WM-Jahr beginnt mit Spieler-Casting

SID
Pat Cortina muss beim Start in die WM-Saison improvisieren
© getty

Den Start ins WM-Jahr für das deutsche Eishockey-Nationalteam nutzt Bundestrainer Pat Cortina zum Casting. "Ich will von den Spielern sehen, dass sie bei der WM dabei sein wollen. Sie sollen einen positiven Eindruck hinterlassen", sagte der 50-Jährige dem "SID" vor dem Dreiländerturnier in Banska Bystrica gegen den Gastgeber Slowakei und den Erzrivalen Schweiz.

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Cortina weiß: Eine falsche Kaderzusammenstellung für die WM in Prag (1. bis 17. Mai) kann er sich nicht erlauben, denn die Weltmeisterschaft ist für ihn die letzte Bewährungschance. Cortinas Vertrag läuft nach der WM aus, und nur wenn er in Prag das Heimrecht für ein Olympia-Qualifikationsturnier erspielt, hat der Italo-Kanadier überhaupt noch eine Chance auf eine Weiterbeschäftigung.

"Der Druck ist da, aber der gehört dazu, wenn man in Deutschland Bundestrainer ist", sagt Cortina. Seit seinem Amtsantritt 2012 als vermeintliche Billiglösung des damaligen Verbands-Präsidenten Uwe Harnos gab es für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) mehr Rückschläge als Erfolge. Vor allem die verpasste Olympia-Qualifikation 2013 und der enttäuschende 14. Platz bei der WM im Jahr darauf wirken schwer.

Zehn Spieler mit weniger als sechs Länderspielen

In den ersten Testspielen des Jahres wird der Bundestrainer aber nicht seine besten Spieler aufs Eis schicken. Viele Leistungsträger, die im November noch den Deutschland-Cup gewonnen hatten, erhalten eine Pause. Das sei mit den Vereinen so abgesprochen, erklärte Cortina, "auch wenn wir sie gerne dabei gehabt hätten".

Notgedrungen gibt Cortina Talenten eine Bewährungschance. Zehn Spieler des 24-köpfigen Kaders weisen weniger als sechs Länderspiele auf, vor ihrem Debüt im DEB-Trikot stehen Nicolas Krämmer (Hamburg), Marius Möchel und Leonhard Pföderl (beide Nürnberg). "Es wird interessant sein zu sehen, wie sie sich auf diesem Level und in neuen Rollen zurechtfinden", sagte Cortina.

"Er ist ein Leader, ein Schlüsselspieler"

Die Youngsters sollen von den Haudegen Yannic Seidenberg (München), Kai Hospelt (Mannheim) und Alexander Sulzer (Köln) geführt werden. Sulzer feiert nach fünf Jahren Abstinenz sein Comeback in der Nationalmannschaft, die Erwartungen an den NHL-erfahrenen Verteidiger sind groß. "Er ist ein Leader, ein Schlüsselspieler. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm", sagt der Bundestrainer.

Cortina weiß jedoch, dass die Chance, bei der WM ins Viertelfinale einzuziehen, mit der Unterstützung von aktuellen NHL-Cracks deutlich größer ist. "Ich stehe in Kontakt mit allen deutschen NHL-Spielern", sagt er: "Bis jetzt hat keiner von ihnen abgesagt."

Auch das große Talent Leon Draisaitl ist trotz seiner Degradierung von NHL-Klub Edmonton Oilers in die Nachwuchsliga ein sicherer WM-Kandidat, wenn seine Saison dann schon beendet sein sollte. "Für Leon muss das kein Rückschritt sein", sagt Cortina: "Viele Stars sind diesen Weg gegangen und stärker zurückgekommen."

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