"Er hat nichts für die F1 getan"

Von Alexander Mey
ecclestone, mclaren, dennis
© Getty

München - Dieser Tage wird man im Formel-1-Zirkus kaum jemanden finden, der nicht der Meinung ist, dass Lewis Hamilton ein verdienter Weltmeister wäre.

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Außer Fernando Alonso vielleicht. Fragt man den Spanier, so wird er sicher sagen, dass Hamilton deutlich mehr Glück hatte als er, nicht einmal einen technischen Defekt hatte, vom Team bevorzugt wird und seit Samstag auch noch in der Gunst der FIA steht.

"Wenn ich das so gemacht hätte, wäre ich sicher mit einer Strafe ins Bett gegangen", kommentierte Alonso gegenüber der spanischen Zeitung "Diario As" den Freispruch für Hamilton nach dessen fragwürdigem Fahrverhalten während der Safety-Car-Phase beim Japan-GP.

Doch damit nicht genug. Vor spanischen Medienvertretern leitete Alonso wohl seinen endgültigen Abschied von den Silberpfeilen nach nur einem Jahr ein. "Ich bin dazu bereit, mein Bestes zu geben, dem Team zu helfen, mit einem guten Auto zu versuchen, Rennen zu gewinnen. Aber es geht so viel gegen mich, was sie sagen, was sie tun", wurde der 26-Jährige übereinstimmend auf den Internetseiten spanischer Medien zitiert.

Alonso bei Ecclestone in Ungnade gefallen

Der Noch-Weltmeister provoziert. Als Siegertyp ist es seine Art, immer seinen eigenen Vorteil im Auge zu haben. Kann er den nicht erreichen, macht er seinem Unmut darüber öffentlich Luft. Diplomatie ist dabei für ihn ein Fremdwort.

Genau aus diesem Grund wird er mit dem wichtigsten Mann der Formel 1 wohl nicht mehr warm werden. Bernie Ecclestone kann mit vermeintlichen Querulanten, die seine Bühne nur zu ihrem eigenen Vorteil nutzen, ohne dafür etwas zurückzugeben, nichts anfangen.

"Habe Angst, dass es Hamilton nicht wird"

Daher macht er gegenüber dem "Guardian" aus seinem Wunsch-Weltmeister keinen Hehl: "Es ist fürchterlich offensichtlich, dass Lewis der richtige Weltmeister wäre. Ich habe sogar Angst davor, dass er es nicht wird."

Grund für diese Angst sind die Alternativen zu Hamilton: "Kimi Räikkönen redet mit fast niemandem und hat demnach wenig für den Sport getan. Fernando Alonso hat in seinen zwei Jahren als Weltmeister nichts getan. Er war niemals wirklich ein Aushängeschild der Formel 1."

Hoffnung auf "wirklichen Champion"

Das ist hart. So parteiisch hat man Ecclestone eigentlich noch nie erlebt. Räikkönen, vor allem aber Alonso müssen ihn in der Vergangenheit ganz schön oft enttäuscht haben.

Nicht so Hamilton, vor dem der F-1-Boss fast schon auf die Knie fällt. "Wenn er Weltmeister wird, wird er auch handeln wie ein wirklicher Champion. Er wird genau wissen, was von ihm erwartet wird und was er zu tun hat", sagt Ecclestone. "Dank Lewis weht ein frischer Wind durch die Formel 1, er hat sie wiederbelebt."

Der geschnitzte Weltmeister

So viele Lorbeeren für so einen jungen Mann. Aber Ecclestone weiß eben, was er ein einem Kerl wie Hamilton hat. Er spricht als Farbiger einen ganz neuen Kundenkreis an, er sieht gut aus und wirkt somit auf Frauen, er ist loyal zu seinem Team, er ist eloquent gegenüber den Medien, er ist immer freundlich zu den Fans - man könnte diese Liste unendlich fortsetzen.

Zusammenfassend bleibt übrig: Hätte sich Bernie Ecclestone einen Formel-1-Fahrer nach seinen Wünschen schnitzen dürfen, es wäre Lewis Hamilton dabei herausgekommen.

Zukunft der Formel 1 hängt an Hamilton

"Ich bin schon länger im Motorsport als ich denken kann, aber ich habe noch nie jemanden wie ihn gesehen. Er ist nicht weniger als ein Wunderkind. Wir haben mit Michael Schumacher einen großen Helden verloren, jetzt haben wir in Lewis einen neuen", sagt Ecclestone.

Genug der Lobeshymnen - zumindest fast. Denn zum Schluss lässt es sich der Zampano nicht nehmen, noch einen letzten Seitenhieb auf Alonso, Räikkönen und Co. loszuwerden, wenn er klarstellt: "Ohne Lewis wüsste ich nicht, was aus dem Sport werden würde."

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