Todts böse Crash-Gedanken

Von Alexander Mey
todt, ferrari, kommandostand
© Getty

München - Die Konstellation beim Saisonfinale ist speziell. Bei drei Fahrern aus zwei Teams, die noch Titelchancen haben, sind besondere Strategien gefragt. Was können sich McLaren-Mercedes und Ferrari im Vorfeld überlegen, um so gut vorbereitet wie möglich ins Rennen zu gehen? SPOX.com spielt bei beiden Teams einmal Chefstratege. Zunächst schleichen wir uns in die Gehirnwindungen von Ferrari-Teamchef Jean Todt.

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Nicht schon wieder als Außenseiter nach Brasilien! Das hatten wir doch letztes Jahr erst. Und dann noch das schlechte Qualifying von Michael damals. Von Platz zehn aus war da gegen Fernando natürlich kaum noch was zu machen.

Das darf uns diesmal nicht wieder passieren. Wäre doch gelacht, wenn Fernando zum dritten Mal hintereinander in Sao Paulo Champion wird.

Zuerst muss ich mir etwas für das Qualifying überlegen. Ich muss unbedingt den Vorteil, dass bei uns mit Kimi nur ein Fahrer um den Titel fährt, ausnutzen. Felipe muss sich voll in Kimis Dienst stellen.

Am besten, wir geben ihm ein bisschen weniger Benzin mit, damit er in der dritten Quali-Runde auf die Pole-Position fahren kann. Damit schlage ich gleich ein paar Fliegen mit einer Klappe. Felipe ist motiviert, seine Fans beim Heimspiel werden johlen - und er steht am Start vor beiden McLaren.

Bei Kimi setzen wir voll auf Rennstrategie. Er bekommt so viel Benzin an Bord, um im Rennen die optimale Strategie fahren zu können. Damit hat er beste Chancen auf den Sieg.

Nur gut, dass wir in beide Autos neue Motoren einbauen dürfen. Das darf Lewis zwar auch, Fernando muss aber den Motor aus China noch einmal benutzen. Da können wir bestimmt etwas tricksen. Die Drehzahl ein bisschen hoch, die Temperaturen ein bisschen höher, das bringt auf der langen Bergauf-Geraden in Sao Paulo eine Menge. Wir können da ein bisschen mehr riskieren, schließlich muss der Motor ja diesmal nur ein Rennen lang halten, weil die Saison danach rum ist.

So weit so gut. Doch wie gehen wir das Rennen an?

Gehen wir mal davon aus, dass auch Alonso ein bisschen mehr Risiko geht und auf Startplatz zwei neben Felipe steht. Dann haben wir sicher Kimi und Lewis in Reihe zwei.

Damit Kimi mit dem schwereren Auto nicht den Anschluss an die McLaren verliert, muss Felipe unbedingt den Start gewinnen und dann bis zu seinem ersten Boxenstopp vor Alonso und Hamilton herfahren, um sie einen Tick einzubremsen.

Durch die Boxenstrategie müssen wir es dann schaffen, Kimi an den beiden Silbernen vorbeizubringen. Aber was machen wir dann mit Felipe? Klar ist, dass er gegen Rennende Kimi gegen die McLaren abschirmen muss.

Aber da fällt uns schon was ein. Sollte er vor Kimi sein, lassen wir uns eben kurzfristige Schalt- oder Reifenprobleme einfallen, um die Positionen zu tauschen. Offensichtliche Stallregie ist ja selbst beim WM-Finale verboten.

Fakt ist: Felipe muss als Zweiter für einen Ferrari-Doppelsieg sorgen. Was dahinter passiert, können wir nicht beeinflussen.

Obwohl... Wenn Felipe unauffällig beide McLaren aus dem Rennen befördern könnte, zum Beispiel durch einen Startunfall, dann wäre Kimi Weltmeister. Ach nein, das wäre unfair. Daran sollte ich nicht einmal denken.

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