Ein Schatten seiner selbst

Von Alexander Mey
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© Getty

München - Den 6. August 2006 wird Jenson Button nie vergessen. Ungarn-GP, schwierige Bedingungen, Regen. Button kam in seinem Honda am besten zurecht und gewann. Es war sein erster GP-Sieg - und sein einziger.

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Damals war Button der kommende britische Weltmeister, der Hoffnungsträger einer ganzen Motorsport-verrückten Nation. Davon ist nichts mehr übrig, Button ist ganz unten.

Mit drei WM-Punkten liegt er auf Platz 16 der Fahrerwertung, sein Honda ist abgesehen von wenigen Lichtblicken das zweitschlechteste Auto im Feld, nur Force India ist noch langsamer.

Hamilton hat Button verdrängt

"Das ist schon frustrierend, keine Frage", gestand Button am Rande seines Heimrennens in Silverstone dem "Guardian".

Den Großbritannien-GP, den eigentlich Button - immerhin WM-Dritter der Saison 2004 - einmal hätte gewinnen sollen, dominierte sein Landsmann Lewis Hamilton. Er ist jetzt der Held, von Button redet kaum noch jemand.

"Die Leute in der Formel 1 haben alle ein Kurzzeit-Gedächtnis", klagte "JB". "Sie erinnern sich immer nur an das letzte Rennen. Das ist in meinem Fall kein schöner Eindruck."

Kratzer im Image

Gerade dieses letzte Rennen lässt Button ab sofort noch schlechter aussehen. Denn sein Teamkollege Rubens Barrichello brachte einen dritten Platz nach Hause, obwohl er mit dem gleichen schlechten Auto kämpfen muss. Button landete stattdessen im Kiesbett.

Sein Problem ist nicht mehr nur der schlechte Dienstwagen. Er bekommt im Duell mit Barrichello auch immer deutlichere Kratzer in das Image des Top-Fahrers.

Rechtfertigungsversuche: "Ich arbeite nun viel härter als 2004, als ich WM-Dritter wurde. Denn das muss ich tun, um wieder zurück an die Spitze zu kommen. Ich muss wahrscheinlich sogar mehr geben als jeder Fahrer in den Spitzenteams", betonte Button. "Ich muss klar machen, dass ich alles für den Erfolg gebe, denn immerhin arbeiten 600 Leute an unserem Projekt."

Null Punkte im Driver-Ranking

Fakt ist aber, dass Button von Gegnern wie Hamilton, Räikkönen oder Kubica meilenweit entfernt ist. Namen, mit denen er nach eigenem Selbstverständnis in einem Atemzug genannt werden sollte.

Man wird das Gefühl nicht los, dass er im Bemühen, mehr herauszuholen, als im Honda drin ist, das Auto überfährt. Er macht Fehler - und damit einen schlechten Eindruck.

Im SPOX-Driver-Ranking von Premiere-Experte Jacques Schulz ist Button nach der Hälfte der Saison der einzige Pilot, der noch keinen Punkt auf dem Konto hat. Das ist natürlich nicht repräsentativ, aber ein interessanter Fingerzeig.

Button gibt noch nicht auf

Ist Buttons Zeit in der Formel 1 vorbei? Nein, behauptet er selbst. "Ich bin erst 28 Jahre alt und trotzdem schon seit neun Jahren in der Formel 1. Ich habe die nötige Erfahrung, um den WM-Titel zu gewinnen, aber mir fehlt das richtige Auto dafür. Aber das wird kommen", sagte Button der offiziellen Homepage der Formel 1.

Das mag nach Träumerei klingen, aber einen namhaften Fürsprecher hat Button auf seiner Seite, Honda-Teamchef Ross Brawn.

"Ich habe Jenson immer aus der Distanz beobachtet und war sehr beeindruckt", sagte Brawn, äußerte aber auch leise Kritik: "Mein Job ist es nun, Jenson bei seiner Herangehensweise an die Technik zu unterstützen. Ich kann ihm helfen, noch effektiver mit seinen Ingenieuren zusammen zu arbeiten, damit sie mehr aus dem Auto herausholen."

Mangelndes technisches Verständnis

Es fehlt dem Briten also am technischen Verständnis, das Brawn während der Zusammenarbeit mit Michael Schumacher schätzen gelernt hat.

Daran wird der Teamchef mit seinem Fahrer arbeiten, einen zweiten Schumi wird er aus ihm aber nicht mehr machen. Wahrscheinlich auch keinen Hamilton, Räikkönen oder Kubica.

Jenson Button soll einfach nur der Fahrer werden, der er zu seiner besten Zeit war. Dann könnte er in ein paar Jahren seine Karriere mit ruhigem Gewissen beenden - wenn auch ohne WM-Titel.

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