1860-Hooligans beim Eishockey?

SID
Die Polizei hat auch beim Eishockey viel Arbeit
© getty

Alexander Stolberg ist wütend und auch ein bisschen verzweifelt. Denn statt sich auf die am Freitag beginnenden Pre-Playoffs zu konzentrieren, muss sich der erste Vorsitzende des EHC Klostersee aus dem 30 Kilometer östlich von München gelegenen Grafing mit Polizei, Sicherheitsdiensten und Stadionverboten herumschlagen.

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Seit der vergangenen Saison macht eine Gruppe von Randalierern dem Eishockeyclub aus der Oberliga Süd das Leben schwer. In mehreren Spielen kam es zu Ausschreitungen, die Schlägereien auf den Rängen und vor dem Stadion häufen sich. Für Stolberg, der den Grafinger Verein zehn Jahre lang mit aufgebaut hat, eine Katastrophe. "Der ganze Verein leidet darunter", sagt Stolberg dem SID.

Doch wer steckt dahinter? Bislang wissen weder der Verein noch die Polizei, mit wem genau sie es zu tun haben. Stolberg jedoch vermutet, dass es "junge Männer aus dem Fanumfeld des TSV 1860 München" sind. Diese hätten in der Allianz Arena bereits Hausverbot und suchten sich nun einen anderen Platz für ihre Schlägereien.

Aber warum hat es ausgerechnet die kleine Stadt Grafing getroffen? "Da kann man schön mit der S-Bahn hinfahren", sagt Stolberg, der den Randalierern nun den Kampf ansagt: "Das Ziel muss in erster Linie sein, dass diese Idioten nicht mehr ins Stadion kommen." Aufgabe der Polizei sei es nun, die Hooligans zu identifizieren, damit der DEB diese mit einem Stadionverbot belegen könne, das ligaweit für maximal fünf Jahre gilt.

''Werden den Verein nicht bestrafen''

Beim vorletzten Heimspiel gegen Weiden rückten bereits um die 50 Polizeibeamte an, um zusammen mit dem vom Verein organisierten Sicherheitsdienst weitere Ausschreitungen zu verhindern. "Was mich am meisten stört, ist, dass der Verein vor diesen Vorfällen einen vorzüglichen Ruf genossen hat", sagt Stolberg.

Doch seitdem sich Pöbeleien und Schlägereien beim EHC häufen, bleiben auch die Zuschauer weg. Während in der vergangenen Saison noch rund 550 Zuschauer Spiele des EHC besuchten, sind es dieses Jahr um die 100 weniger.

Für den Verein bedeutet dies sinkende Einnahmen, denn auch der Sicherheitsdienst will bezahlt werden. Und diese Kosten würden inzwischen enorme Ausmaße annehmen, sagt Stolberg. Beim Spiel gegen Weiden musste der kleine Verein 1700 Euro an die Ordner abtreten: "Ein große Problem für das chronisch arme Klostersee."

"Signifikant mehr Ausschreitungen"

Seit zweieinhalb Jahren landen Vorfälle wie jene aus Grafing beim DEB und damit auf dem Schreibtisch von Oliver Seeliger. Denn die Vereine der Oberliga Süd haben sich entschieden, ihr Hausrecht und damit das Recht, Stadionverbote zu verhängen, an den Verband abzutreten.

"Früher gab es das Problem nicht", sagt der Spielleiter der Oberligen Nord und Süd dem SID, inzwischen aber werden ihm bis zu 50 Vorfälle pro Saison von der Polizei gemeldet - darunter viele vom EHC Klostersee. "In Grafing gibt es signifikant mehr Ausschreitungen als in anderen Städten", sagt Seeliger.

Damit das nicht so bleibt, will der EHC jetzt durch konsequentere Einlasskontrollen das Dutzend gewaltbereiter Männer ausfindig machen. Auch die Stadt Grafing, die das Eisstadion mit jährlich 90.000 Euro bezuschusst, hofft auf eine schnelle Lösung.

"Wir werden den Verein aber nicht bestrafen, indem wir ihm seine Zuschüsse entziehen", sagt Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne). Der EHC Klostersee sei seit Jahrzehnten "eine feste Größe" in Grafing und leiste eine vorbildliche Jugendarbeit - und das soll auch so bleiben.