Deutschland löst Ticket zur Zwischenrunde

Von Für SPOX in Köln: Alexander Mey
Da war die Erleichterung groß: Deutschland gelingt der Ausgleichstreffer zum 1:1
© Getty

Es ist geschafft - und zwar aus eigener Kraft. Das DEB-Team hat sich aus allen Rechenspielen um den Einzug in die Zwischenrunde der WM herausgehalten und nach tollem Spiel Dänemark mit 3:1 geschlagen. Damit sind Platz zwei in der Gruppe und der Klassenerhalt sicher.

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Was für eine Katastrophe! Die ersten sieben Minuten des Gruppen-Endspiels der deutschen Mannschaft gegen Dänemark hätten nicht schlechter laufen können. Strafzeiten ohne Ende beim übermotivierten Gastgeber und das frühe 0:1 als logische Folge. Das Schlimmste konnte man zu diesem Zeitpunkt befürchten, bitte nicht in die Abstiegsrunde!

"Ich hatte manchmal das Gefühl, dass wir hier in der DEL sind. International werden solche Checks normalerweise nicht bestraft", kommentierte Patrick Hager die chaotische Anfangsphase.

Deutschland zu hart für die Dänen

Doch dann kam die Wende. Deutschland spielte groß auf, drehte die Partie, war überlegen. Als es darauf ankam, hat das Team alles gezeigt, was es auch bisher in diesem Turnier stark gemacht hat. Kampfgeist, tolle Moral, gute Defense. Dazu kam aber auch das geradlinige Spiel in die Spitze, das noch gegen Finnland gefehlt hatte.

Und die Deutschen waren hart. "Gegen die USA und Finnland haben wir im ersten Drittel fünf Hits bekommen. Gegen Deutschland waren es 20. Wir waren nicht hart genug für dieses deutsche Team", resümierte Dänemarks Coach Per Backman die Partie, durch die sein Team den direkten Vergleich der beiden Überraschungs-Qualifizierten verloren hat.

Damit bestätigte er vor allem eins: Der Plan von Bundestrainer Uwe Krupp ist voll aufgegangen. "Du musst dich mit den Dänen anlegen und an der Grenze des Erlaubten spielen. Wenn du brav mitspielst, verlierst du", sagte Krupp. "Das Team hat sehr gut gespielt. Jedem von uns fällt ein Stein vom Herzen."

Ehrhoff spielt in der Zwischenrunde

Angetrieben von lautstarken Fans in der ausverkauften Lanxess-Arena in Köln und einer starken ersten Reihe mit Marcel Goc und Felix Schütz ebnete das Team nicht nur den Weg in die Zwischenrunde, es verschaffte sich auch eine Ausgangsposition, mit der das Erreichen des Viertelfinals keine Utopie ist. Bei der Erfüllung dieses Traums wird auch Christian Ehrhoff helfen. Krupp bestätigte, dass der Verteidiger der aus den NHL-Playoffs ausgeschiedenen Vancouver Canucks schon im Flieger nach Köln sitzt.

Da am Abend Finnland die USA mit 3:2 geschlagen hat, geht Deutschland als Gruppen-Zweiter mit drei Punkten auf dem Konto in die Zwischenrunde, wo die Gegner wahrscheinlich Russland, Slowakei und Weißrussland heißen werden.

SPOX fasst die Lehren aus dem Dänemark-Spiel zusammen:

Erstes Drittel: Bundestrainer Uwe Krupp hat die Sturmreihen munter durchgewürfelt. Philip Gogulla ist das Opfer und fällt aus den vier Reihen raus. Für ihn spielt Andre Rankel in der ersten Sturmreihe, John Tripp rückt für den nachnominierten Daniel Kreutzer von der vierten in die dritte Reihe. Dennis Endras steht im Tor. Trotzdem ist der Anfang katastrophal. Zwei schnelle Strafen gegen Patrick Hager und Alexander Sulzer, 3-5-Unterzahl. Und prompt macht Dänemark das frühe 1:0. Kurz danach holt sich Sven Felski die nächste Strafe ab, wieder 3-5-Unterzahl. Der kanadische Schiedsrichter Marc Muylaert pfeift vielleicht etwas kleinlich, aber die Deutschen sind auch eindeutig übermotiviert. Nach sieben Minuten geht für das DEB-Team das Spiel erst richtig los, als man endlich mal 5 gegen 5 spielen kann. Ab jetzt spielt der Gastgeber mutig nach vorne und wird mit dem Ausgleich durch Marcel Goc belohnt. Auch danach eröffnen sich gegen den manchmal unsicher wirkenden Goalie Patrick Galbraith einige gute Chancen, aber im Abschluss passt es erneut nicht hundertprozentig. Alles in allem hat das deutsche Team dennoch nach der chaotischen Anfangsphase Moral und eine entsprechend starke Reaktion gezeigt. Das geforderte geradlinige und unkomplizierte Spiel in die Spitze funktioniert wieder - 11:4 Torschüsse sagen alles.

