"Blödsinnig, von der Meisterschaft zu reden"

David Wolf wechselte im Sommer von den Hamburg Freezers nach Mannheim
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SPOX: Man weiß aus der Vergangenheit, dass in der DEL eine hohe Qualität im Kader noch längst keine Garantie für Erfolg ist. Teamspirit ist oft der entscheidende Punkt.

Wolf: Ganz genau. Die Qualität ist natürlich ein Vorteil. Bekommst du es aber nicht hin, als echtes Team aufzutreten, wirst du wahrscheinlich keinen Erfolg haben. Teamspirit ist das A und O. Ich habe das 2010 erlebt, als ich mit den Hannover Scorpions Meister geworden bin. Damals waren wir von den individuellen Fähigkeiten her bei weitem nicht die beste Mannschaft. Dafür hat über neun Monate hinweg der Zusammenhalt in der Truppe total gepasst. Wir sind als Einheit Meister geworden. Passt es im Team, kannst du manchmal Berge versetzen.

SPOX: Haben Sie diesbezüglich ein gutes Gefühl, was die Adler betrifft?

Wolf: Ein sehr gutes Gefühl sogar. Wir haben jetzt schon einen guten Spirit im Team, die Spieler verstehen sich untereinander richtig gut. Und wir sind eine sehr talentierte Truppe.

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SPOX: Guter Teamspirit, viel Talent - das gilt endlich auch wieder für die Nationalmannschaft. Zuletzt wurde die Qualifikation für Olympia geschafft. Sie waren beim Turnier in Riga auf dem Eis mit dabei. Wie war es?

Wolf: Es war ein unglaubliches Gefühl. Ich bezweifle, dass die Leute in Deutschland wirklich mitbekommen haben, wie viel uns das bedeutet hat, welch große Nummer das für uns war. Die Stimmung im entscheidenden Spiel gegen Lettland war der Hammer, die Anspannung riesengroß. Schließlich hatten wir es bei der letzten Olympia-Quali versaut. Als es endlich geschafft war, ist uns ein großer Stein vom Herzen gefallen.

SPOX: Deutschland führte im entscheidenden Spiel gegen Lettland mit 2:0, kassierte den Ausgleich, um dann doch mit 3:2 zu gewinnen. Das Team hat sich also aus einer mental extrem schwierigen Situation erstklassig befreit, oder?

Wolf: Da sind wir schon wieder beim Teamspirit. Wir haben eine richtige Mannschaft zusammen, die weiß, was sie kann. Wir haben Selbstvertrauen, präsentieren unser Land mit Stolz. Wenn das alles zusammenkommt, dann ist die Chance, aus heiklen Situationen gut herauszukommen, deutlich höher. Wir haben es uns verdient, nach Pyeongchang zu fahren.

SPOX: Leon Draisaitl, Tom Kühnhackl, Tobias Rieder - alle waren Sie dabei beim Quali-Turnier. Welche Bedeutung hat das für das deutsche Eishockey?

Wolf: Wir können uns glücklich schätzen, solch tolle Jungs zu haben, die sich so großartig entwickelt haben. Man muss sich nur mal Kühnhackl anschauen. Mit ihm hat man in den vergangenen Jahren jetzt nicht immer gerechnet, aber er ist dran geblieben und hat sich durchgesetzt. Und man darf nicht vergessen, dass die Jungs noch jung sind. Die sind hungrig, wollen unbedingt Erfolge feiern - egal ob in der NHL oder mit dem DEB-Team.

SPOX: Man sieht es in anderen Sportarten wie beispielsweise im Handball: In erster Linie benötigt man Erfolge der Nationalteams, um einen Aufschwung zu erleben. Das ist im Eishockey nicht anders, richtig?

Wolf: Ich erkläre es an meinem eigenen Beispiel. Ich bin überhaupt kein Handball-Freak, aber was das DHB-Team in diesem Jahr geleistet hat, habe selbstverständlich auch ich mitbekommen. Das zeigt doch, dass du mit einer erfolgreichen Nationalmannschaft Menschen erreichst, die du sonst nicht erreichen würdest.

SPOX: Lassen Sie uns zum Schluss noch kurz über Ihre Zeit in Nordamerika sprechen. Sie waren 2014/2015 in Übersee, haben in der AHL für die Adirondack Flames gespielt und auch vier NHL-Einsätze für die Calgary Flames verbucht. Obwohl es die Möglichkeit gab, zu bleiben, sind Sie zurück nach Deutschland gegangen. War tatsächlich ausschließlich die Familie der Grund dafür?

Wolf: Die Familie war nicht der Hauptgrund, aber einer von einigen Gründen. Bei jedem Wechsel spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle, niemals nur einer. Da musst du dir wirklich Gedanken machen, Vor- und Nachteile gegeneinander abwiegen und dann eine Entscheidung treffen. Und für mich haben letztlich - ohne genauer darauf eingehen zu wollen - zu viele Gründe gegen Nordamerika gesprochen.

SPOX: Trotzdem dürften Sie wichtige Erfahrungen in Nordamerika gemacht haben, oder?

Wolf: Die AHL ist die härteste Liga der Welt. (lacht) Das ist eine Erfahrung, die ich gemacht habe. Da bist du unglaublich viel unterwegs, bist total oft erschöpft und müde. Die Intensität ist unfassbar hoch. Und du musst ja ständig Leistung bringen, weil du dich für die NHL anbieten möchtest. Ich habe in der AHL noch einmal auf die harte Tour gelernt, mich zu beweisen. Dadurch bin ich noch professioneller geworden. Man hört noch mehr auf seinen Körper, man versucht ihm was die Ernährung angeht noch mehr genau das zu geben, was er braucht. Was natürlich auch noch dazukommt: Dass ich mal in der NHL gespielt habe, kann mir keiner mehr nehmen.

Der DEL-Spielplan 2016/2017

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