"Ferrari ist ein FIA-Liebling"

Von Alexander Mey
ferrari, mclaren
© xpb

München - Nach dem vergangenen Rennen in Magny-Cours herrschte bei McLaren-Mercedes nach drei Strafen innerhalb weniger Tage eine Mischung aus gezwungener Zurückhaltung und heller Aufregung.

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Wird McLaren von der FIA benachteiligt? So lautete die offensichtliche Frage nach den umstrittenen Strafen gegen Heikki Kovalainen wegen Behinderung im Qualifying und Lewis Hamilton wegen Abkürzens der Strecke im Rennen.

"Ich will aber keinen Verfolgungswahn entwickeln und voreilige Schlüsse ziehen", rang Teamchef Ron Dennis um Fassung.

Sein Schützling Hamilton verlor diese kurzzeitig, als er nach seinem durch die Durchfahrtsstrafe verkorksten Rennen sagte: "Ihr könnt mir noch so viele Strafen aufbrummen oder sonst etwas anstellen. Ich werde immer weiterkämpfen und mit einem Ergebnis zurückschlagen."

68 Prozent sehen keine Benachteiligung

Auch die SPOX-User haben nach dem Frankreich-GP heiß darüber diskutiert, ob McLaren von der FIA benachteiligt und Ferrari im Umkehrschluss bevorzugt wird. Im aktuellen SPOX-Trend sagen 68 Prozent der User, dass McLaren nicht bewusst benachteiligt wird, 32 Prozent sind anderer Meinung.

SPOX.com hat die unterschiedlichen Standpunkte noch einmal zusammengestellt und sich bei Formel-1-Experten umgehört, was sie von den Thesen "Benachteiligung von McLaren" und "Bevorzugung von Ferrari" durch die FIA halten.

Das haben die Experten gesagt:

Hans-Joachim Stuck (ehemaliger F-1-Pilot): Als unbedarfter Beobachter kann man den Eindruck bekommen, dass McLaren bewusst benachteiligt wird. Wenn man näher dran ist, sieht man, dass es für jede Strafe eine vernünftige Erklärung gibt, ob die dann aber sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Generell kann man jedoch davon ausgehen, dass Ferrari manchmal etwas wohlwollender behandelt wird. Immerhin ist Ferrari ein Mythos, ohne den es keine Formel 1 gäbe.

Marc Surer (ehemaliger F-1-Pilot): Ferrari ist traditionell ein FIA-Liebling. Die müssen schon etwas ganz Schlimmes machen, um bestraft zu werden. Deshalb wird McLaren aber noch nicht bewusst benachteiligt. Das Team gibt der FIA ja auch immer Anlass für Strafen. Die FIA hat aber immer ihre Schwarzen Schafe, die sie besonders schnell bestraft. Das war einmal Michael Schumacher im Kampf gegen Damon Hill, später war Juan Pablo Montoya so ein Kandidat, der immer der böse Bube der FIA war, wenn es gegen Schumacher ging. Dann kam Fernando Alonso, als es mit Renault im WM-Kampf gegen Ferrari ging. Jetzt scheint es Lewis Hamilton zu werden.

Jackie Stewart (ehemaliger F-1-Weltmeister): Viele Leute - und zwar nicht McLaren-Mitarbeiter - sagen, dass die FIA bei McLaren mehr daran interessiert ist, Fehler zu finden als bei anderen Teams. Es scheint kaum Mitgefühl zu geben und es wird kaum versucht, die Sicht der Fahrer zu berücksichtigen.

Jacques Schulz (Premiere-Experte): Wenn man sich frühere Strafen gegen McLaren-Mercedes anschaut (Beryllium am Motor, Doppelbremse - Ende der 90er) bis hin zu dieser 100-Millionen-Strafe, kann man durchaus zu der Interpretation kommen, dass die FIA Interesse daran haben könnte, dass Ferrari als Aushängeschild der Formel 1 Erfolge einfährt. Die Scuderia hat nun einmal die meisten Fans. Von daher ist es sicher auch kommerziell nicht von Nachteil, wenn die Roten gut aufgestellt sind. Damit will ich der FIA auf keinen Fall Manipulationen unterstellen, aber es gibt eine sehr starke Verbindung zwischen Max Mosley, Jean Todt und Luca di Montezemolo. Der Erfolg der Roten mit Michael Schumacher hat dem ganzen Business gut getan, aber jetzt wird es langsam Zeit, dass auch Ron Dennis und sein Team wieder einmal für ihre Mühe belohnt werden. Im Zweifel heißt es oft: pro Ferrari. Wenn Räikkönen in Magny-Cours Vettel so überholt hätte wie Hamilton, hätte er keine Durchfahrtsstrafe bekommen.

Das haben die SPOX-User gesagt:

David111: Dass Hamilton für so etwas eine Strafe bekommen hat, zeigt einmal mehr die Liebe der Formel-1-Häuptlinge gegenüber Ferrari. Wie viel Geld da im Spiel ist, will ich gar nicht wissen. Die Ferrari-Fahrer dürfen sich alles erlauben und nie passiert was. Der lose Auspuff an Räikkönens Auto, der hätte bei jedem anderen Auto sofort entfernt werden müssen. Wie gefährlich so ein "Geschoss" ist, braucht man hoffentlich nicht zu erwähnen.

derTiNgElTaNgEl: Vielleicht stellt mal jemand fest, warum 80% der Regeländerungen vorgenommen wurden. Genau, nämlich, um Seriensieger Schumi/Ferrari das Leben schwer zu machen. Weiterhin wird man dann sehen, dass Ferrari etliche Strafen für Nonsens kassiert hat. Zu guter Letzt wird man erkennen, dass ständig irgendetwas am Ferrari verändert werden musste, weil es plötzlich mitten in der Saison doch nicht mehr regelkonform war.
Ferrari wird bevorteilt? Ich lach mich schlapp!

maksniang: Wollt Ihr keine Konkurrenz mehr haben? Fürchtet Ihr ebenbürtige Gegner? Es ist jedem neutralen Sportsmann ersichtlich, wie sehr seit bald 15 Monaten alles gegen McLaren-Mercedes läuft. Es ist richtig unfair von der FIA, aber wen wundert's, denn FIA und FIAT reimt sich irgendwie!
Ich finde bei allem Respekt vor Kimis Leistungen, er hätte in Frankreich in die Boxen gemusst: Da sieht man, wie die FIA tickt: Er hat alle gefährdet mit seinem glühenden fliegenden losen Auspuff. Wo blieben die Sicherheitsmaßnahmen der Rennkommissare? Stellt euch nur mal vor, da wäre anstatt Räikkönen Hamilton, dem dies passiert wäre!

Mary33: Straffrei ist Ferrari auch nicht ausgegangen, bei Fehlern wurden Massa wie auch Michael Schumacher nach hinten versetzt - siehe Monaco 2006 usw. Es gibt so viele Beispiele in den letzten 18 Jahren, wo auch Ferrari Fehler gemacht hat und die Quittung bekommen hat. Von Bevorteilung kann hier nicht die Rede sein.

Hier können Sie noch einmal die komplette Diskussion der User nachlesen

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