Zweites Drittel: Deutschland macht da weiter, wo man im ersten Drittel aufgehört hat. Nur diesmal schafft man es, von der Strafbank wegzubleiben. Das zahlt sich aus. Gute Pässe aus der Abwehr in die Tiefe eröffnen immer wieder gute Chancen. Vor allem Christoph Ullmann bekommt durch gutes Spiel der zweiten Sturmreihe mit Marcel Müller und Michael Wolf eine Möglichkeit nach der anderen. Er hat im Abschluss aber einfach kein Glück. Die Dänen verteidigen nicht mehr so konsequent wie noch im ersten Drittel. Das nutzt Felix Schütz nach 34 Minuten zur Führung. Zwei Minuten später wird nach Videobeweis auch das 3:1 durch Nicolai Goc anerkannt.

Drittes Drittel: Die Dänen kommen in den ersten Minuten etwas offensiver aus der Kabine. Aber Endras im deutschen Tor nutzt die nicht allzu zahlreichen Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Nach rund fünf Minuten im Schlussabschnitt übernimmt das DEB-Team wieder das Kommando. Man hat ab diesem Zeitpunkt nie das Gefühl, dass es noch einmal in Bedrängnis kommen kann. Im Gegenteil: Goc hat acht Minuten vor Schluss sogar noch die Chance zum 4:1, scheitert aber an der Latte. Die letzten Minuten sind eine große Party, die Fans skandieren "Oh, wie ist das schön". Deutschland übersteht auch eine 4-6-Unterzahl am Ende unbeschadet.

Star des Spiels: Marcel Goc. So wie er muss ein Kapitän spielen. Er ist der absolute Leader im DEB-Team, das hat er gegen Dänemark eindrucksvoll bewiesen. Er hängt sich voll rein, strahlt Ruhe aus und ist immer da, wenn man ihn braucht. Das 1:1 war fast allein sein Verdienst. Er hat das Bully gewonnen, ist dann vors Tor gelaufen und hat den Schuss von Alexander Sulzer unhaltbar abgefälscht. Zusammen mit dem ebenfalls sehr starken Felix Schütz hat er dafür gesorgt, dass von der ersten deutschen Sturmreihe immer Gefahr ausging. Er und Schütz harmonieren ausgezeichnet. Im dritten Drittel hätte er fast noch sein zweites Tor gemacht, scheiterte aber an der Latte.

Lehren des Spiels: Deutschland kann bei diesem Turnier mit der internationalen Spitze mithalten, weil Uwe Krupp ein mental starkes, einsatzbereites und funktionierendes Team geformt hat. Die Einstellung stimmt bei jedem Einzelnen hundertprozentig.

Im Gegensatz zum Finnland-Spiel hat das Team gegen Dänemark auch die Spielphilosophie wieder verinnerlicht, die Deutschland beherzigen muss, wenn man Erfolg haben will. Keine Schnörkel, nichts Kompliziertes. Scheibe nach vorne, Schuss aufs Tor, Nachschüsse erkämpfen. Geradlinig nennt der Bundestrainer das - und es funktioniert.

Es funktioniert auch, weil das Team neben einer ausgezeichneten Abwehr inklusive Torhüter mit Marcel Goc einen eindeutigen Leader hat.

Unter diesen Vorzeichen ist das Viertelfinale ein realistisches Ziel.

Dänemark gegen Deutschland zum Nachlesen im Ticker