"Wir haben eine Chance verspielt"

Von Alexander Mey
Beim Tor von Jarkko Immonen war DEB-Goalie Rob Zepp chancenlos
© Getty

Deutschland steht nach der knappen 0:1-Niederlage bei der Eishockey-WM gegen Finnland vor einer kuriosen Situation. Im letzten Spiel ist von Gruppensieg bis Abstiegsrunde noch alles möglich. Ein unnötiger Nervenkitzel, kritisiert Kapitän Marcel Goc im Gespräch mit SPOX.

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Das wäre es gewesen. Als kurz vor Ende des zweiten Drittels Michael Wolf von der Strafbank kam und plötzlich mutterseelenallein auf Finnlands Goalie Petri Vehanen zulief, musste er eigentlich das 1:1 machen. Ein Punkt nur, dann wäre Deutschlands Ausgangslage für den letzten Spieltag der Vorrunde deutlich besser gewesen.

Dänemark vs. Deutschland: Mittwoch, 16 Uhr im LIVE-TICKER

"Ich weiß, ich habe das in den letzten Minuten schon 15 Mal erzählt", sagte Wolf nach dem Spiel sichtlich genervt. "Ich wollte natürlich das Tor machen, aber der Goalie hat meinen Schuss und den Nachschuss von Christoph Ullmann sehr gut gehalten."

So war es auch im letzten Drittel. Das DEB-Team hatte aufgedreht und gab in den letzten 20 Minuten genauso viele Schüsse ab wie in den beiden vorherigen Dritteln zusammen. Doch der ausgezeichnete Vehanen hielt alles.

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Kapitän Goc übt deutliche Kritik

Wieder toll gekämpft, doch diesmal mit leeren Händen dagestanden. Das nagte am Team. Sven Felski stapfte wortlos und mit finsterer Miene an der kompletten Journalistenschar vorbei.

Kapitän Marcel Goc tat das nicht. Er beantwortete geduldig alle Fragen, übte aber deutliche Kritik. "0:1 gegen Finnland hört sich für einen Außenstehenden nicht schlecht an, aber jeder in der Halle und wir selbst wissen, dass wir eine Chance verspielt haben, die Zwischenrunde klarzumachen", sagte Goc im Gespräch mit SPOX.

Die ersten beiden Drittel, in denen die Deutschen zu passiv waren und die Finnen das Spiel beherrschten, haben Goc überhaupt nicht gefallen. "Wir haben es den Finnen zu einfach gemacht und uns selbst in Bedrängnis gebracht. Nach diesem Spiel muss jeder enttäuscht sein", sagte er.

Großer Respekt vor sensationellen Dänen

Die Zeit für die Aufarbeitung ist kurz, denn schon am Mittwoch um 16.15 Uhr beginnt das Endspiel gegen Dänemark. Eine undankbare Aufgabe, denn die Dänen sind nach ihren Siegen gegen Finnland und die USA schon sicher weiter und die große Sensation der WM.

"Sie sind ein sehr ernst zu nehmender Gegner", sagte Goc. "Wir werden uns im Video anschauen, was jeder Einzelne anders machen muss, damit wir gegen die Dänen wieder besser spielen."

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Hoffnung, dass es die Dänen locker angehen lassen, nur weil sie schon qualifiziert sind, macht sich im DEB-Team niemand. "Nur weil wir in Deutschland spielen, legt sich keiner unserer Gegner auf den Rücken und ergibt sich", sagte Bundestrainer Uwe Krupp. "Ob die Dänen gut oder schlecht drauf sind, muss uns egal sein."

Endras gegen Dänemark wieder im Tor

Krupps Aufgabe ist es, das richtige Mittel gegen die defensiv unglaublich starken Dänen zu finden. Gegen sie wird Deutschland das Spiel offensiv gestalten müssen, das liegt ihnen eigentlich überhaupt nicht. "Gegen Dänemark steht uns unser schwerstes Spiel bevor", sagte der Coach.

Krupp nominierte für das letzte Vorrundenspiel derweil Daniel Kreutzer nach. Der Stürmer der DEG Metro Stars rückt als 13. Angreifer in das Aufgebot. "Das gibt uns zusätzliche Optionen in der Offensive", sagte Krupp nach dem Training am Dienstag.

Kreutzer soll zusammen mit dem Berliner Sven Felski und dem Hamburger Alexander Barta in der dritten Sturmreihe spielen. Der Hamburger John Tripp wechselt in eine der ersten beiden Formationen. Krupp entschied sich damit gegen einen achten Verteidiger.

Im Tor wird dann wieder USA-Rückhalt Dennis Endras stehen. Allerdings nicht, weil sich Rob Zepp gegen die Finnen irgendetwas vorzuwerfen hätte. Mit 36 Saves bei 37 Schüssen war seine Quote sogar besser als die von Endras gegen die USA.

Von Gruppensieg bis Abstiegsrunde alles möglich

Vielleicht will Krupp mit Endras das Erfolgs-Gen wieder einwechseln, das gegen Finnland gefehlt hat. Denn eines ist sicher: Gewinnt Deutschland nach regulärer Spielzeit gegen Dänemark, ist die Zwischenrunde fest gebucht. Schon ein Sieg in der Overtime könnte aber zu wenig sein und es ginge schlimmstenfalls mit zwei Erfolgen in die Abstiegsrunde.

Rechenspiele, mit denen sich kein deutscher Spieler belasten will - und sich auch nicht belasten sollte. "Es ist noch alles möglich. Rechnen tun wir nicht. Wir müssen das Spiel gewinnen, dann ist die Sache klar", sagte Goc.

Frei nach dem Motto von Uwe Krupp: "Hier wird nicht getrauert, hier wird gekämpft!"

Topscorer und Top-Torhüter der WM