Die Slowakei hat Gold-Potenzial

Von Florian Regelmann
Die Slowaken um Topstar Marian Gaborik wollen bei der Heim-WM nach Gold greifen
© Getty
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9. Deutschland

Der vierte Platz bei der Heim-WM war ein Eishockey-Märchen, das für immer unvergessen bleiben wird, aber dieses Märchen ist Vergangenheit. Ob es noch einmal passieren wird, das Deutschland in einem WM-Halbfinale gegen Russland bis zur 32. Minute führt und bis zur 59. Minute ein Remis hält? Wohl kaum. Es ist Zeit für Realismus. Und realistisch betrachtet, geht es für das DEB-Team in der Slowakei nur darum, den Gang in die Abstiegsrunde zu vermeiden.

Gegen Russland und den Gastgeber wird nichts zu holen sein, Slowenien muss dann geschlagen werden. Einfach wird das nicht, denn das Team von Uwe Krupp ist objektiv betrachtet nicht so stark wie bei der Heim-WM. Christian Ehrhoff und Marcel Goc sind nicht dabei - auch Dennis Seidenberg kann das Team nicht verstärken. Ein herausragender Dennis Endras im Tor, eine kompakte Defensive, Fighten bis zum Umfallen - und mit ein bisschen Scheibenglück vorne die nötigen Tore schießen. Ein anderes Rezept gibt es für das deutsche Team nicht. Die Zwischenrunde ist Pflicht, aber zu mehr wird es kaum reichen.

Player to watch: Andre Rankel. 9 Tore und 18 Scorerpunkte in 12 Playoff-Spielen! Der Eisbären-Stürmer war der Garant für den Titel von Berlin, jetzt muss er auch mal im DEB-Trikot treffen. Denn da ist seine Bilanz ziemlich mau (3 Tore in 49 Spielen).

10. Weißrussland

Die Weißrussen haben seit Jahren das gleiche Problem wie Deutschland. Wenn es optimal läuft, ist der Viertelfinal-Einzug schon mal drin, aber tendenziell ist eher schon in der Zwischenrunde Schluss.

Im Prinzip spielt auch in der Slowakei nicht Weißrussland, sondern Dynamo Minsk ergänzt mit ein paar Verstärkungen. Immer noch dabei ist der in Deutschland bestens bekannte Torwart-Veteran Andrei Mezin.

Player to watch: Mikhail Grabovski. Er ist gemeinsam mit Andrei Kostitsyn, der nach dem Playoff-Aus der Canadiens auch noch zur WM kommen wird, der große Star der Weißrussen. Der 27-Jährige, übrigens in Potsdam geboren, hat seine bislang beste NHL-Saison hinter sich. 29 Tore schoss Grabovski für Toronto.

11. Dänemark

Die Dänen waren neben den Deutschen die Story der WM 2010. Nach Siegen gegen Finnland und die USA zog Dänemark erstmals in der Geschichte ins Viertelfinale ein, ehe dort gegen Schweden Endstation war.

Dass Dänemark im Eishockey immer stärker wird, zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass der junge Nicklas Jensen in diesem Jahr aller Voraussicht nach beim NHL-Draft in der ersten Runde gezogen werden wird. Mit Frans Nielsen, Peter Regin, Lars Eller, Jannik Hansen und Mikkel Boedker hat Dänemark aktuell schon fünf richtig gute NHL-Cracks. Ihr Problem in der Slowakei: Bis auf Boedker ist diesmal keiner dieser Jungs dabei.

Player to watch: Mikkel Boedker. Da die anderen NHL-Stars fehlen, liegt viel Verantwortung auf den jungen Schultern von Boedker. Der 21-jährige Stürmer, 2008 an Position acht von den Phoenix Coyotes gepickt, muss treffen, wenn Dänemark am Viertelfinale schnuppern will.

12. Norwegen

Die überraschend starken Norweger verpassten im letzten Jahr nur ganz knapp das Viertelfinale, sie haben sich fest in der A-Gruppe etabliert und werden auch dieses Mal nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Man könnte ihnen sogar fast das Viertelfinale zutrauen, wenn da nicht eine ganz bittere Absage wäre. Norwegens großer Star Patrick Thoresen, einer der absoluten Topscorer in der KHL, ist aus familiären Gründen nicht dabei.

