DEB in Zwickmühle - was passiert mit Kölliker?

SID
Wo führt der Weg hin für den DEB und seinen Trainer Jakob Kölliker (r.)
© Getty

Blanker Hohn. So muss es den Fans der Eishockey-Nationalmannschaft vorgekommen sein, als am Dienstagabend Patrick Reimer, Dennis Endras und Philip Gogulla zu den besten deutschen Spielern der Weltmeisterschaft in Finnland und Schweden erklärt wurden. Gerade eben noch sahen sie von der Tribüne aus mit an, wie sich die Mannschaft von Tschechien 1:8 kaltstellen ließ und damit die direkte Olympiaqualifikation verspielte.

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Nur zwei Tage zuvor war das Team um Bundestrainer Jakob Kölliker 4:12 von Norwegen demontiert worden und musste seine Viertelfinalträume aufgeben.

Mit lauten Buhrufen machten die rund 500 mitgereisten Fans ihrem aufgestauten Ärger Luft. Klar, die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hatte grausames Eishockey abgeliefert, lust- und kraftlos - während ein hilflos wirkender Bundestrainer das Geschehen scheinbar teilnahmslos von der Seite aus mit verfolgt hatte.

Aber weder Kölliker noch das Team waren Ziel der Fanwut: "Harnos raus", skandierten die Anhänger stattdessen und meinten DEB-Präsident Uwe Harnos, der als höchster Offizieller die Spieler auszeichnete.

Gegen alle Widerstände

Der ist ihrer Ansicht nach für den Scherbenhaufen verantwortlich, vor dem der Verband nun steht. Als der ehemalige Trainer Uwe Krupp das Team 2011 zum zweiten Mal in ein WM-Viertelfinale geführt hatte, sägte der DEB-Präsident Franz Reindl als Sportdirektor ab - Krupp wollte aber ohne die Eishockeylegende nicht weiter Bundestrainer sein und quittierte den Dienst.

Harnos versteht die Aufregung darüber auch ein Jahr später noch nicht: "Der Franz Reindl ist ein ausgezeichneter Fachmann, der war auch die ganze Zeit vor Ort." Aber nach fast 20 Jahren eben nicht mehr als Sportdirektor und auch nicht im kongenialen Duett mit Krupp.

Dafür saß in Stockholm mit Kölliker ein Mann auf der Bank, der als Notlösung für den nicht verfügbaren Ralph Krueger begann und den Harnos noch dazu gegen alle Widerstände auf den Trainerposten hievte. Der Schweizer ist ein ruhiger, charmanter Typ mit subtilem Witz, fachlich zweifellos versiert - aber eben keine energiegeladene Dampfwalze wie Krupp, der seine Auswahl zu Höchstleistungen antrieb.

Wahrscheinlich erkannte das im Vorfeld auch das Präsidium des DEB und versuchte, gleich mal die Weichen für eine Zeit nach der WM zu stellen: Harnos verkündete, den 58-Jährigen langfristig binden zu wollen und stellte ihm den Posten als Sportdirektor in Aussicht.

Erst noch mal rückversichern

"Ich muss das auch erst mal wegstecken und verarbeiten, was hier passiert ist", sagte Harnos nach der Klatsche gegen Tschechien. 20 Gegentreffer in zwei Spielen können alles ändern - ist Kölliker als Sportdirektor jetzt überhaupt noch tragbar?

Großzügige Vertrauensbeweise wie noch nach der Blamage gegen Norwegen gab es am Dienstagabend nicht mehr, vorher muss sich auch der DEB-Präsident noch einmal rückversichern: "Wir haben natürlich gesprochen, aber wir müssen uns trotzdem noch mal besprechen. So wie das bei mir sacken muss, muss das bei den anderen Herren aus dem Direktorat auch sacken."

Das besteht auch aus zwei Vertretern der Deutschen Eishockey Liga (DEL) - es wird mit Sicherheit spannend zu verfolgen sein, ob Jürgen Arnold und Daniel Hopp den Hebel nutzen, den ihnen der nicht immer wohlgelittene Harnos unfreiwillig geliefert hat.

Der Bundestrainer selbst signalisierte noch am Abend das Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem DEB. Als Trainer oder als Sportdirektor? "Jetzt werden Gespräche geführt - ich bin offen für alles."

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