Hitzeschlacht in Ungarn: Trinken ist Pflicht

SID

Budapest - Kein "Koma-Saufen", aber Abfüllen bis zum Anschlag: Vor der Hitzeschlacht auf dem Hungaroring ist für die Formel-1-Fahrer trinken, trinken und nochmals trinken Pflicht.

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"Am Start sollte dir die Blase platzen", beschrieb Red-Bull-Pilot David Coulthard die speziellen Umstände beim Großen Preis von Ungarn einmal. Im Gegensatz zu den besonders bei Jugendlichen beliebten "Flat rate"-Besäufnissen sind Alkoholika selbstverständlich tabu.

Wasser, Früchtetee, in erster Linie aber Unmengen an Elektrolytgetränken sollen den immensen Flüssigkeitsverlust während der rund 100 Minuten langen "Sauna" einigermaßen ausgleichen.

"Ich trinke bis zu vier Liter mehr als bei einem normalen Rennen", sagte Nick Heidfeld (Mönchengladbach). Das heißt, dass er und seine Kollegen bis zum Start insgesamt um die acht Liter "tanken". Um diese Unmengen überhaupt schlucken zu können, steigern die Fahrer vom Beginn der Rennwoche an stetig ihre tägliche Flüssigkeitszufuhr.

Wenig Flüssigkeit im Cockpit

Schwitzen ist zwar gesund, aber wer während eines Grand Prix zu viel Wasser verliert, büßt entscheidend an Konkurrenzfähigkeit ein. Nach medizinischen Erkenntnissen sinkt schon bei zwei Prozent Verlust der Körperflüssigkeit die Konzentration; bei fünf Prozent nimmt die Leistungsfähigkeit um ein Drittel ab.

Zwar ist in jedem Boliden eine Trinkflasche installiert. Diese fasst aber nur zwischen 0,7 und maximal 1,5 Liter, um nicht unnötig Gewicht herumzuschleppen. In Ungarn und Malaysia, dessen tropische Temperaturen noch schwerer zu ertragen sind, greifen die Fahrer zur größten Flasche. Deren Inhalt kann den Gewichtsverlust von bis zu vier Kilogramm bei Temperaturen um die 70 Grad im Cockpit allerdings nicht vollwertig ausgleichen.

Wasser per Knopfdruck - nein danke

Zudem funktionieren die Systeme, bei denen sich der Pilot per Knopfdruck aus dem Schlauch die gewünschte Menge in den Mund pumpt, nicht immer perfekt. "Einmal hat der Knopf geklemmt und ich musste einen Liter auf einmal trinken, weil mir sonst alles gegen das Visier gespritzt wäre", berichtete BMW-Sauber-Mann Heidfeld. "Ein anderes Mal funktionierte die Kühlung so gut, dass ich plötzlich Eis in der Flasche hatte."

 Der zweifache Champion Fernando Alonso machte die umgekehrte Erfahrung: "Eine Pissbrühe - warm wie Tee", umschrieb er sein auf 60 Grad hochgekochtes Getränk, weil die Kühlung während des Rennens ihren Geist aufgegeben hatte.

Der spanische Renault-Pilot war vor drei Jahren in der "Sauna" von Sepang nach seinem Sieg auf dem Podium sogar dehydriert zusammengesackt, weil sein Körper nach dem großen Flüssigkeitsverlust völlig leergepumpt war.

Helm im Kühlschrank

Mit ein paar Tricks verschaffen sich die Fahrer vor der Tortur bei Temperaturen über 30 Grad etwas Linderung: "Vor Hitzerennen lege ich Helm und Overall in den Kühlschrank", verriet der Italiener Jarno Trulli von Toyota. "Zehn Minuten lang ist das dann ein herrliches Gefühl."

Bei dringenden menschlichen Bedürfnissen während eines WM-Laufs wird es eher unangenehmer, da ein Gang auf die Toilette aus Zeitgründen tabu ist. "Wenn man pinkeln muss, muss man es einfach laufen lassen", räumte Heidfeld ein, dass es im Notfall direkt in die Hose geht.