Der Mann mit den goldenen Händen

SID
Thomas Greilinger war gegen Dänemark neben Golie Endras der entscheidende Mann
© Getty

Thomas Greilinger ist kein Mann für große Worte. Es sind andere, die nach den Spielen der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft in der Mixed Zone stehen bleiben und den Journalisten Rede und Antwort stehen. Auch nach dem Ausgleich beim wichtigen WM-Vorrundensieg gegen Dänemark (2:1) verschwindet der 30-Jährige schnell im Spielertunnel. Aber stille Wasser sind oft tief - bei Thomas Greilinger ist das nicht anders.

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Auf den ersten Blick unterscheidet sich Greilinger nicht sehr von den Teamkollegen - ein typischer Eishockeyspieler eben. Auf 1,80 Meter Körpergröße verteilen sich gute 90 Kilo, hauptsächlich Muskeln. In seinem Verein in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist er eine Kapazität. Mit 53 Scorerpunkten schoss er den ERC Ingolstadt bis ins Playoff-Halbfinale. Und das, obwohl der bullige Mann aus Bayern seine Schlittschuhe vor sechs Jahren eigentlich schon an den Nagel gehängt hatte.

Länger in der Reha als auf dem Eis

2006 zieht sich Greilinger eine Knieverletzung zu, nicht die erste in seiner Karriere. Dem Gefühl nach ist er länger in der Reha als auf dem Eis. Er entscheidet sich, einen Schlussstrich zu ziehen und gibt seinen Rückzug aus dem Profisport bekannt. In der Folge trifft man ihn am häufigsten in den Kneipen und Klubs seiner niederbayerischen Heimat. Greilinger nimmt zu, zeitweise wiegt er 116 Kilogramm.

"Neben dem Eishockey liebte Thomas schon immer das lockere Leben", erzählt sein Jugendtrainer Jiri Ehrenberger. Trotzdem lässt ihn das Eis nicht los. In der Saison 2006/2007 unterschreibt Greilinger beim Deggendorfer SC in der Bayernliga. Der Stürmer dominiert auch mit Bierbauch die Bayernliga. Er bringt es trotz seiner Ausschweifungen auf Anhieb mit 115 Punkten zum Topscorer.

"Auch als Kind war Thomas schon immer ein bisschen zu schwer und nie der Schnellste. Aber er hatte diese goldenen Hände und eine wahnsinnige Technik. Außerdem musste man ihm nie etwas zweimal erklären. Er ist einfach ein Ausnahmetalent", sagt Ehrenberger, der die Landshut Cannibals 2012 als Cheftrainer zum Titel in der 2. Bundesliga geführt hat. Sein Jugendtrainer erzählt auch, warum es Greilinger nicht auf Dauer in der Bayernliga halten konnte.

Große Tore reichen schon

"Zu Thomas' Grundschulzeiten hat sich so eine richtige Eishockey-Clique gebildet. Alle wollten groß raus. Und dafür sind die Burschen freiwillig mit mir trainieren gegangen - drei Mal in der Woche von sechs bis sieben in der Früh. Deren einziger Spielplatz war das Eis." So einen hält es nicht lange in der sportlichen Drittklassigkeit.

Zwei Jahre nach Greilingers Totalabsturz hat sich der Deggendorfer wieder gefangen. Partys sind jetzt Ausnahme und nicht mehr Regel. Er nimmt 28 Kilo ab und spielt ab 2008 in der DEL für Ingolstadt.

In seinen 84 Partien für Deutschland und sieben DEL-Spielzeiten wurde er je nach Stimmungslage mal als großes Talent oder undisziplinierter Haudegen bezeichnet. "Ich habe mich damals zu sehr auf mein Talent verlassen. Ich war faul und schon ein Hallodri", sagt Greilinger von sich selbst.

Die Zeiten sind vorbei, seit der WM 2011 und dem Treffer beim sensationellen 2:0-Sieg gegen Russland ist der Flügelstürmer in der Form seines Lebens. Dafür bedarf es keiner großen Worte - große Tore reichen schon.

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