Sascha Goc: "Dem Pokal geht es wieder gut"

Von Interview: Jan Teuner
Sascha Goc (r.) trug mit vier Playoff-Treffern maßgeblich zum Erfolg der Hannover Scorpions bei
© Getty

Sascha Goc feierte mit den Hannover Scorpions den größten Erfolg der Vereingeschichte. Seit fünf Jahren schnürt der schussgewaltige Ex-Nationalspieler bereits die Schlittschuhe für den neuen DEL-Meister. Im Interview mit SPOX spricht er über den Ausnahmezustand in Hannover, das Geheimnis des Sensationserfolgs und warum er Hans Zach auf der Heimfahrt in den Schwarzwald zuwinken wird.

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SPOX: Erstmal Gratulation zum DEL-Titel. In Hannover ist jetzt sicher richtig was los.

Sascha Goc: Ja, absolut. Die Bude war gestern endlich mal voll und nach dem Spiel sind auch noch viele geblieben und haben auf der Plaza gefeiert. Gestern Abend in der Stadt waren auch noch etliche Fans unterwegs. Es ist wirklich Ausnahmezustand im Moment.

SPOX: Was lief da auf der Plaza ab?

Goc: Die Fans haben draußen gefeiert und wir Spieler sind nach und nach raus. Da war richtig was los. Es war einfach ein gelungener Abend.

SPOX: Haben Sie dann überhaupt noch geschlafen?

Goc: Der eine mehr, der andere weniger. Ein paar waren bis heute morgen unterwegs. Die meisten habe ich bis jetzt auch noch gar nicht gesehen. Wir treffen uns heute noch in der Kabine und fahren dann mit dem Auto-Korso zum Rathaus. So viel mehr wissen wir aber auch noch gar nicht.

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SPOX: Und haben Sie schon begreifen können, was Sie erreicht haben?

Goc: Ich denke schon. Wir haben mit dem Ziel vor Augen hart dafür gearbeitet, und die Zuschauer haben uns gestern schon verdeutlicht, was wir da geschafft haben. Die sind alle ausgerastet und wir haben dann ordentlich gefeiert in der Kabine...

SPOX: ... dabei ist sogar der Pokal zu Bruch gegangen.

Goc: Ja, mal kurzzeitig. Aber der lebt wieder. Dem geht es wieder gut.

SPOX: Wer hat ihn repariert?

Goc: Das weiß ich gar nicht. Ich glaube, der Aris Brimanis und einer der Betreuer von uns.

SPOX: Hans Zach hat sich bei den Toren mit dem Jubel zurückgehalten. Danach ist er aber aus sich herausgegangen. Wie lange hat er bei der Feier durchgehalten?

Goc: In der Kabine war er die ganze Zeit und hat mitgefeiert. Auch später in der Stadt war er noch dabei. Er hat den Abend genossen. Der letzte Titel ist ja auch schon etwas länger her und so etwas am Ende zu schaffen, ist dann was ganz Besonderes.

SPOX: Bis dahin war es natürlich ein hartes Stück Arbeit, gespickt mit vielen Höhepunkten. Wie haben Sie die Playoffs erlebt?

Goc: Das war Wahnsinn, im Finale zu stehen und so enge Spiele umzubiegen und zu gewinnen. Die Playoffs sind etwas ganz Eigenes. Schon die Atmosphäre gegen Nürnberg war klasse. Die knappen Spiele, die wir dann Gott sei Dank gewonnen haben. Gegen Ingolstadt lagen wir ja 1:4 hinten und haben noch in der Verlängerung gewonnen. Und jetzt in Augsburg haben wir ja auch geführt und kurz vor Schluss noch den Ausgleich kassiert. Gestern war es wieder so. Alle Mannschaften waren sehr ausgeglichen.

SPOX: Ihr Gegner Augsburg hat Mannheim, Berlin und Wolfsburg ausgeschaltet.

Goc: Wir wussten, dass das der härteste Brocken wird und sie nur ganz schwer zu knacken sein würden. Schon während der Saison war Augsburg ein schwieriger Gegner. Bei uns hat dieses Jahr aber einfach alles gepasst. Wir hatten keine Verletzten, Travis Scott hat stark gehalten und die Stürmer haben vorn die Tore gemacht. Genauso wie es sein muss.

SPOX: Hans Zach hatte in seiner letzten Saison sicher auch noch das eine oder andere Ass im Ärmel.

