Ferrari leidet am McLaren-Syndrom

Von Alexander Mey
ferrari, mclaren
© Getty

München - Insgeheim hat sich Ferrari in der vergangenen Saison sicher kaputt gelacht. Denn die Roten gewannen mit Kimi Räikkönen einen Fahrer-Titel, den sie nie hätten gewinnen dürfen.

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Es waren die beiden McLaren-Piloten Fernando Alonso und Lewis Hamilton, die fast die gesamte Saison dominiert hatten. Am Ende standen beide aber dumm da, weil sie sich schlichtweg gegenseitig zu viel Punkte weggenommen hatten

2008 droht beiden Teams eine ähnliche Situation - allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.

Ferrari-Piloten nehmen sich Punkte weg

Jetzt hat Ferrari die beiden gleichwertigen Piloten, die sich gegenseitig die Punkte wegnehmen und McLaren-Mercedes kann sich auf Lewis Hamilton konzentrieren.

Der Brite hat nach sechs Rennen 38 Punkte auf dem Konto. Das Ferrari-Duo Kimi Räikkönen (35) und Felipe Massa (34) folgt im Gleichschritt dahinter.

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"Es stimmt schon, dass sich die Ferrari-Piloten gegenseitig wichtige Zähler im WM-Kampf stehlen", sagt Premiere-Experte Marc Surer SPOX.com. Die Parallelen zum vergangenen Jahr sind offensichtlich.

Keine bösen Fouls von Kovalainen

Bei den Silbernen droht ein ähnliches Problem nicht, denn immerhin hat Heikki Kovalainen schon 23 Punkte Rückstand auf Hamilton und wird kaum noch ernsthafte Ambitionen haben, seinen Teamkollegen zu überflügeln.

Böse Fouls a la Alonso wird es 2008 zwischen den Freunden Hamilton und Kovalainen nicht geben. "Kovalainen ist intelligent genug, um sich nicht übermäßig mit Hamilton anzulegen", sagt Surer. "Er wird seine Chancen auf den Titel in der Zukunft im Auge behalten."

Massa bereitet Räikkönen "Kopfzerbrechen"

Auf eine ähnliche Rücksichtnahme können Räikkönen und Massa nicht hoffen. "Ferrari kann es sich nicht leisten, sich auf eine Nummer eins festzulegen", sagt Surer und legt das Kräfteverhältnis der roten Teamkollegen fest: "Räikkönen ist besser, aber ich zweifle an seiner Motivation. Massa will unbedingt und hat im Moment einen Lauf. Aber ich glaube, seine Fehler werden wiederkommen."

Im Hause McLaren-Mercedes hätte man nichts dagegen, wenn Massa so lange wie möglich auf Augenhöhe mit Räikkönen kämpfen könnte. Umso besser wären die Aussichten für Hamilton.

"Massa war immer schon schnell, aber nicht fehlerfrei. Im Moment macht er jedoch einen fantastischen Job und ich denke, dass er Kimi damit ganz schön Kopfzerbrechen bereitet", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach dem Monaco-GP.

Keine Nummer eins bei den Roten

Vielleicht gibt es ja wieder ein Saisonfinale in Brasilien, bei dem drei Piloten Weltmeister werden können. Und vielleicht wird diesmal Ferrari das Team sein, das einigen während der Saison verlorenen Punkten nachtrauert.

Denn für die Scuderia ist die Situation Neuland. Seitdem Michael Schumacher 1996 zum Team gekommen ist, hat es nämlich keine Saison mehr gegeben, in der man sich nicht frühzeitig auf eine klare Nummer eins konzentriert hat.

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