"F-1-Verfassung": Mosley drängt auf Einigung

SID

Budapest - Im Machtkampf um die Zukunft der Formel 1 erhöht der umstrittene Automobil-Weltverbandschef Max Mosley den Druck auf die Teams.

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Doch die bisher oft uneinigen Rennställe wollen mit einem neuen Interessenverband dagegenhalten. Streitpunkt ist vor allem die künftige "Formel-1-Verfassung", bei der Mosley auf eine Einigung drängt.

"Ich wäre enttäuscht, wenn wir es bis Herbst nicht über die Bühne bringen würden", mahnte der Brite im Fachmagazin "auto, motor und sport". Bei den zähen Verhandlungen um das Concorde Agreement muss sich Mosley von nun an mit der "Formula One Team Association" auseinandersetzen, die die Rennställe vor dem Großen Preis von Ungarn in der Ferrari-Zentrale in Maranello gründeten.

Zur Debatte steht die weitere Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Automobil-Verband FIA als Formel-1-Regelbehörde, dem kommerziellen Rechteinhaber CVC und den Teams, die bis zum Vorjahr im Concorde Agreement geregelt war.

Alles dreht sich ums Geld

Die Verteilung der Milliarden-Einnahmen, die der PS-Zirkus mit TV-Rechten und Werbung erzielt, unter den Vertragspartnern ist einer der Knackpunkte des Abkommens.

Zudem wolle die FIA über Grundlagen wie "den Kalender, die Zeitnahme oder die Vergabe der Fahrerlagerpässe" künftig mitbestimmen, sagte Mosley. In diesem Fall werde die FIA der Investmentgruppe CVC auch einen Verkauf der lukrativen Formel-1-Rechte ermöglichen.

Ebenfalls heftig diskutiert wird die von Mosley geforderte Senkung der Kosten in der Königsklasse um die Hälfte. Dies soll die Existenz der kleineren Teams sichern und neuen Rennställen den Weg in die Formel 1 ebnen. "Im Augenblick ist der Zustand unerträglich", sagte der FIA-Präsident mit Blick auf die immensen Ausgaben der Teams. Binnen drei Monaten sollen die Rennställe ihre Sparvorschläge unterbreiten. Werden sich die Teams nicht einig, will die FIA entsprechende Regeln erstellen.

Briatore schimpft auf Mosley

Schon vor dem neuerlichen Vorstoß Mosleys hatten sich die Formel-1-Teams über ihre weitere Strategie verständigt. Das Treffen im Ferrari-Hauptquartier sei "extrem konstruktiv" gewesen, teilte die Scuderia mit.

"Die Formel 1 muss umgekrempelt werden", hatte Renault-Teamchef Flavio Briatore zuvor gesagt. Die wichtigen Entscheidungen sollten künftig von den Teams getroffen werden. FIA-Chef Mosley habe die Formel 1 wegen seiner Verwicklung in einen Sex Skandal "sitzen gelassen", schimpfte Briatore.

Mosley war Ende März nach der Veröffentlichung eines Sex-Videos, das ihn mit fünf Prostituierten zeigt, in die Kritik geraten. Doch der 68-Jährige gewann eine Vertrauensabstimmung unter den FIA-Mitgliedern und setzte sich vor Gericht auch gegen die Zeitung "News of the World" durch, die die Sex-Spiele als "Orgie im Nazi-Stil" bezeichnet hatte.

"Es war ein absurder Vorwurf, der jetzt endgültig vom Tisch ist", sagte Mosley. An einen Rücktritt, wie von einigen FIA-Mitgliedsverbänden wie dem ADAC und Formel-1-Autobauern gefordert, habe er "keine Sekunde" gedacht. Sein Amt sieht Mosley durch den Skandal nicht beschädigt: "Kein ernsthafter Mensch kann Probleme haben, sich mit mir zu treffen."