Goc: Natürlich, das kommt auch dazu. Aber er war jetzt vier Jahre hier, und das war eigentlich schon die ganzen vier Jahre sehr, sehr stark. Was uns in dieser Saison aber richtig zusammengeschweißt hat, war, dass wir alle auf den Gehaltsverzicht eingegangen sind.

SPOX: Was bemerkenswert ist.

Goc: Ja, aber so etwas macht es halt aus. Auch als Mannschaft allgemein sind wir schon lange zusammen. Ich bin schon fünf Jahre hier, viele von uns auch schon zwei oder drei Jahre. Der Kern der Mannschaft steht und das ist immer wichtig, wenn man Erfolg haben will.

SPOX: Von Grüppchenbildung keine Spur?

Goc: Nein, es wird von allen darauf geachtet, besonders vom Management, dass die Charaktere zusammenpassen. Ich denke, dass war auch der Schlüssel zum Erfolg. Das war schon so, als ich vor fünf Jahren kam und deshalb bin ich auch gerne hier. Dieses Jahr haben dann auch die Kleinigkeiten gepasst und ich denke, dass wir jetzt verdient gewonnen haben.

SPOX: Ihr Bruder Nikolai ist auch dabei. Wie ist das Gefühl, wenn man zusammen den Titel holt?

Goc: Das ist genial. Es ist ja schon im Profisport ganz selten, dass man drei Brüder hat, die auf so hohem Niveau spielen wie wir. Marcel drüben (spielt bei den Nashville Predators in der NHL, Anm. d. Red.), Niki und ich hier. Mit Marcel habe ich auch ein Jahr in Mannheim gespielt und Niki und ich haben jetzt das Glück, dass wir in Hannover einen Verein gefunden haben, bei dem wir uns beide wohlfühlen. Dass wir zusammen die Meisterschaft gewinnen, ist natürlich Wahnsinn.

SPOX: Achtet man als älterer Bruder besonders auf den Kleinen? Gerade bei so einer Siegesfeier...

Goc: Ach nee, der ist alt genug.

SPOX: Hat sich Marcel denn schon gemeldet?

Goc: Ja, er hat zwei SMS geschrieben. Es war gestern einfach zu hektisch zum Telefonieren. Außerdem ist er auch mitten in der Vorbereitung auf Spiel sechs gegen Chicago und war schon auf dem Weg ins Bett, als wir noch unterwegs waren.

SPOX: Falls Marcel mit Nashville weiterkommt, fliegen Sie dann noch rüber?

Goc: Erstmal geht's in den Schwarzwald zur Familie. Da habe ich ein paar Sachen zu erledigen und dann will ich natürlich die WM in Deutschland verfolgen. Aber wenn sie ins Finale kommen, dann werde ich bestimmt auch rüber fliegen.

SPOX: Hans Zach hat ja angekündigt, dass er mit dem Rad nach Bad Tölz fahren will, wenn er Meister wird. Begleiten Sie ihn dann, wenn Sie ohnehin in den Schwarzwald müssen?

Goc: Was will er? Mit dem Fahrrad runterfahren?

SPOX: Hatte er beim Amtsantritt angekündigt, wenn er Meister werden sollte.

Goc: Ach so. Nee, ich bin platt. Ich habe soviel Eishockey gespielt in der letzten Zeit. Da gönne ich mir die Autofahrt. Ich winke dann vielleicht, wenn ich ihn überhole.

SPOX: Glauben Sie denn daran, dass er ab Sommer wieder eine Aufgabe übernehmen wird? Zuletzt hatte er sich ja noch eine Hintertür offen gehalten.

Goc: Keine Ahnung, was er macht oder ob er eine Weile pausiert. Aber er ist fit und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er mit dem Eishockey gar nichts mehr am Hut haben wird. Außerdem wird seine Erfahrung an der einen oder anderen Stelle dringend gebraucht. Es gab ja auch Spekulationen, ob er zur Nationalmannschaft geht. Ich weiß nicht, was er vorhat. Lassen wir uns überraschen.

SPOX: Auf dem Radweg hat er ja genügend Zeit, darüber nachzudenken.

Goc (lacht): Ja, genau. Ich denke, wenn er was macht, dann wird er sich das gut überlegen. Aber egal, was er macht, ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute.

Hans Zach: Erst Radltour, dann Job beim DEB