FIA macht sich zum Affen

Von Alexander Mey
alonso, hamilton
© Getty

München - Nicht, dass es in der Formel 1 in der laufenden Saison nicht ohnehin schon viel zu viel Politik gegeben hätte. Jetzt macht sich die beste und größte Rennserie der Welt komplett zum Affen.

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Der Weltverband FIA hat tatsächlich der Forderung des spanischen Motorsportverbands zugestimmt und stellt für das Saisonfinale in Brasilien unter dem Euphemismus "Sonderbeobachter" einen Aufpasser in die McLaren-Box, der nichts anderes zu tun hat, als sicherzustellen, dass im Titelkampf kein Fahrer bevorzugt wird.

Ein Wachhund für die Streithähne Fernando Alonso und Lewis Hamilton, und das nur wegen der Paranoia der Spanier. Man kommt sich vor wie im Kindergarten.

"Jetzt's wird's immer absurder"

Völlig zurecht sagt Formel-1-Legende Niki Lauda in der "Bild": "Jetzt wird's immer absurder. So etwas habe ich noch nie gehört."

Klar, so etwas hat es ja auch noch nie gegeben. Ayrton Senna und Alain Prost hätten sich zu ihrer McLaren-Zeit bedankt, wenn sie am WM-entscheidenden Wochenende ständig einen Aufpasser gehabt hätten, der ihnen im Weg herumsteht. Wahrscheinlich hätten sie sofort fristlos gekündigt.

Mercedes begrüßt Aufpasser

Auch wenn Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug offiziell den Beobachter begrüßt, weil es seinem Team die Chance gibt, der Welt zu demonstrieren, dass beide Fahrer absolut gleich behandelt werden, muss die FIA aufpassen.

Das ganze Jahr zeigt nämlich schon einen Hang des Weltverbands zur Überregulierung. Vermutlich hat die Spionage-Affäre Max Mosley und Co. so einen Schock versetzt, dass man ab jetzt niemandem mehr über den Weg traut.

FIA reagiert hypersensibel

Die ganze Diskussion über eine Strafe gegen Hamilton wegen seines Verhaltens hinter dem Safety-Car in Japan oder die zunächst ausgesprochene Strafe gegen Sebastian Vettel wegen des Unfalls mit Mark Webber: All das hätte man sich sparen können - und hätte es sich wohl auch gespart, wäre man anno 2007 nicht hypersensibel.

Mit der Wachhund-Affäre ist nun eine neue Dimension erreicht. Denn hier geht es ja nicht um objektive Hinweise, die auf eine Benachteiligung Alonsos hinweisen. Alles, was die FIA hat, sind die Aussagen des Spaniers, dass er sich benachteiligt fühlt, eine spanische Presse, die Verschwörungstheorien spinnt und einen spanischen Verband, der einfach mal ins Blaue hinein Hilfe für seinen Nationalhelden fordert.

Im Fußball undenkbar

Wo kommen wir hin, wenn so etwas Schule macht? Kann demnächst Hermann Tomczyk, der Präsident des deutschen Motorsportbundes, zur FIA gehen und einen Aufpasser für BMW-Sauber fordern, nur weil Nick Heidfeld mal zwei Rennen gegen Robert Kubica verloren hat?

Oder mal weg von der Formel 1: Könnte im Fußball Bundestrainer Joachim Löw einen Aufpasser für den FC Bayern München beantragen, um sicherzustellen, dass seine Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski im Kampf um die Stammplätze nicht benachteiligt werden?

Etwas Nachsicht wegen Spionage-Affäre

Die DFL würde über so eine Forderung nur kurz mit dem Kopf schütteln. Die FIA tut das nicht - leider. Sie hat zwar nach der Spionage-Affäre etwas Rücksicht verdient, doch in Zukunft sollte sie sich solche Aufpasser-Aktionen sparen.

Die WM 2007 wird in Brasilien auf der Strecke und nicht in der Box entschieden werden. Dazu hätte es aber keinen Wachhund gebraucht.

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