"Ich fahre lieber jemanden fair zusammen"

Von Interview: Florian Regelmann
Ex-NHL-Profi Christoph Schubert ist Kapitän der Hamburg Freezers
© Getty
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SPOX: Sie haben sich in den Jahren in Ottawa ein gutes Leben aufbauen können. Erzählen Sie ein bisschen von Ihrem Haus...

Schubert: Ich habe mir ein schönes Haus gekauft, das stimmt. Ein richtiges kleines Traumhaus. Als ich es das erste Mal gesehen habe, hat es mir sofort riesig gefallen. Ich habe jetzt auch den Sommer wieder in Ottawa verbracht und werde das auch so weitermachen. Einfach das Haus genießen. Ottawa ist auch nicht so groß, es wohnen noch einige andere Jungs ganz in der Gegend. Da geht man im Sommer schon mal zum Golf spielen, Jason Spezza sehe ich ab und zu, Chris Kelly wohnt in der Nähe, da gibt es ein paar Freundschaften, die gepflegt werden, wenn ich da bin.

SPOX: Irgendwann ging Ihre Zeit in Ottawa aber zu Ende und Sie sind nach Atlanta gewechselt. Wie ist das abgelaufen?

Schubert: Es war so, dass ich auf die Waiver-Liste gesetzt wurde, weil sich der Klub so eben die Hälfte des Gehalts sparen kann. Eigentlich sollte ich nach Calgary gehen, aber dann waren auf einmal zehn andere Klubs da. Weil es nach dem Tabellenstand des letzten Jahres geht, hatte Atlanta das erste Zugriffsrecht und so bin ich bei den Thrashers gelandet. Das hat aber auch gepasst. Die waren froh, ich war froh - nur meine beiden schweren Verletzungen waren dann natürlich großer Mist. Hinzu kam, dass Atlanta eigentlich mit mir verlängern wollte, doch dann waren plötzlich der Coach und der General Manager weg, und alles war anders.

SPOX: Und sonst? Atlanta ist ja von der Eishockey-Begeisterung nicht im Ansatz mit Ottawa zu vergleichen.

Schubert: Auf gar keinen Fall kann man das vergleichen, aber ich war positiv überrascht, auch gerade von der Stadt. Wenn mal als Besucher-Team zum Spiel kommt, sieht man ja nicht viel mehr als das Hotel und ein, zwei Restaurants, da war ich dann echt positiv überrascht. Das ist ja auch das Schöne bei uns Sportlern, dass man andere Städte sieht und im Leben neue Erfahrungen machen kann.

SPOX: In der NHL ging es dann nicht mehr für Sie weiter, stattdessen kam der Wechsel nach Schweden zu Frölunda, warum?

Schubert: Ausschlaggebend waren meine beiden schweren Verletzungen (Kreuzband, Hüfte, Anm. d. Red.). Ich war dann "Unrestricted Free Agent", habe aber nur Zwei-Wege-Verträge angeboten bekommen, weil nach meinen Verletzungen niemand das Risiko eingehen wollte. Also habe ich mir gesagt: 'Noch mal AHL? Nicht wirklich.' Das wollte ich nicht mehr auf mich nehmen und habe mich entschieden, lieber etwas anderes zu machen. Die Sache mit Schweden ging dann ganz schnell.

SPOX: Daniel Alfredsson hatte seine Finger im Spiel.

Schubert: Richtig. Alfredsson wusste, dass sein Heimatklub einen Verteidiger sucht und hat mich gefragt, ob er mich mit denen in Verbindung bringen soll? Da habe ich ja gesagt und innerhalb von vier Tagen war alles erledigt. Ich habe gewusst, dass es nur eine halbjährige Geschichte sein wird, bis Christian Bäckman wieder fit war, aber auch das hat sich als eine ganz tolle Erfahrung herausgestellt. Das schwedische Eishockey ist vielleicht das beste in Europa. Ich denke, man war auch sehr zufrieden mit mir. Als ich dann wieder gegangen bin, war auch niemand sauer.

SPOX: Es war zu lesen, dass man Sie rausgeschmissen hätte...

Schubert: Und dass der Verein und ich im Streit auseinander gegangen wären. Was für ein Blödsinn! Ganz ehrlich: Da wurde so viel Mist geschrieben, das hat mich schon genervt, weil es einfach nicht gestimmt hat.

SPOX: In Hamburg haben Sie danach bei den Freezers eine sehr gute neue Herausforderung gefunden. Sie sind wieder zu Hause in Deutschland, aber auch nicht ganz zu Hause. Wie lebt es sich so als Münchner in Hamburg?

Schubert: (lacht) Die Hamburger sind schon ein ganz eigenes Volk. Nein, es ist wunderbar hier, ich fühle mich wirklich pudelwohl. Die Stadt ist überragend. Ich hoffe, dass ich hier noch ein paar Jahre bleiben kann.

SPOX: Und dass Sie als Captain einen Titel gewinnen mit den Freezers?

Schubert: Das muss schon das Ziel sein. Unser GM Stephane Richer hat es geschafft, richtig gute Leute zu holen, die auch charakterlich absolut top sind. Das Potenzial ist da, um Erfolg zu haben und uns mittelfristig in der Spitze zu etablieren. Es liegt an uns, dass wir das auch wirklich schaffen.

SPOX: Letzte Frage: Was ist denn eigentlich mit Ihrem "Versprechen", den Stanley Cup nach München zu bringen?

Schubert: (lacht) Mit der NHL weiß man nie, das ist das Schöne. Falls noch mal eine Möglichkeit bestehen sollte, würde es kein Eishockeyspieler der Welt ablehnen. Ich lasse mich einfach überraschen, was die Zeit bringt. Ich bin jetzt hier in Hamburg und versuche, meine Leistung zu bringen. Wenn etwas kommt, müsste man sicher mit dem Vorstand reden, aber da würde mir dann bestimmt niemand Steine in den Weg legen. Ich mache mich da wie gesagt nicht verrückt und konzentriere mich auf mich selbst. Alles Weitere liegt sowieso nicht in meinen Händen.

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