Berlin feiert Helden und einen "Bürgermeister"

SID
Altmeister Sven Felski (l.) feiert mit dem Pott und Teamkollege Andre Rankel
© Getty

Als sich die Spieler der Berliner Eisbären nach der Pokalübergabe vor ihren ebenso sangesfreudigen wie stimmgewaltigen Fans zum Meisterfoto aufbauten, flatterten und flimmerten die goldenen Schnipsel aus der Konfettikanone noch immer durch die Luft. In der ausverkauften Arena am Ostbahnhof ging die Party erst so richtig los, als dann auch noch David Bowies alter Hit "Heroes" aus den Boxen dröhnte. Helden - als solche hatten sich die Eisbären in dieser denkwürdig spannenden Finalserie der DEL zuvor wahrlich erwiesen.

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Angreifer Florian Busch ist einer dieser Berliner Helden, und er kam sich schier unbezwingbar vor: Erst streckte er im Überschwang des Glücks mit der Pulle Bier in der Hand den Mittelfinger in die Luft, um gleich danach lachend seine Zahnlücke vorzuzeigen. Denen haben wir's gezeigt, hurra, sollte das sicher bedeuten. Übermütig halt, harmlos - und irgendwie lustig. Mehr nicht.

Nach Niederlage im dritten Spiel fast schon abgeschrieben

Und doch war diese Szene bezeichnend. Dass die Berliner ihren Titel verteidigen konnten und nun mit sechs Meisterschaften DEL-Rekordtitelträger vor den ihnen im Finale 2012 unterlegenen Mannheimer Adlern sind, muss dem unbändigen Siegeswillen und einer fast heldenhaften Moral zugeschrieben werden.

Kaum jemand hatte nach der 1:2-Heimniederlage auf eigenem Eis im dritten Finalspiel noch einen Heller auf die Mannschaft von Trainer Don Jackson gesetzt. Schließlich war das nächste Endspiel ein Heimspiel für die Adler.

Doch Mannheim, das in der 46. Minute jener Partie schon 5:2 geführt hatte, schaffte es nicht, diesen scheinbar sicheren Vorsprung ins Meisterziel zu bringen. Die Berliner drehten das Spiel, siegten 6:5 und holten das alles entscheidende fünfte Finalspiel zurück an die Spree.

Und damit vor ihre mehr als 14.000 Fans, die sich bei jedem Heimspiel als Dauersänger längst als meisterliche Kulisse bewährt haben. Für die unterlegenen Gäste stimmten die Berliner Anhänger am Dienstag spontan "Mannheim"-Sprechchöre an. Nicht herablassend, vielmehr anerkennend und sportlich fair.

Eisbären drehen das Spiel

3:1 gewannen die Eisbären mit dem Schwung des Triumphes von Mannheim im Rücken die hart umkämpfte, aber stets faire entscheidende fünfte Finalpartie nach Toren von Barry Tallackson (34. Minute), Darin Olver (45.) und Julien Talbot (51.), der per Penalty traf. Shawn Belle hatte den Berliner zuvor gefoult.

Für die Adler war der Führungstreffer von Ronny Arendt (14.) zu wenig. Und während Berlin abermals einen Rückstand wettmachte, wurde Tallackson später als wertvollster Spieler der Finalserie ausgezeichnet. Obendrein bereiteten die Eisbären Ihrem 37 Jahre alten Stürmer und Klub-Urgestein Sven Felski in dessen 1.000. Erstligaspiel ein goldenes Dienstjubiläum.

Mannheims erste Garde nicht zu sehen

Dass Kleinigkeiten das Duell der besten Angriffsreihen der Liga entscheiden würden, hatten beide Trainer vor Beginn der Endspielserie wiederholt gesagt. Sie sollten recht behalten - zumindest in den ersten vier Partien, in denen zumeist individuelle Fehler den Ausschlag über Erfolg und Misserfolg gegeben hatten und die Resultate in drei von vier Spielen knapp ausfielen.

Doch am Dienstagabend in Berlin waren es nicht Kleinigkeiten, die das letzte Endspiel entschieden. Die zweite Berliner Reihe mit Tallackson, Olver und Busch stellte die erste Garde der Adler klar in den Schatten. Von Ken Magowan, Adam Mitchell und Topscorer Christoph Ullmann war kaum etwas zu sehen, alle drei blieben weit von der starken Form in den ersten vier Spielen entfernt.

Nach einer der dramatischsten Finalrunden der DEL-Geschichte hatten die Berliner alle Grund zum Feiern. Nur der Regierende Bürgermeister musste sich ein wenig grämen: Für Klaus Wowereit gab es bei der Pokalübergabe ein gellendes Pfeifkonzert. Doch das war schnell verstummt, als der Eishockey-"Bürgermeister" - so nennen die Berliner Fans Sven Felski - der jubelnden Menge im Eisbären-Gehege den Pott entgegenstreckte. Ein Meister seines Fachs. Und ein Held obendrein.

Die DEL-Finalserie in der Übersicht

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