehen. Mit seinen 23 Jahren zeigt der Hochbegabte eine erstaunliche Reife und Professionalität.

Er glaube nicht, dass er sich verändert habe, seit er in der Formel 1 ist. "Und ich bemühe mich sehr, dass das auch so bleibt." Mercedes-Mann Haug weiß, wo sich sein Schützling am wohlsten fühlt: "Sein liebster Aufenthaltsort ist letztlich das Rennauto."

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