Bloß keinen Mist bauen!

Von Alexander Mey
dennis, mclaren, kommandostand
© Getty

München - Was Ferrari vor dem Titel-Showdown für strategische Möglichkeiten hat, haben wir bereits geklärt. Jetzt versetzt sich SPOX.com in McLaren-Teamchef Ron Dennis. Wie geht er mit der Situation um, zwei WM-Rivalen unter einen Hut bringen zu müssen?

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Den Luxus von Ferrari-Kollege Jean Todt, einen Fahrer für den anderen arbeiten lassen zu können, hat Dennis nicht. Nicht einmal annähernd. Im Gegenteil muss er sich darüber Sorgen machen, wie er den GAU verhindert, dass sich Lewis Hamilton und Fernando Alonso so sehr beharken, dass Kimi Räikkönen der lachende Dritte ist. An einen Crash der beiden McLaren-Streithähne wagt man gar nicht erst zu denken.

Im Qualifying muss das Team, wenn es fair ist - wovon alle ausgehen, schließlich gibt es ja sogar einen Aufpasser, der auf Geheiß der FIA genau das garantieren soll - zusehen, beide Autos mindestens in die zweite Startreihe zu bringen.

Zum einen darf man trotz des vermeintlich komfortablen Vorsprungs von sieben Punkten auf Räikkönen nicht zu viel Abstand auf Ferrari haben, zum anderen gilt wie immer die Faustregel: Je weiter vorne man am Start steht, desto geringer ist das Unfall-Risiko in der ersten Kurve.

Zum zehnten Mal rot-silbern?

Bei der Grundschnelligkeit, die die Silberpfeile haben, sollte die zweite Startreihe selbst bei etwas mehr Benzin im Tank zu Gunsten der Rennstrategie problemlos erreichbar sein.

Davon ausgehend, dass in Sao Paulo wie bereits neun Mal zuvor in dieser Saison die ersten beiden Reihen rot-silbern glänzen, ist die Frage: Wer steht dank welcher Benzinmenge wo?

Ferrari wird wahrscheinlich Felipe Massa auf die Pole-Position ansetzen, dahinter ist zwischen den drei WM-Rivalen, die alle mehr auf ihre Rennstrategie als auf die Pole schauen müssen, je nach Tagesform alles drin. Eventuell setzt Alonso auf einen Tick weniger Benzin, um zumindest schon einmal vor Hamilton zu stehen.

Alonso wird nicht zurückstecken

Im Rennen gilt dann der Leitsatz: Bloß keinen Mist bauen! Denn im Prinzip können sich die Silbernen nur selbst schlagen. Es werde keinen teaminternen Crash geben, beteuern Hamilton und Alonso vor dem Rennen unermüdlich.

Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Sollte es zwischen den beiden zum direkten Duell kommen, dann wird zumindest Alonso sicher nicht aus Rücksicht auf das Team zurückstecken. Hamilton vielleicht, aber auch er weiß natürlich, worum es für ihn geht.

Hamilton hat Motoren-Vorteil

Also am besten dafür sorgen, dass sich die beiden abgesehen vom Start gar nicht allzu oft nahe kommen können. Das gelingt mit leicht unterschiedlichen Strategien. Alonso etwas progressiver mit weniger Benzin, Hamilton konservativ mit mehr Benzin. Der Brite muss das Rennen schließlich nicht gewinnen.

Außerdem hat er noch einen Vorteil gegenüber Alonso, der das eine oder andere Kilo Sprit kompensieren könnte. Er darf einen neuen Motor einsetzen, der nur für das letzte Rennen halten muss. Das gibt ihm die Möglichkeit, in Sachen Drehzahl und Temperaturen einen Tick mehr zu riskieren. Gleiches gilt aber auch für beide Ferrari.

Einfach hinter Alonso herfahren

Am Ende bleibt für den jungen Hamilton die Mission jedoch bei aller Taktik relativ einfach. Er muss das Rennen nicht gewinnen, er muss nur normal und ohne Zwischenfälle durchkommen. Am besten hängt er sich hinter Alonso und rollt im Windschatten des Spaniers locker zum Titel.

Der Plan ist einfach, die Umsetzung dürfte ungleich schwieriger werden.

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