Stille Post

Von Alexander Mey
ferrari, box
© Getty

München - Was für ein Rennen in Fuji! Zugegeben, man kann den meisten Fahrern Recht geben, die sagen, dass es Quatsch war, den Grand Prix überhaupt freizugeben.

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Aber dem Zuschauer hat es Spaß gemacht. Strömender Regen, Dreher, Ausrutscher, Unfälle - was will das Motorsportherz mehr?

Für Ferrari war der Japan-GP noch ein bisschen chaotischer als für alle anderen Teams. Daran war die liebe FIA nicht ganz unschuldig.

Ferrari und die Sache mit den Reifen - nur eine der Geschichten aus Fuji.

Stille Post

Wenn die Formel 1 für eins steht, dann ist es Hightech. Umso kurioser, wenn ein Spitzenteam wie Ferrari in Japan an so etwas simplem scheitert wie einer E-Mail.

Kurz nach dem Start und noch während der ersten Safety-Car-Phase mussten die Roten beide Fahrer an die Box holen, um ihnen Regenreifen anstatt Intermediates mitzugeben. Allerdings nicht aus Einsicht, am Start zu hoch gepokert zu haben, was angesichts der einsetzenden Sintflut durchaus denkbar gewesen wäre. Nein, Ferrari hatte von der FIA die Anweisung bekommen, das Rennen auf Regenreifen zu starten.

Nur leider deutlich später als alle anderen Teams. Was zehn Rennställe schon lange vor dem Start wussten, erfuhren die Roten erst sieben Minuten nach dem Beginn des Rennens. Warum? Ganz einfach: Sportchef Stefano Domenicali hatte seine E-Mails nicht gecheckt. Ein zusätzlicher schriftlicher Hinweis der FIA hätte Ferrari retten können, doch das hielt der Weltverband nicht für nötig. Ein Fehler, den Domenicali direkt nach dem Rennen mit den Worten "the FIA fucked us up" (die Übersetzung lassen wir lieber - es ist nichts Nettes) dokumentierte. Später entschuldigte sich der Weltverband bei den Roten. Das muss reichen, rechtliche Schritte stehen der Scuderia nicht zur Verfügung. Da hilft beim nächsten Mal nur eins: Öfter mal im Posteingang nachschauen.

Kleiner Bulle, großer Bulle

Was hätten die Korken geknallt bei Red Bull. Unglaubliche Szenen hätten sich abgespielt, Schampus wäre in Strömen geflossen. So flossen aber nur Tränen, bei Sebastian Vettel, der den Österreichern gleich zwei Podestplätze vermasselte. Klar, dass ihm die deutschen Fans seinen verhängnisvollen Rammstoß gegen Mark Webber schnell verzeihen, aber dennoch muss es erlaubt sein, sich einmal zu überlegen, was das Team im Japan-GP so alles hätte gewinnen können.

Platz zwei für Webber im Red Bull, Platz drei für Sebastian Vettel im Toro Rosso. Dazu noch Platz sechs für David Coulthard im Red Bull - das wären 17 WM-Punkte für die beiden Schwesterteams gewesen. So bleibt es bei 23 Punkten für beide Rennställe, für die sie allerdings 14 Rennen brauchten.

Und dann das noch: Als kleiner Trost für Toro Rosso erbte Vitantonio Liuzzi durch den Fehler seines Teamkollegen einen WM-Punkt, den ersten für das Team. Aber sogar den gönnte ihnen das Schicksal nicht. Liuzzi erhielt wegen Überholens unter Gelb eine Zeitstrafe und wurde als Neunter gewertet. Ob der Einspruch des Teams gegen die Strafe begründet oder Sinnbild der Verzweiflung ist - man weiß es nicht. Wissen tut man dagegen, dass Vettel wegen seines Rammstoßes gegen Webber beim nächsten Rennen in China um zehn Startplätze nach hinten versetzt wird.

Ach übrigens: Coulthard durfte seinen vierten Platz behalten, kein Unfall, keine Strafe, kein Haken. Wenigstens etwas für Red Bull.

Dem Champion zu Ehren

Apropos David Coulthard: Der Schotte hatte sich sein gutes Ergebnis allein schon durch seine großartige Geste vor dem Wochenende verdient. Er ließ seinen Helm in den Farben des nach einem Hubschrauber-Absturz gestorbenen Colin McRae lackieren.

Alle Fahrer sollten auf dem Helm des ehemaligen Rallye-Weltmeisters unterschreiben und so dafür sorgen, dass eine Versteigerung des Helms möglichst viel Geld für einen Kinderhilfsfond der Familie McRae einbringt. Ganz großer Sport, Mister Coulthard!

Fragen Sie mal Herrn Lauda

Über das Regenchaos in Fuji 2007 wurde viel geredet. Nico Rosberg bezeichnete die Austragung des Rennens als "Quatsch", Ralf Schumacher bemühte das Wort "Wahnsinn". Aber die Show musste weitergehen, und schließlich hat sich ja auch jeder Fahrer überwunden und das Rennen beendet.

Ganz anders als beim ersten Japan-GP in Fuji. 1976 gab es auch ein handfestes Regenchaos. Damals ging es zwischen James Hunt und Niki Lauda um den WM-Titel. Lauda hätte den Sack zumachen können, doch die Bedingungen waren nur wenige Wochen nach seinem Feuerunfall auf dem Nürburgring zu viel für ihn. Lauda gab das Rennen auf, weil es ihm zu gefährlich war. Hunt schwamm bis ins Ziel und schnappte Lauda den Titel weg.

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