"Comeback-Könige" im Finale

SID
Kai Hospelt avancierte gegen Adam Grizzly Wolfsburg zum Matchwinner
© getty

Den Titel "Comeback-Könige des Jahres" haben sich die Cracks von Adler Mannheim bereits mehr als verdient, jetzt greift der Eishockeyklub im Finale nach dem lang ersehnten Meisterpott. "Unglaublich! Wahnsinn! Mir fehlen die Worte", sagte Matchwinner Kai Hospelt: "Aber wir haben noch nichts erreicht."

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Der große Favorit machte beim packenden 5:3-Sieg im vierten Halbfinalspiel gegen die Grizzly Adams Wolfsburg den Finaleinzug (4:0) perfekt und zeigte einmal mehr seine Comeback-Qualitäten: Zum dritten Mal drehte der sechsmalige Meister in der Serie einen 0:3-Rückstand in einen Sieg. Nationalspieler Christoph Ullmann erklärte das Phänomen so: "Wir lechzen alle nach dem Erfolg."

Auf dem Weg zum ersten Titel seit acht Jahren dürfte der ERC Ingolstadt Mannheims letzter Stolperstein sein. Der Titelverteidiger setzte sich in Spiel vier gegen Überraschungsteam Düsseldorfer EG mit 5:2 durch und kann bereits am Samstag (14.30 Uhr im LIVE-TICKER) in der eigenen Arena den ersten von drei Matchbällen verwerten.

Die Mannheimer haben durch den "Sweep" gegen Wolfsburg zwar etwas Kräfte gespart, dafür aber auch ein paar Nerven gelassen. "Dreimal von einem 0:3 zurückzukommen, das ist der Wahnsinn", sagte Adler-Geschäftsführer Daniel Hopp: "So was hat es wohl noch nie gegeben."

Spiel innerhalb von neun Minuten gedreht

Bis zur 45. Minute lag Mannheim mit drei Toren im Rückstand, genau wie im ersten und zweiten Halbfinalspiel. Doch Matthias Plachta (45.), der frühere NHL-Star Jochen Hecht (49.) und Kurtis Foster (54.) sorgten im Schlussdrittel für den Mannheimer Ausgleich. Kai Hospelt 32 und Andrew Joudrey 16 Sekunden vor Schluss schossen die Adler schließlich ins Finale.

"Der Siegeswille und der Charakter der Mannschaft ist top", schwärmte Hopp. Auf der anderen Seite ist es kein Ruhmesblatt, gegen ein arg dezimiertes Wolfsburger Team dreimal so hoch in Rückstand geraten zu sein. Der mögliche Finalgegner Ingolstadt, deutlich abgezockter und erfahrener, hätte das mit Sicherheit bestraft.

Wolfsburgs Trainer Pavel Gross, der Adler-Manager Teal Fowler nach dem dritten Spiel noch wüst beleidigt hatte ("Fucking Oberligist"), verzichtete diesmal auf Pöbeleien. "Es bleibt mir nichts anderes übrig, als den Mannheimern zu gratulieren", sagte Gross, der von den eigenen Fans trotz des Eklats mit einem großen Plakat ("Pavel, wir stehen hinter Dir!") gefeiert wurde.

Eishockey-Wunder in Düsseldorf?

Einen Grund, in Depressionen zu verfallen, hatten auch die Düsseldorfer Anhänger nicht. Zwar ist das Finale für den krassen Außenseiter, der in den vergangenen zwei Jahren abgeschlagen Tabellenletzter geworden war, in weite Ferne gerückt. Doch zumindest das Startrecht für die Champions League in der kommenden Saison ist dem Traditionsklub nicht mehr zu nehmen. Und vielleicht schafft die DEG mit drei Siegen in Serie ja doch noch ein Eishockey-Wunder.

"Wir geben nicht auf und werden weiter marschieren", sagte DEG-Kapitän Daniel Kreutzer. Der DEL-Rekordtorschütze, der bei der 2:5-Niederlage gegen Ingolstadt am Donnerstagabend seinen 252. Treffer erzielt hatte, verlangte von seinem Team aber mehr Play-off-Charakter: "Wir dürfen keine Geschenke mehr verteilen. Wir sind teilweise ins offene Messer gelaufen."

Eine Play-off-Einstellung verlangt auch DEG-Trainer Christof Kreutzer - und zwar von den Gegenspielern. Die würden seiner Meinung nach die Schiedsrichter mit kleinen Schauspieleinlagen zu Strafen gegen sein Team aufbringen. "Meine Nichte ist vier Jahre alt und hält den Schläger fester in der Hand als so mancher Ingolstädter", wetterte Kreutzer.

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