"Krupp tut der Liga gut"

Von Interview: Michael Graßl
Timo Pielmeier spielt seit 2013 beim ERC Ingolstadt
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SPOX: Sie haben zudem einen weiteren neuen Mann an Ihrer Seite. Peppi Heiß, eine der größten deutschen Eishockey-Legenden, ist seit Sommer Ihr Torwarttrainer. Welche Erfahrungen machen Sie mit ihm?

Pielmeier: Es ist eine super Zusammenarbeit. Peppi war früher mein Idol, ich hab ihm oft im Fernsehen zugeschaut. Meine erste Maske war eine Haie-Maske, genau wie seine. Er ist besonders außerhalb des Eises sehr wichtig für mich. Der Style heutzutage ist natürlich ein anderer, wie der, den er früher gespielt hat. Aber er erkennt die Situationen. Mit Peppi geht mein Weg, den ich mit Jonas Forsberg begonnen habe, weiter.

SPOX: Forsberg war letzte Saison noch ihr Torwarttrainer. Wie wichtig war er für Ihren Leistungssprung?

Pielmeier: Immens wichtig. Er hat meinen Style geändert, er hat mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Er ist sozusagen schuld daran, dass ich letztes Jahr so weit gekommen bin. Jonas war aus meiner Sicht der Grund für die Meisterschaft, ohne ihn hätte ich nicht dieser Rückhalt für die Mannschaft sein können, der ich war.

SPOX: Ein anderer Schlüsselmoment im Meisterjahr war die 1:7-Derbyniederlage gegen Augsburg. Nach dem Spiel sind die Spieler von einigen Fans hart angegangen worden, sie wurden sogar auf dem Parkplatz abgefangen. Was genau ist passiert?

Pielmeier: Es haben einige Fans vor dem Bus gewartet und uns, das darf man ja sagen, beschimpft und Sprüche zu uns gesagt wie "Ihr fahrt schöne Autos und bringt sonst nichts zusammen". Ich glaube nicht, dass einer von diesen in die Arbeit geht und absichtlich schlecht arbeitet. Wir machen das auch nicht mit Absicht und versuchen immer unser Bestes zu geben. So etwas muss man meiner Meinung nach ansprechen, weil ein richtiger Fan auch jemand ist, der hinter einem steht, wenn es mal nicht so gut läuft.

SPOX: Gab es damals einen Bruch zwischen Mannschaft und Fans?

Pielmeier: Wir haben erst mal nur noch für uns gespielt, für uns als Mannschaft. Aber man darf das nicht verallgemeinern. Es gibt solche Fans und solche Fans. Es gab viele Anhänger, die hinter uns standen, als es nicht gut lief. Und mit diesen haben wir sehr gerne gefeiert.

SPOX: Vergleichbare Szenen gab es im Herbst in Köln, als Uwe Krupp die Haie verlassen musste. Mittlerweile hat er die Eisbären übernommen. Wie wichtig ist er als Aushängeschild der Liga?

Pielmeier: Erst mal finde ich es toll, dass er wieder einen Job hat. Was bei ihm aber nicht schwer gewesen sein dürfte, denn er ist der Mann im deutschen Eishockey. Außerdem ist es wieder ein deutscher Trainer mehr in der DEL. Uwe tut der Liga definitiv gut.

SPOX: Haben Sie keine Angst vor der Rückkehr der alten Eisbären-Dominanz?

Pielmeier: Auf alle Fälle werden sie wieder stärker. Sie haben sieben oder acht Mal in kurzer Zeit die Meisterschaft gewonnen. Das Ganze ist ein Prozess, es gibt auch mal Phasen, wo es nicht so gut läuft. Sie waren mit Jeff Tomlinson schon nicht so schlecht. Aber jetzt mit Krupp werden sie wieder ganz vorne mitspielen.

SPOX: Gerüchten zufolge war Krupp ebenfalls ein Kandidat als DEB-Coach. Auch Sie sind in der Nationalmannschaft ein gefragter Mann. Wie sehen Sie Ihre Chance, der neue Goalie im deutschen Tor zu werden?

Pielmeier: Da gehört natürlich immer viel Glück dazu. Es gibt sehr viele gute deutsche Torhüter, deshalb musst du einen Trainer haben, der hinter dir steht. Aber im Endeffekt konzentriere ich mich auf Ingolstadt. Dort muss ich meine Leistung bringen, dann kommt der Rest von alleine.

SPOX: Sie sind in schweren Zeiten zur Nationalmannschaft gestoßen. Unter anderem wurden die Olympischen Spiele in Sotschi verpasst. Was muss sich im deutschen Eishockey ändern?

Pielmeier: Der DEB geht mit Franz Reindl jetzt einen neuen und vor allem richtigen Weg. Es muss viel Arbeit aufgeholt werden. Trotzdem glaube ich: Wenn das Ziel nicht Olympia ist, dann brauchen wir gar nicht erst spielen. Jeder hier in Deutschland will die Mannschaft bei den Spielen sehen, das stachelt an. Aber es wird nicht einfach.

SPOX: Eine Olympia-Teilnahme 2018 wäre ja eigentlich auch ein passender Moment für ein weiteres Tattoo. Den Meisterpokal haben Sie sich auf die rechte Wade stechen lassen. Ist die andere Wade bereits reserviert für die Titelverteidigung?

Pielmeier: Schwere Frage (lacht). Ich hoffe natürlich, dass noch einige Erfolge dazu kommen. Bei der nächsten Meisterschaft würde aber nur ein zweites Datum hinzukommen, auf beiden Waden derselbe Pokal wäre ja langweilig.

Seite 1: Pielmeier über die NHL, seine Vertragsverlängerung und den ERC-Umbruch

Seite 2: Pielmeier über Peppi Heiß, Fan-Aufstände und Uwe Krupp

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