Vom Helden zum Buhmann

Von Alexander Mey
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© Getty

München - Am liebsten verstecken, abtauchen, einfach nicht hier sein. Die Wünsche von Sebastian Vettel waren nach dem Japan-GP einfach, aber leider auch unerfüllbar.

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Er konnte nicht einfach verschwinden, alles was er tun konnte, war dazustehen, den Helm aufzubehalten und seinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Wenige Minuten zuvor hatte er einen möglichen Podestplatz weggeworfen. Er hatte einen Fehler gemacht, ausgerechnet im stärksten Rennen seines Lebens, ausgerechnet in einer Safety-Car-Phase, in der man sich eigentlich sicher fühlen sollte.

Vettel haut Schwesterauto raus

Es war die 46. Runde, Vettel lag hinter Lewis Hamilton und Mark Webber auf Platz drei. Hinter dem Safety-Car bildete sich ein Stau, Vettel merkte es zu spät und rauschte in das Heck von Webbers Red Bull, und das im Schwesterauto von Toro Rosso - die Höchststrafe.

"Ich sah auf einmal am Ausgang der Kurve mit einem Auge Lewis extrem verlangsamen. Da dachte ich, er hat ein Problem und bleibt stehen. Und in dem Moment merkte ich, wie es krachte und wie ich auf Mark auffuhr", versuchte sich Vettel an einer Erklärung für das Unerklärliche. Letztlich blieb ihm nur das Eingeständnis: "Es war mein Fehler."

"Er ist ein Kind"

Das sah auch das Opfer der Kollision, Mark Webber so. "Er ist ein Kind, oder?", griff der Australier gegenüber "ITV" den 20-Jährigen an. "Diese jungen Kerle haben nicht ausreichend Erfahrung. Sie leisten gute Arbeit und dann vermasseln sie es."

Webber war auch deshalb so frustriert, weil er sich unglaublich gequält hatte, um überhaupt im Rennen zu bleiben. Alles wegen der Aussicht auf einen Podestplatz. Wegen einer Lebensmittelvergiftung musste sich Webber sogar während der Fahrt übergeben.

Wie das mit Helm und Balaclava funktioniert hat, mag man sich gar nicht vorstellen. Ein Vergnügen war es sicher nicht.

Vom Start weg Dritter

Ganz im Gegensatz zu dem Rennen von Vettel  -  bis zu diesem dummen Zwischenfall eben, den der Deutsche übrigens nicht mit mangelnder Erfahrung begründen wollte. "Ich bin schon bei genug Safety-Car-Phasen hinter anderen hergefahren", sagte Vettel.

Vom offiziellen Start in der 20. Runde an  -  der Grand Prix wurde hinter dem Safety-Car gestartet -  hatte Vettel eine sensationelle Vorstellung geboten, war gleich nach der ersten Kurve Dritter und führte nach den Boxenstopps von Hamilton und Alonso sogar einige Runden lang.

Haug outet sich als Vettel-Fan

"Ich bin ein Fan von solchen Leistungen, gerade unter diesen Bedingungen", lobte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug seinen Landsmann und vergab ihm sogar die Kollision mit Webber: "Der arme Kerl wird sich heute Abend sicherlich Vorwürfe machen, aber da muss man ihn unterstützen. Wer so grandios gefahren ist, dem kann man so ein Missverständnis mal verzeihen."

Haug kann sich diese Großzügigkeit leisten, schließlich war ja keiner seiner Fahrer betroffen.

Doch auch Niki Lauda stand Vettel bei: "Das muss man einem jungen Fahrer wie ihm verzeihen. Vettel hat bis dahin eine wirklich perfekte Fahrt hingelegt und dann einen Fehler gemacht", sagte der Österreicher der "Tiroler Tageszeitung".

Bei Mark Webber wird es aber mit Sicherheit etwas länger dauern, bis er sich mit Sebastian Vettel wieder bestens versteht.

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