"Felipe kann den Titel holen"

Von Alexander Mey
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© Getty

München - Felipe Massa steht an der Spitze. Nein, nicht nur eines Grand Prix, sondern so richtig an der Spitze. Er führt die Fahrer-WM an - zum ersten Mal in seiner Karriere, als erster Brasilianer seit dem großen Ayrton Senna.

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Fast genau 15 Jahre nachdem Senna beim Kanada-GP 1993 seine letzte WM-Führung an Alain Prost verloren hatte, nahm Massa durch seinen Sieg beim Frankreich-GP dessen Platz ein.

Jetzt trägt er die Hoffnungen der Motorsport-verrückten Brasilianer auf seinen Schultern, wenn er sich am kommenden Wochenende in Silverstone daran macht, seine 2-Punkte-Führung auf Robert Kubica zu verteidigen.

"Es ist einfach toll, die Meisterschaft anzuführen und seinen eigenen Namen ganz oben auf der Liste zu sehen", kommentierte Massa seinen Erfolg. "Aber um ehrlich zu sein, bedeutet mir das momentan herzlich wenig. Wir haben noch viele Rennen vor uns, und nur weil ich jetzt der Tabellenleader bin, ändert sich gar nichts für mich."

Erstaunliche Metamorphose

So ist er, der neue Felipe Massa. Nicht mehr der ungestüme Draufgänger, sondern der besonnene Spitzenfahrer, der konstant WM-Punkte hamstert.

Eine erstaunliche Metamorphose, die ihm auch viele Experten nicht zugetraut hatten - schon gar nicht nach dem holprigen Start in die Saison mit Fahrfehlern in Australien und Malaysia.

Ein Mann hat immer an Massa geglaubt: Peter Sauber. Der ehemalige Teamchef hat Massa 2002 als unbeschriebenes Blatt in die Formel 1 geholt und seitdem die Entwicklung seines Schützlings sehr genau beobachtet.

"Nicht schneller sondern besser"

Im Gespräch mit SPOX.com hat sich Sauber auf die Suche nach dem Geheimnis des neuen Felipe Massa begeben - und Antworten gefunden.

"Seine Grundschnelligkeit war von Anfang an sehr hoch. Das Problem war die Konstanz. Er konnte sein Temperament nicht zügeln und war zu impulsiv", beschreibt Sauber Massas erste Gehversuche in der Formel 1. "Deshalb haben wir ihn damals nach einem Jahr als Testfahrer zu Ferrari geschickt."

Dort hat ein steiler Lernprozess begonnen. "Felipe gehört zu den Fahrern, die nicht schneller werden sondern besser. Besser heißt in dem Fall, konstanter werden, weniger Fehler machen, mehr Rennintelligenz besitzen. Und damit gibt es auch mehr WM-Punkte", erklärt Sauber. "Sein Speed ist schnell genug, er hat nur gelernt, ihn nun auch intelligent einzusetzen."

Mental deutlich verbessert

Das passt zu den Aussagen von Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, der den rapiden Leistungsanstieg seit Saisonbeginn so erklärt: "Er ist jetzt mental viel stärker. Er durfte sich die Kritik nicht immer so zu Herzen nehmen und sich unter Druck setzen lassen." Das hat man ihm bei der Scuderia erfolgreich abgewöhnt.

Jetzt ist im Vergleich mit Weltmeister Kimi Räikkönen kein Unterschied mehr zu erkennen, auch nicht für Peter Sauber: "Ich bin mir nicht sicher, ob Kimi bei Ferrari die Nase noch vorne hat. Ich habe Felipe die WM-Führung zugetraut und glaube auch, dass er 2008 den WM-Titel holen kann."

Brasilien lechzt nach neuem Helden

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, wie Massa selbst bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont.

Aber Träumen ist erlaubt, wenn schon nicht beim neuen, reiferen Massa, dann doch zumindest bei den brasilianischen Fans.

Die können einen neuen Formel-1-Helden nämlich dringend gebrauchen.

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