Keine Strafe gegen Hamilton

SID
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© Getty

Schanghai - Der Internationale Automobilverband FIA hat den Formel-1-Rennfahrer Lewis Hamilton vom Verdacht freigesprochen, beim Großen Preis von Japan mit einem Brems-Manöver gegen Regeln verstoßen zu haben.

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Diese Entscheidung traf eine dreiköpfige Kommission nach einer einstündigen Anhörung in Schanghai. Der McLaren- Mercedes-Pilot behält damit seine 107 WM-Punkte und kann beim Großen Preis von China vorzeitig den WM-Titel gewinnen.

Aufgehoben wurde gleichzeitig die Rückversetzung von Sebastian Vettel. Der Toro-Rosso-Pilot aus Heppenheim war unmittelbar nach dem Manöver des WM-Spitzenreiters dem vor ihm fahrenden Mark Webber aufgefahren. Vettels Strafe wurde auf eine Rüge reduziert.

"Ich soll möglicherweise für etwas bestraft werden, was ich nicht getan habe", hatte Hamilton zuvor ausgesagt. "Es ist wirklich eine Schande", meinte Hamilton vor seiner Vernehmung. "Ich haben niemanden in Gefahr gebracht", betonte der Brite.

Hamilton auf der "Anklage-Bank"

Augenzeugen wurden bei der gut einstündigen Anhörung im Anschluss an das Fahrermeeting auch die unzähligen Medienvertreter, die sich neugierig vor den nur unzureichend abgedunkelten Scheiben drängten. Hamilton saß auf der "Anklage-Bank" weil er beim Großen Preis von Japan gegen das Regelwerk verstoßen haben soll.

Im Regen soll der WM-Spitzenreiter hinter dem Safety Car sein Tempo deutlich reduzierte und vor einer Linkskurve nach rechts ausgeschert sein. Die hinter ihm fahrenden Mark Webber und Sebastian Vettel kollidierten. Auch der Australier und der Deutsche wurden von der Jury befragt.

Webber stellt Vorwurf gegen Hamilton richtig

"Ich muss den Abstand zum Safety Car wahren und die Fahrer hinter mir zu meinem Wagen", sagte Hamilton. Es sei nicht sein Job, sich um Piloten hinter ihm zu kümmern. Zudem habe er das erste Mal bei einem Regenrennen die Führung inne gehabt und er habe seine Sache gut gemacht, so Hamilton.

Webber sah dies anders: "Ich denke, er hat einen Scheiß Job gemacht hinter dem Safety Car." In der offiziellen Presseerklärung nach dem Freitags-Training ließ der Australier allerdings verlauten: "Ich habe zu keiner Zeit, irgendeine offizielle Beschwerde über irgendjemands Fahrstil nach dem Großen Preis von Japan gemacht."

Auf den Plan hatte die FIA, die lange Zeit ein Geheimnis um ein Verfahren gegen Hamilton machte, ein Fan-Video beim Internetanbieter "YouTube" gerufen. Den Filmstreifen hatte Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost entdeckt und weitergeleitet.

Räikkönen Schnellster vor Alonso  

Hamilton ließ die Hängepartie vor seiner erhofften Fahrt zum Titel nicht kalt. Der vermeintliche Sonnyboy belegte in beiden Trainingseinheiten jeweils lediglich den vierten Rang. In der zweiten Session steuerte er seinen Silberpfeil sogar durch den Kies.

Trainingsschnellster war beide Male Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, der vor dem vorletzten Saisonlauf mit 17 Punkten Rückstand auf Hamilton zumindest noch theoretische WM-Chancen hat. Zweiter in der Gesamtwertung und bei den Trainingseinheiten wurde Titelverteidiger Fernando Alonso im zweiten McLaren-Mercedes.

Der Spanier hat zwölf Punkte Rückstand. Drittschnellster sowohl am Morgen als auch am Nachmittag auf dem 5,451 Kilometer langen Kurs in Schanghai war Felipe Massa aus Brasilien.

Viel Pech für Heidfeld 

Einen frustrierenden Freitag erlebte Nick Heidfeld. Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Session musste er seinen BMW-Sauber mit Hydraulikdefekt abstellen. So kam er nur auf wenige Testrunden und belegte Platz 16.

"Natürlich bin ich enttäuscht, weil ich heute nicht viel fahren konnte", sagte Heidfeld. "Die Mechaniker haben zwar wahnsinnig schnell gearbeitet. Doch die Streckenbedingungen haben sich im Laufe des Tages natürlich verändert, so dass ich keine vernünftigen Vergleiche anstellen konnte."

Bester Deutscher war Ralf Schumacher. In seinem vorletzten Rennen für Toyota kam er hinter Teamkollege Jarno Trulli und Mark Webber im Red Bull auf Platz sieben. Nico Rosberg wurde hinter David Coulthard Neunter.

Sport ist Nebensache 

Doch war das sportliche Geschehen in den Hintergrund getreten, die für alle sichtbare Anhörung bestimmte das Geschehen. Durchgeführt wurde sie im Erdgeschoss in einem der beiden Tower an der Strecke.

Hamilton saß vor dem großen Bildschirm, auf dem TV-Gerät wurden Szenen aus dem Rennen in Japan abgespielt. Ohne Kommentar verließ Vettel, begleitet von Kamerateams und Fotografen den Verhandlungsraum. Äußern wollte und durfte er sich wohl auch nicht zu dem Verfahren. Hamilton lächelte zumindest, als er das Gebäude verließ.

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