Keine Frauen, aber viel Geschichte

Von Alexander Mey
hamilton
© Getty

München - Jetzt geht es also los, das Wochenende, das vor Formel-1-Geschichte nur so triefen könnte.

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Schuld daran ist Lewis Hamilton: Der erste Farbige in der Formel 1, der erste Rookie, der bei mehr als seinen ersten beiden Rennen auf dem Podium stand, der jüngste Fahrer, der je die WM-Wertung angeführt hat.

Er wird wahrscheinlich auch der erste Rookie, der Weltmeister wird, der jüngste Weltmeister aller Zeiten und so weiter und so weiter...

Die Superlative gehen aus

Der 22-jährige Brite stellt die Weltpresse seit nunmehr sieben Monaten vor ein Problem, das sie nicht einmal zu Zeiten eines Michael Schumacher kannte. Ihr gehen die Superlative aus.

"Hamilton steht davor, Motorsport-Geschichte zu schreiben. Er ist nur noch einen Sieg von der Unsterblichkeit entfernt." Mehr fällt sogar der renommierten Londoner "Times" nicht mehr ein.

Schön wäre es ja mit der Unsterblichkeit, aber so perfekt das Jahr auch für Hamilton gelaufen ist, das ist sogar für ihn ein bisschen zu viel verlangt.

Keine Kippen, kein Alkohol, keine Frauen 

Schließlich gab es nach dem Sieg im Regenchaos von Japan sogar selbst auferlegtes Party-Verbot. "Ich bleibe im Hotel, mein Vater kann gerne nach Tokio fahren und feiern", sagte Hamilton am vergangenen Sonntag.

Bei solch vernünftigen Worten wäre eine zusätzliche Mahnung von Vater Anthony eigentlich überflüssig gewesen, aber wie Eltern so sind, sie können es nicht lassen.

"Wenn man Rennen fährt, gibt es keine Partys, kein Rauchen, kein Drinken, keine Frauen - nur Arbeit", zitiert "Autosport" Papa Hamilton. "Wenn du Party machen und Frauen anbaggern willst, dann musst du dir einen anderen Job suchen."

WM-Chance? "Ich verdränge das" 

Dabei hat es Lewis Hamilton gar nicht nötig, Frauen anzubaggern, sie fliegen ohnehin auf ihn.  Wahrscheinlich auch in Schanghai, doch da hat Hamilton andere Sorgen - nämlich einen WM-Titel zu gewinnen.

Der beste Weg dahin: Gar nicht drüber nachdenken und einfach Auto fahren. Genau das hat Hamilton vor: "Es wurde in den letzten Tagen viel über die Meisterschaft geredet, aber ich verdränge das."

Schwierig, denn Grund genug, sich mit nichts anderem zu beschäftigen, hätte er. Zwölf Punkte Vorsprung hat Hamilton zwei Rennen vor Schluss vor Fernando Alonso.

Rechenspiele

Da sind Rechenspiele angesagt. Kommt Hamilton vor Alonso ins Ziel, ist alles klar, auch wenn er nur einen Punkt auf Alonso verliert, ist alles klar. Verliert Hamilton zwei oder mehr  Punkte, ist die WM-Entscheidung vertagt.

Offiziell sagt Alonso zu dieser Konstellation: "Ich gebe nicht auf". Aber seine Aussagen direkt nach seinem Ausfall in Fuji, mit dem er die Titelverteidigung nahezu verspielt hat, treffen wohl eher den Kern der Sache: "Jetzt brauche ich ein Wunder."

Ein "Wunder" wäre ein Ausfall von Hamilton, der erste der Saison. Bisher fuhr der Brite bei 14 von 15 Rennen in die Punkte, davon zwölf Mal aufs Podium.

Wäre doch ein Wunder, wenn so jemand nicht Weltmeister würde.

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