Ich weiß noch immer...

SID
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© Getty

Stuttgart/London - Ich weiß noch immer, was ihr letzten Sommer getan habt. Nach diesem Film-Motto hält Formel-1-Chef Bernie Ecclestone eine Bestrafung von McLaren-Mercedes wegen der Spionage-Affäre für die kommende Saison für möglich.

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"Ich will es nicht hoffen, aber auszuschließen ist das nicht", sagte der Brite in einem Interview mit der Online-Ausgabe des Magazins "auto motor und sport". Der Internationale Automobilverband FIA hatte das britisch-deutsche Team wegen des Besitzes geheimer Ferrari-Daten von der diesjährigen Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ausgeschlossen, ihm alle Punkte aberkannt und zu 100 Millionen Dollar Geldbuße verurteilt.

Ecclestone kann sich weitere Sanktionen vorstellen, falls McLaren- Mercedes beim Rennwagen für 2008 Ferrari-Daten verwendet haben sollte. "Als Fotograf besitze ich die Copyright-Rechte an meinen Bildern. Ob man sich beim Design von irgendetwas auf die gleiche Stufe stellen kann, kann ich nicht beurteilen. Als Designer würde ich sagen ja."

Renault könnte glimpflich davonkommen 

Die Renault-Affäre hat nach Ecclestones Einschätzung nicht dieselbe Dimension wie der Spionageskandal zwischen McLaren-Mercedes und Ferrari. Die Franzosen müssen sich am 6. Dezember vor der FIA wegen des Besitzes von McLaren-Daten verantworten. "Ich kenne das ganze Ausmaß der Affäre nicht", sagte der Grand-Prix-Boss. "Der Unterschied ist nach meinem Wissen der, dass im Fall von McLaren Information beinahe auf stündlicher Basis von einer Person zu McLaren geflossen ist. Bei Renault hat einer einfach einen ganzen Berg Zeichnungen mitgebracht und das war's."

Ecclestone rät den Rennställen, solche Konflikte künftig intern zu lösen und nicht bei jedem Problem die Gerichte einzuschalten: Wenn McLaren-Teamchef Ron Dennis sich beim ersten Verdacht sofort mit Ferrari-Teamchef Jean Todt an einen Tisch gesetzt und beide sofort die Polizei eingeschaltet hätten, dann würden man heute vielleicht heute die volle Wahrheit kennen.

Nach Ecclestones Meinung sollte sich die FIA nicht in den Spionagestreit der Teams einmischen: "Das ist eine Sache für die Polizei und Strafrichter. Die haben viel bessere Methoden, die Wahrheit herauszufinden." Er habe Dennis nach Bekanntwerden der ersten Informationen geraten: "Geh zur Polizei und sage ihnen, dass du im Haus einen Angestellten hast, der gestohlenes Material erhalten oder gekauft hat. Hätte er diesen Weg bestritten, wäre uns und ihm viel erspart geblieben.

Räikkönen hat den Titel verdient 

Kritik übte Ecclestone an den oft späten Entscheidungen der Rennkommissare nach Einsprüchen, was zu manchmal stundenlangen Verzögerungen bei der Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses führt. Er plädierte für kürzere Fristen: "Ich verstehe nicht, warum die Sportkommissare so lange für ihre Arbeit brauchen. Man sollte ihnen ein Zeitlimit setzen. Du hast eine Stunde Zeit, einen Protest einzureichen, und sie haben eine Stunde Zeit, darüber zu entscheiden."

Den im WM-Rennen dem Ferrari-Konkurrenten Kimi Räikkönen nur um einen Punkt unterlegenen Lewis Hamilton bezeichnete Ecclestone als besten Neuling: "Der Junge hat einen außergewöhnlichen Job gemacht. Der Kerl hat Talent ohne Ende." Es sei aber gut, dass Räikkönen mit seinem Sieg beim Saisonfinale in Sao Paulo noch Weltmeister geworden sei. "So wie es gelaufen ist, war es gut. Hamilton hat seine Visitenkarte abgegeben. Seine Geschichte war fantastisch für ihn und für die Formel 1", sagte er. "Kimi kam aus dem Hinterhalt. Aber er hat sechs Rennen gewonnen und Lewis nur vier. Deshalb ist Kimi ein würdiger Weltmeister."

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