Schlaflos in Köln-Deutz

Von Alexander Mey
Christian Ehrhoff spielte auch bei den Olympischen Spielen in Vancouver für Deutschland
© Getty

Christian Ehrhoff ist angekommen. Das war vor dem deutschen Auftaktmatch der Zwischenrunde gegen Russland die beste Nachricht des Tages. Der Star der Vancouver Canucks soll auf dem Weg ins Viertelfinale der entscheidende Trumpf sein.

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Christian Ehrhoff musste lachen, als er auf sein letztes Spiel in der Arena in Köln angesprochen wurde. "Daran habe ich ausgezeichnete Erinnerungen", sagte er. Kein Wunder. Das Spiel fand 2003 statt, es war sein letztes in Deutschland für die Krefeld Pinguine - und es war das entscheidende fünfte Spiel in den DEL-Finals gegen die Kölner Haie. Krefeld wurde Meister, Ehrhoff ging in die NHL.

Sieben Jahre später sitzt Ehrhoff wieder in der Kölner Arena. Seine Augen sind winzig klein, er ist mehr oder weniger direkt aus dem verspäteten Flieger aufs Trainings-Eis gestolpert.

Anruf bei Krupp zwei Stunden nach Playoff-Aus

Eine Höllentour, aber der Verteidiger der Vancouver Canucks wollte unbedingt bei der WM spielen. "Er hat mich zwei Stunden nach dem Aus in den NHL-Playoffs angerufen und wollte unbedingt in der Zwischenrunde dabei sein", sagte Bundestrainer Uwe Krupp.

Leute mit genau dieser Einstellung sind es, die Krupp in seinem Team sehen will. "Christian setzt damit ein riesiges Zeichen für das ganze Team", lobte der Coach.

Aber er wird auch ins kalte Wasser geworfen. In Gedanken noch beim bitteren Aus gegen die Chicago Blackhawks, kaum Schlaf, Jetlag ohne Ende. Eine optimale WM-Vorbereitung sieht anders aus.

Wach bleiben ist alles

Dafür ist die von Ehrhoff kurios. "Ich bin in der Kabine erst mal die Spieler durchgegangen, die ich nicht gekannt habe, und habe mich vorgestellt", beschrieb Ehrhoff, der 2005 zum letzten Mal bei einer WM dabei war. Nationalspieler wie Felix Schütz oder Justin Krueger gab es damals noch nicht.

Und wie verläuft der Tag weiter? "Ich werde ein bisschen in die Stadt gehen und bummeln. Tageslicht hilft bei Jetlag. Nach dem Abendessen muss ich dann noch ein paar Stunden kämpfen, bis ich endlich ins Bett kann. Ich will unbedingt so lange durchhalten, um gleich im richtigen Schlafrhythmus zu sein", sagte Ehrhoff.

Nach einer gehörigen Mütze Schlaf sollte einem starken Einstand von Ehrhoff nichts mehr im Weg stehen. "Eine volle Arena mit Deutschland-Fans macht es sehr einfach, sich auf das Spiel zu konzentrieren", sagte Ehrhoff. Krupp ist sich trotz aller Widrigkeiten sicher: "Das Team ist mit Christian auf jeden Fall besser als ohne ihn."

Nahezu chancenlos gegen russisches Starensemble

Das heißt aber noch lange nicht, dass das DEB-Team gut genug für seinen ersten Gegner am Samstagabend sein wird. Es geht nämlich ganz nebenbei gegen das Starensemble aus Russland. Das nominiert keinen Christian Ehrhoff nach. Es holt sich Spieler wie Pawel Datsyuk und sogar Jewgeni Malkin. Ganz zu schweigen von Jungs wie Alexander Owetschkin oder Ilja Kowaltschuk, die schon von Anfang an dabei sind.

Der Kader der Russen ist der Hammer. Sie sind die einzige Nation, die einen Großteil des Olympia-Kaders zur Verfügung hat. Eine Niederlage des DEB-Teams in diesem Spiel ist eingeplant.

Russland vs. Deutschland: Sa., 20 Uhr im LIVE-TICKER

Krupp: "Owetschkin ist nur ein Mann"

"Niemand erwartet, dass wir gegen die Russen gewinnen", sagte Krupp. "Daher können wir unbeschwert in das Spiel hinein gehen. Die Vorrunde hat gezeigt, dass die Punkte nicht immer aus den Spielen kommen, in denen man sie erwartet."

Trotzdem: Ein Sieg gegen die USA auf Schalke und ein Sieg gegen die Russen in der Kölner Arena sind zwei völlig unterschiedliche Hausnummern.

Allein der Name von Superstar Owetschkin wird den jungen deutschen Spielern die Ehrfurcht in die Knie fahren lassen. "Wir müssen wissen, wenn er auf dem Eis ist, denn er ist im Eins-gegen-Eins ein unglaublich guter Spieler", sagte Krupp. "Aber auch Owetschkin ist nur ein Mann, und das Team der Russen ist voll von guten Leuten."

Kotschnew im Tor - Gogulla raus

Auf Abwehr und Torhüter des DEB-Teams wird also jede Menge Arbeit zukommen. Deshalb bietet Krupp mit Ehrhoff acht Verteidiger auf, dafür aber nur zwölf Stürmer. Ehrhoff trainierte an der Seite von Robert Dietrich. Philip Gogulla wird für ihn aus dem Aufgebot herausfallen.

Im Tor steht Dimitrij Kotschnew. Passend, schließlich spielt er in der russischen Elite-Liga KHL und kennt sowohl Spielweise als auch einige Spieler bei Russland.

Es ist alles angerichtet für das Wunder von Köln. Und selbst, wenn es gegen Russland kein Wunder geben sollte. Dank Christian Ehrhoff steigen die Chancen, in den übrigen Spielen gegen Weißrussland und die Slowakei den Traum vom Viertelfinale wahr werden zu lassen.

Topscorer und Top-Torhüter der WM