Da sich Rangers-Stürmer Mats Zuccarello auch noch die Hand gebrochen hat und ebenfalls ausfällt, sieht es im Sturm ziemlich mau aus. Ex-Augsburg-Stürmer Mathis Olimb gehört noch zu den Hoffnungsträgern.

Player to watch: Ole-Kristian Tollefsen. Der beinharte Verteidiger, der inzwischen sein Geld in Schweden verdient, hat NHL-Erfahrung (Columbus, Philadelphia) und muss dafür sorgen, dass Norwegens Defensive stabil steht. Tollefsen ist bekannt für seine harten Hits - und fighten kann er auch.

13. Lettland

Alleine wegen ihrer Fans, die bei jeder WM eine unglaubliche Stimmung verbreiten, ist Lettland eine Bereicherung. Auch wenn es in den letzten fünf Jahren nur einmal für das Viertelfinale gereicht hat.

Da Gruppengegner Norwegen einen Tick stärker scheint, droht Lettland die Relegation, aber dort sollte der Klassenerhalt kein Problem darstellen. Fast die komplette Mannschaft besteht aus Spielern von Dinamo Riga.

Player to watch: Herberts Vasiljevs. Der Krefelder ist einer der wenigen Letten, die nicht in Riga spielen. Für die Pinguine spielte Vasiljevs mal wieder eine bärenstarke Saison, jetzt ist er auch im Nationalteam wie so oft ein Schlüsselspieler.

14. Frankreich

Die Franzosen sind erneut für die Abstiegsrunde gebucht. Im vergangenen Jahr konnten Les Bleus den Worst Case durch einen knappen Sieg gegen Italien verhindern, auch in der Slowakei werden sie wieder kämpfen müssen.

Mit Laurent Meunier aus Straubing gehört ein DEL-Akteur zum Kader, interessantester Stürmer ist aber Stephane Da Costa. Der 21-Jährige steht bei den Ottawa Senators unter Vertrag und hat im April seine ersten NHL-Spiele gemacht.

Player to watch: Cristobal Huet. Der Goalie war zu seinen Montreal-Zeiten vor vier Jahren noch ein All-Star in der NHL, aber inzwischen verdient der 35-Jährige sein Geld in der Schweiz. Huet hat das Zeug, Frankreich vor dem Abstieg zu bewahren.

15. Österreich

Die Österreicher müssen schauen, dass sie ein Jahr nach ihrem Aufstieg nicht sofort wieder in die B-Gruppe runtergehen. Das Beste, was Österreich passieren konnte, war das Playoff-Aus der Buffalo Sabres. Dachte man. Denn dadurch hätte Superstar Thomas Vanek zum Team stoßen können. Vanek wollte auch kommen und hatte schon zugesagt, aber dann bekam er von den Sabres völlig unerwartet doch keine Freigabe. Ganz ganz bitter.

Grund soll eine langwierige Verletzung des Mittelfingers sein. Die beiden anderen NHL-Stars, Michael Grabner und Andreas Nödl, stehen auch nicht zur Verfügung. Auf der Goalie-Position könnte es zudem Probleme geben, da werder Reinhard Divis noch Bernhard Brückler dabei sind. Das Team von Bill Gilligan wird kratzen und beißen müssen, um irgendwie dem Abstieg zu entgehen.

Player to watch: Thomas Koch. Wo soll die Offense herkommen? Vielleicht noch von Koch, dem besten österreichischen Scorer (71 Punkte) in der heimischen Liga.

16. Slowenien

Der Aufsteiger kommt als Nummer 19 der Welt zur WM und ist damit rein von der Papierform her der erste Abstiegskandidat. Wenn die Slowenen Kings-Superstar Anze Kopitar mit an Bord hätten, wäre die Angst vor ihnen gleich viel viel größer, aber da Kopitar verletzt fehlt, scheint der Abstieg fast nicht vermeidbar. Zumal mit Red-Wings-Talent Jan Mursak ein weiterer wichtiger Spieler nicht spielen kann.

Es mangelt schlicht und ergreifend an Klasse und Erfahrung im Team von Matjaz Kopitar. Unterschätzen darf Deutschland die Slowenen deshalb aber nicht. Das ist auch klar.

Player to watch: Marcel Rodman. Zusammen mit seinem Bruder David ist der 29-Jährige, der mal ein Jahr in Krefeld gespielt hat, noch die größte Nummer in Sloweniens Sturm.

Der Spielplan der Eishockey-WM in der Slowakei

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