"Es gibt keinen Nummer-1-Status"

SID
kubica, heidfeld, bmw-sauber, schilder
© Getty

Magny-Cours - Abseits der Rennstrecke hat Nick Heidfeld ein Wasserschlösschen bezogen, doch auf der Piste ist sein Teamkollege Robert Kubica der König.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der Mönchengladbacher ist vor dem achten Saisonrennen der Formel 1 im französischen Magny Cours zum "Schattenmann" des Polen geworden, auf den als WM-Spitzenreiter und Premierensieger für BMW-Sauber der Glanz des Erfolges fällt. "Natürlich hätte ich diese Rolle gern übernommen", sagte Heidfeld im Interview der Deutschen Presse-Agentur dpa mit Blick auf Kubicas jüngste Erfolge.

Als fleißiger Aufbauarbeiter hat sich der 31-Jährige seit dem Formel-1-Debüt von BMW-Sauber im Jahr 2006 verdient gemacht, aber den ihm zugedachten Part als erster Grand-Prix-Sieger des jungen Rennstalls und potenzieller Weltmeister hat sein acht Jahre jüngerer Teamgefährte im Sturm erobert. Mit 28 Punkten hat Heidfeld als WM-Fünfter 14 Zähler Rückstand auf Kubica. Der Pole drängt in die Rolle des Frontmanns und spricht offensiv von seinen Titelchancen.

Keine Hilfsdienste für Kubica

Doch ganz kampflos will Heidfeld dem 23-Jährigen das Feld nicht überlassen. "Durch diesen Erfolg an sich hat sich nichts verändert. Bei uns gab und gibt es keinen Nummer-1- oder Nummer-2-Status", erklärte der Deutsche, der sich während der Tage von Magny-Cours in einem Chateau nebst Burggraben vom PS-Zirkus abschottet.

Auf der Strecke beschwört er zwar den Teamgedanken, Hilfsdienste für Kubica aber schließt er aus. "Es zahlt sich aus, zwei starke Fahrer im Team zu haben, wenn einer Schwierigkeiten hat", sagte Heidfeld und kündigte für das Frankreich-Rennen an, für sich selbst das beste Resultat einfahren zu wollen.

Gerüchte um Ablösung von Heidfeld

War es im Vorjahr noch Kubica, der Probleme mit dem Auto hatte, plagt sich in dieser Saison nun Heidfeld mit seinem Boliden. In allen sieben Qualifikationsduellen unterlag er dem internen Rivalen, auch im Rennen musste er ihm zuletzt stets den Vortritt lassen. "Jein", antwortete Heidfeld eher unsicher auf die Frage, ob seine auch von ihm selbst eingeräumte Krise nach Platz zwei beim Kanada-Grand-Prix nun beendet sei.

Prompt kursierten in den vergangenen Wochen Spekulationen um eine Ablösung Heidfelds nach der Saison, als Nachfolger bei BMW-Sauber wurde der zweifache Weltmeister Fernando Alonso (Renault) ins Spiel gebracht. "Was die Fahrersituation angeht, haben wir mit unseren Gesprächen keine Eile", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, kündigte allerdings auch baldige Vertragsgespräche mit Kubica an.

Erst im Spätsommer soll die Fahrerpaarung für die kommende Saison bekanntgegeben werden. Der Pole hat fleißig Argumente für einen neuen Kontrakt gesammelt. Aber auch Ferrari soll ihn als Nachfolger von Weltmeister Kimi Räikkönen auf der Wunschliste haben.

Heidfeld wird überholt 

Der schnelle Krakauer gilt als Mann der Zukunft, Heidfeld hingegen läuft die Zeit davon. Unter den Erben von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher werden Williams-Mann Nico Rosberg (22) und Toro-Rosso-Fahrer Sebastian Vettel (20) längst höher gehandelt. Es ist inzwischen Heidfelds neunte Formel-1-Saison, seit 139 Rennen wartet er auf seinen ersten Sieg.

Beim chaotischen Kanada-Grand-Prix vor knapp zwei Wochen war die Chance groß wie nie. Doch Heidfeld musste Kubica vorbeiziehen lassen. In Frankreich hofft der bärtige Gladbacher nun auf eine neue Gelegenheit: "Wir müssen da sein, wenn die anderen Fehler machen."

Artikel und Videos zum Thema