Ein Jahr nach dem Horrorcrash

Von Alexander Mey
Der Horrorcrash im Daumenkino...
© Getty

München - Die 27. Runde des Kanada-GP 2007 war für alle ein Schock - bis auf einen. Es gab einen Mann, der den Horrorcrash von Robert Kubica mit fast 300 km/h gelassen zur Kenntnis nahm: Robert Kubica.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Im Fernsehen hat das schlimmer ausgesehen, als es für ich im Cockpit war", kommentierte der Pole damals in seiner gewohnt gelassenen Art einen der heftigsten Unfälle der letzten Jahre.

Die Bilder von Kubicas Crash im Daumenkino

Einen verstauchten Knöchel und ein paar blaue Flecken holte sich Kubica, sein BMW-Sauber war in Fetzen über die Strecke verstreut.

"Ich muss mit nichts fertig werden"

Das ist am Wochenende ein Jahr her. Wieder kommt Kubica nach Montreal und wieder ist er ganz cool. "Was 2007 geschehen ist, beeinflusst mich nicht. Ich muss mit gar nichts fertig werden. Ich habe keine negativen Gefühle im Bezug auf Kanada. Im Gegenteil, wir fahren dort auf einer meiner Lieblingsstrecken."

So ist er, der Robert Kubica. Er fährt schnell Auto, der Rest ist ihm egal. Eine Attitüde, mit der er an Kimi Räikkönen erinnert.

Er hat eine beneidenswerte Fähigkeit, jeglichen Druck und jegliche Ängste im Cockpit auszublenden. "Ich glaube, dass ich im mentalen Bereich sehr stark bin", sagt Kubica und erklärt: "Das beste Training waren für mich die vielen Rennen gegen starke Piloten, als ich noch jünger war. Ich glaube, dass jeder selbst sein bester Mentaltrainer ist, indem er seine Fehler und Herangehensweise analysiert und versteht."

Vom Talent zum Spitzenfahrer

Nur mit einer Analyse der Geschehnisse des letzten Kanada-GP liegt Kubica falsch. "Mein Leben hat sich nicht verändert", behauptet der Pole. Es hat sich aber sehr wohl etwas verändert. Kubica ist von einem hoffnungsvollen Talent zu einem der besten Fahrer der Formel 1 geworden.

Mit 32 Punkten liegt er trotz des schwächeren Autos in der Fahrer-WM in Schlagdistanz zu Räikkönen, Massa und Hamilton. Der erste Sieg ist nur eine Frage der Zeit.

Seinen Teamkollegen Nick Heidfeld steckt der Pole sehr zum Leidwesen der deutschen Fans regelmäßig in die Tasche. Er ist sogar so stark, dass er als Kandidat für die Nachfolge von Räikkönen bei Ferrari gilt.

Aus Enttäuschungen gelernt

Das war 2007 noch anders. Nicht nur wegen seines Unfalls in Kanada hinkte er hinter Heidfeld her. Er hatte viele Probleme mit der Abstimmung des Autos auf seinen Fahrstil. Dennoch verlängerte BMW-Sauber noch am Krankenbett in Montreal seinen Vertrag. Dieses Vertrauen zahlt Kubica nun zurück.

"Das vergangene Jahr war sehr enttäuschend für mich, aber ich habe daraus gelernt und bin glücklich darüber, dass ich meine Ergebnisse so stark verbessern konnte", sagt Kubica. "Die jetzigen Resultate zeigen eigentlich nur, welch große Probleme ich im vergangenen Jahr hatte."

Großen Eindruck machte Kubica beim letzten Rennen in Monaco, als er unter extrem schwierigen Bedingungen fehlerlos fuhr und einen zweiten Platz erreichte.

BMW-Sauber ohne Hirschgeweih 

Damit es in Kanada wieder so gut läuft, lässt BMW-Sauber ein extra auf die Strecke abgestimmtes Aerodynamik-Paket einfliegen.

Für den Stop-and-Go-Kurs mit langen Geraden und engen Kurven verzichtet das Team sogar auf den zum Markenzeichen gewordenen Zusatzflügel auf der Nase, das so genannte Hirschgeweih.

Kubica wird das Aussehen des Autos egal sein. Hauptsache, es ist schnell.