Räikkönen als Weltmeister bestätigt

Von Alexander Mey
räikkönen
© Getty

München - In den ersten Minuten nach dem Brasilien-GP war die Welt für Kimi Räikkönen noch völlig in Ordnung - ach was, die Welt hätte nicht besser sein können.

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Der Finne hatte geschafft, woran er selbst nicht mehr so richtig geglaubt hatte: Trotz sieben Punkten Rückstands vor dem Saisonfinale hatte er sich durch seinen sechsten Saisonsieg noch von Platz drei auf Platz eins in der Fahrerwertung geschoben. Ein Kunststück, das vor ihm nur Giuseppe Farina geglückt war - und zwar in der allerersten Formel-1-Saison vor 57 Jahren.

"Ich werde noch den ganzen Monat auf Wolke sieben schweben. Es ist schwer, in Worte zu fassen", sagte Räikkönen, der trotz des Triumphes nicht ganz aus seiner emotionsarmen Haut konnte. "Drei Mal war ich schon knapp dran, den WM-Titel zu holen, aber nie hat es gereicht. Auch dieses Jahr sah es lange so aus."

Schwarzer Tag für Hamilton

26 Punkte Rückstand hatte Räikkönen nach dem USA-GP auf Lewis Hamilton gehabt, den jedoch in den letzten Rennen Stückchen für Stückchen abgeknabbert. Bis zu diesem Brasilien-GP, in dem Hamilton erst durch einen Fahrfehler in der ersten Runde und dann durch einen Getriebedefekt weit ins Hintertreffen geriet.

Am Ende eines verkorksten Rennens wurde Hamilton Siebter, zu wenig für den historischen Titelgewinn in der Debüt-Saison. So blieb ihm nichts übrig als seinem Rivalen zu gratulieren: "Jeder hatte in diesem Jahr seine Portion Pech. Es ist nur unglücklich, dass ich meine in den letzten Rennen hatte. Es waren schwierige Rennen, aber ich finde nicht, dass mir der Titel geraubt wurde. Kimi und Ferrari haben phantastische Arbeit geleistet."

FIA ermittelt gegen BMW und Williams

Was Hamilton und Räikkönen zu der Zeit noch nicht wussten: Der Weltverband FIA hatte eine Untersuchung gegen die Teams BMW-Sauber und Williams eingeleitet. Beide hatten im Rennen durch zu stark gekühltes Benzin gegen die Regeln verstoßen.

Wie die Rennkommissare bestätigten, lagen die Temperaturen um zwei bis vier Grad zu niedrig. Dafür wäre eine Strafe entweder nur für das Team oder auch für die Fahrer denkbar gewesen.

Hamilton am Grünen Tisch doch noch Champion?

Wäre letzterer Fall eintreten, hätte das dramatische Folgen für die Weltmeisterschaft gehabt. Denn dann wären Nico Rosberg, Robert Kubica und Nick Heidfeld aus der Wertung gefallen, wodurch Hamilton von Platz sieben auf Platz vier nach vorne gespült worden wäre.

Dafür hätte der Brite anstatt zwei fünf WM-Punkte bekommen. In der Summe 112, zwei mehr als Räikkönen - er wäre am Grünen Tisch doch noch Weltmeister geworden.

Dass der Regelverstoß von BMW-Sauber und Williams durchaus erheblich war, bestätigte Spyker-Technikchef Mike Gascoyne "autosport.com": "Das kann leicht fünf bis zehn PS ausmachen. Hier liegt ein klarer Regelverstoß vor, für den sie aus dem Rennen ausgeschlossen werden sollten, daran besteht kein Zweifel."

FIA spricht BMW und Williams frei

Das sahen die Verantwortlichen der FIA anders. Sie brachten Räikkönen und Ferrari sechs Stunden nach Rennende zum Aufatmen, indem sie von einer Bestrafung von BMW-Sauber und Williams absahen, weil die Beweise angeblich nicht stichhaltig genug waren. Eine Entscheidung, die prompt Folgen hatte. McLaren hat bereits angekündigt, gegen das Urteil Protest einzulegen.

Selbst der würde jedoch einem Fahrer nichts mehr bringen: Fernando Alonso. Egal, wie die Debatte ausgeht, er wird auf keinen Fall seinen dritten Titel in Folge holen. Nach dem Brasilien-GP nahm er seine Niederlage jedoch gelassen.

Alonso nimmt's gelassen

"Ich habe immer gesagt: Wer nach dem letzten Rennen die meisten Punkte hat, der ist verdient Weltmeister. Also Gratulation an Kimi", sagte Alonso. "Im Rennen war schnell klar, dass ich mit den Ferrari nicht würde mithalten können. Mir blieb nichts anderes übrig als zu hoffen, dass bei ihnen etwas schiefgeht."

Es ging nichts schief und Alonso blieb nichts anderes übrig, als sich als Dritter auf dem Podium mit dem Ferrari-Duo eine Schampus-Schlacht zu liefern.

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