Beförderung für Vettel?

Von Jan-Hendrik Böhmer
Sebastian Vettel, Toro Rosso, Jubel
© Getty

München - Viel hat David Coulthard in seinen fast 14 Formel-1-Jahren gesehen. Als zukünftiger Weltmeister galt er, später dann als dauerhaft von seinen Teamkollegen dominierter Adjutant. Und zuletzt erlebte er bei Red Bull Racing seinen zweiten Frühling. 

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Erlebte. Vergangenheitsform. Denn in dieser Saison will es einfach nicht klappen. Drei von vier Qualifying-Duellen hat der Schotte gegen Teamkollege Mark Webber verloren. Doch nicht nur das: Zur altbekannten Trainingsschwäche gesellten sich nun auch noch Pech und unnötige Fehler in den Rennen.

Coulthard auf Abwegen? Die besten Bilder vom Spanien-GP. 

Die Folge: Keinen Punkt hat Coulthard nach vier teils desolaten Rennen mit verpatzten Starts und zahlreichen Kollisionen auf dem Konto. Und das, während Webber fleißig Punkte sammelt und wegen seiner konstant guten Ergebnisse vom Team gefeiert wird.

Eine schreckliche Angelegenheit

Droht dem Schotten deshalb jetzt das Aus? Denn selbst wenn Coulthard an den Kollisionen keine Schuld trifft, so bringt er sich mit seinen schlechten Startpositionen doch überhaupt erst in Gefahr. Und dessen ist sich Coulthard durchaus bewusst.

"Es ist eine schreckliche Angelegenheit, am Ende des Feldes zu starten", gestand er. "Man versucht sich aus dem Ärger herauszuhalten, aber das ist nie allzu einfach. Aber was soll ich denn tun? Von der Strecke fahren und die Leute durchlassen?"

Noch scheint ihm sein Teamchef Christian Horner Recht zu geben. "Ich bin mir sicher, dass er bald wieder Glück haben wird", erklärte er nach dem Spanien-GP.

"Das ist Sache von Dietrich Mateschitz"

Doch Fakt ist: Coulthards Vertrag läuft Ende 2008 aus und eine Verlängerung gilt als unwahrscheinlich. Mehr noch: Englische Medien spekulieren bereits seit einiger Zeit über eine vorzeitige Ablösung des 37-Jährigen. Und das ausgerechnet durch Saison-Pechvogel Sebastian Vettel oder dessen Teamkollegen Sebastien Bourdais.

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Ein Insider schätzt die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios in der Zeitschrift "Motorsport aktuell" sogar auf erstaunliche 95 Prozent. Und die Anzeichen verdichten sich. "Ich bete jeden Tag zehn Rosenkränze, dass Vettel bleibt!", sagt Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. Doch auch er muss zugeben: "Die Entscheidung, ob Vettel bei uns bleibt oder zu RBR wechselt, liegt nicht in unserer Macht. Das ist Sache von Dietrich Mateschitz."

Und genau der holte den 20-Jährigen schon einmal kurzfristig zu Red Bull: Nämlich bei den Testfahrten im Februar. Auch dort sprang Vettel ausgerechnet für  Coulthard in die Bresche. Der Schotte hatte sich damals den Nacken gezerrt und zog es vor, nicht zu testen. Vettel fuhr und war auf Anhieb zwei Sekunden schneller als Couthard am Vortag...

Abstieg oder Aus?

Keine guten Aussichten für David Coulthard. Denn wird Vettel tatsächlich befördert, wäre das für den Schotten vermutlich das Ende einer langen Formel-1-Karriere.

Ob er sich auf einen Cockpit-Tausch mit Vettel einlässt, darf bezweifelt werden. Es wird hingegen spekuliert, ob er sich nicht stattdessen als TV-Kommentator oder im Management von Red Bull betätigen könnte.

Außerdem herrscht ja auch bei Toro-Rosso selbst nach einem möglichen Abgang von Sebastian Vettel kein akuter Fahrer-Mangel. So steht zum Beispiel mit dem 19-Jährigen Sebastien Buemi bereits der nächste Red-Bull-Junior auf der Schwelle zur Formel 1.

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