"Jetzt brauche ich ein Wunder"

Von Alexander Mey
alonso, hamilton, mclaren, safety-car
© Getty

München - Lewis Hamilton ist fast am Ziel. Sollte er am kommenden Wochenende in China nicht mehr als einen WM-Punkt auf Fernando Alonso verlieren, ist er als erster Rookie der Formel-1-Geschichte Weltmeister.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Möglich gemacht hat es das Chaosrennen im Regen von Fuji. Hamilton machte unter teilweise irregulären Bedingungen 67 Runden lang keinen Fehler und gewann zum vierten Mal in dieser Saison.

Sein Rivale Fernando Alonso machte einen Fehler - und der entschied alles. 25 Runden vor Schluss bekam der Titelverteidiger Aquaplaning, verlor die Kontrolle über sein Auto und drehte sich in die Mauer. Das Aus. Nicht nur im Rennen auf der Strecke, sondern wohl auch im Rennen um den Titel.

Zwölf Punkte Rückstand

Zwölf Punkte Rückstand zwei Rennen vor Schluss: "Jetzt brauche ich ein Wunder", gab ein desillusionierter Alonso zu Protokoll. "Lewis muss nun ausfallen, wenn es normal läuft, habe ich keine Chance mehr." Alonsos letzte Hoffnung: "Lewis ist in diesem Jahr noch gar nicht ausgefallen, vielleicht passiert es ihm ja in den letzten beiden Rennen noch."

Bei 15 Rennen stand Hamilton unglaubliche zwölf Mal auf dem Podium, nur beim Regenchaos auf dem Nürburgring holte er keine Punkte. Eine nahezu perfekte Saison, die der Sieg in Japan gekrönt hat.

"Das beste Rennen meines Lebens"

"Das war wohl das beste Rennen meines Lebens, auf jeden Fall war es aber das schwerste", sagte der 22-Jährige. Noch traute er sich aber nicht, den WM-Titel zu feiern. Er sagte nur: "Es kann in den letzten beiden Rennen noch alles passieren. Aber jetzt haben wir gute Chancen."

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug erklärte den schmalen Grat, auf dem seine beiden Piloten wandelten: "Das war Lewis' bestes Rennen. Er hat keinen Fehler gemacht. Man hat an Fernando gesehen, wie leicht es war abzufliegen, auch wenn man womöglich nichts dafür konnte. Das Aquaplaning funktioniert manchmal nach dem Zufallsprinzip. Den einen trifft es, den anderen nicht."

Hamilton bei Kollision mit Kubica im Glück

Nach allen Spekulationen um die Gefahr einer direkten Kollision der beiden McLaren-Streithähne im Vorfeld des Japan-GP scheint sich jetzt die WM in einem Fernduell entschieden zu haben.

Beide waren in Fuji in Kollisionen verwickelt, doch Hamilton hatte das Quäntchen Glück mehr als sein Rivale, das man braucht, wenn man sich am Ende Weltmeister nennen will.

In Runde 35 verschätzte sich Robert Kubica bei dem Versuch, Hamilton zu überholen und drehte den McLaren-Piloten herum. Trotz einer relativ heftigen Berührung kamen beide Piloten mit leichten Beschädigungen am Auto davon.

Bangen um die Weltmeisterschaft

Alonso drehte sich bereits vor seinem Ausfall einmal, als er von Sebastian Vettel getroffen wurde. Er konnte zwar weiterfahren, die sensible Aerodynamik am McLaren war jedoch beschädigt.

"Beide sind getroffen worden, obwohl sie nichts dafür konnten. In so einem Rennen bangst du natürlich schon um die Weltmeisterschaft", klagte McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh.

Irreguläre Bedingungen

Bangen war ohnehin an der Tagesordnung, denn die Entscheidung der Rennleitung, das Rennen überhaupt zu starten, war sehr umstritten. "Es war absolut grenzwertig", fasste Haug zusammen.

Andere Teams sahen das nicht so gelassen. Schon während der Safety-Car-Phase zu Rennbeginn sagte Toyota-Pilot Ralf Schumacher über Boxenfunk: "Ich sehe die Hand vor Augen nicht. Es ist Wahnsinn, hier weiterzufahren."

Kritik an Austragung des Rennens 

Dennoch ging das Rennen über die Bühne. Zu Unrecht, wenn man einigen Fahrer glaubt. "Ich denke, man hätte das Rennen bei diesem Wetter gar nicht freigeben sollen", sagte Nick Heidfeld, der eine Runde vor Schluss auf Platz sechs liegend ausgefallen war.

Honda-Pilot Rubens Barrichello, der erfahrenste Pilot im Feld, war der gleichen Meinung: "Meiner Meinung nach hätte man das Rennen schon sehr früh stoppen sollen."

Auch wenn am Ende alles glimpflich abgegangen ist, wird es im Nachhinein noch große Diskussionen darüber geben, ob der Japan-GP 2007 regulär war oder nicht.

Nur Lewis Hamilton wird sich darüber sicher keine Gedanken mehr machen.

Artikel und Videos zum Thema