Schumi fährt allen davon

SID
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© Getty

Barcelona - Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher hat 387 Tage nach seinem letzten Rennen ein inniges Wiedersehen mit der "roten Göttin" gefeiert.

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Um 9.02 Uhr rollte er am Dienstagmorgen in Barcelona erstmals auf die Strecke, um erstmals nach seinem Rücktritt wieder für Ferrari zu testen. Auf den insgesamt 64 Runden bewies der siebenmalige Weltmeister, dass er offenbar nichts verlernt hat.

Schumacher fuhr die überlegene Bestzeit des Tages und war dabei unter anderem deutlich schneller als Nick Heidfeld im BMW-Sauber und Nico Rosberg im Williams-Toyota. "Meine Liebe zu diesem Sport ist nie erloschen, und ein Formel-1-Auto zu fahren ist das Größte für jeden Motorsportler", sagte Schumacher, der Ferrari nach seiner Karriere als Berater treu geblieben ist.

Comeback nur ein einmaliges Vergnügen 

Er stellte aber eindeutig klar: "Das hat nichts mit meiner Entscheidung für den Rücktritt zu tun, die ist unwiderruflich." Schumachers zweitägiger Testeinsatz dient dazu, Ferrari wertvolle Erkenntnisse für die nächste Saison mit Autos ohne Traktionskontrolle zu verschaffen.

Im Gegensatz zu Weltmeister Kimi Räikkönen und Teamkollege Felipe Massa, die noch nicht ohne Traktionskontrolle gefahren sind, hat der 38-jährige Kerpener unzählige Runden ohne die elektronischen Hilfsmittel gedreht, die in der Königsklasse ab 2008 nach die Einführung einer neuen Standardelektronik nicht mehr erlaubt sind. "Daher kann meine Erfahrung nützlich und sinnvoll sein", erklärte Schumacher auf seiner Homepage: "Ich hoffe, dass ich Ferrari bei den Vorbereitungen für die neue Saison unterstützen kann."

Akribisch wie immer

Und Schumacher, der seine Nackenmuskulatur eigens für die Tests wieder mehr trainiert hatte, spulte den Arbeitstag so akribisch ab wie immer in seiner langen Laufbahn. Um 8.22 Uhr traf er am Circuit de Catalunya ein, wo er sechs seiner insgesamt 91 GP-Siege gefeiert hatte. Nach ein paar Autogrammen für Fans, einem kurzen Frühstück und einer Besprechung mit den Ingenieuren rollte er zwei Minuten nach dem offiziellen Beginn der ersten Wintertestfahrten auf die Piste.

Danach arbeitete er routiniert und mit durchaus respektablen Zeiten das von den Technikern vorgegebene Programm ab. Der siebenmalige Weltmeister hatte am 22. Oktober 2006 in Sao Paulo seinen 250. und letzten Grand Prix bestritten und war danach in den sportlichen Ruhestand gegangen.

Eine Woche später drehte er bei den Ferrari-Days in Monza vor 40.000 begeisterten Fans noch ein paar Abschiedsrunden. Danach saß er am 24. Oktober einmal kurz im aktuellen Ferrari-Modell 2007, als er im Rahmen einer Vorstandssitzung bei Ferrari im Regen ein paar Kilometer auf der Hausstrecke in Fiorano abspulte.

Rennen nur noch zum Spaß

In den letzten Monaten hatte Schumacher immer wieder betont, dass es für ihn keine generelle Rückkehr in die Formel 1 geben wird: "Ich kann nur immer wieder sagen, dass es mir und meiner Familie in unserem jetzigen Leben wunderbar geht." Rennen fahren will er nur noch zum Spaß, wie etwa bei einem Kartrennen seines Freundes Massa in Brasilien oder dem Race of Champions am 16. Dezember in London, wo Schumacher mit Toro-Rosso-Pilot Sebastian Vettel das deutsche Team bildet.

Auch auf dem Motorrad beeindruckend schnell

Vor gut einer Woche hatte Schumacher die Ducati von MotoGP-Weltmeister Casey Stoner ausprobiert und dabei auch auf zwei Rädern eine bemerkenswerte Figur gemacht. Bis auf fünf Sekunden fuhr er in Valencia an den Rundenrekord von Dani Pedrosa heran, den der tags zuvor bei seinem Sieg im WM-Finale dort aufgestellt hatte.

"Ich liebe es immer noch zu fahren, und ich fahre ja noch immer, nur auf andere Weise halt. Aber das Kapitel Formel 1 ist abgeschlossen. Ich bereue nichts, ich fühle mich frei", hatte der Kerpener Ende Oktober anlässlich der Verleihung des Preises "Prinz von Asturien" in Oviedo erklärt. Als kürzlich nach einer Aussage von Williams-Mitbesitzer Patrick Head Spekulationen über ein Comeback beim Ferrari-Erzrivalen McLaren-Mercedes als Nachfolger von Fernando Alonso aufkamen, bezeichnete Schumachers Manager Willi Weber das als "völlig absurd und abwegig".

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