"Geld gewinnt nicht immer"

Von Interview: Jan Teuner
Dennis Endras spielt seine zweite komplette Saison als Starting Goalie der Augsburg Panther
© Getty

Dennis Endras drückt den bisherigen Playoffs seinen Stempel auf. Wenn man über die Augsburger Erfolgsgaranten spricht, führt am Panther-Goalie kein Weg vorbei. Im Interview mit SPOX spricht Endras über das DEL-Finale, fünf gehaltene Penaltys gegen ein Team aus Hannover und eine schwarz-rot-gelbe Fanghand, die er bereits jetzt im Training nutzt.

Cookie-Einstellungen

SPOX: Vier Tage sind seit dem Finaleinzug vergangen. Wie schlafen Sie seitdem?

Dennis Endras: Es ist klar, dass man nach so einem Spiel wie dem letzten Halbfinale aufgedreht ist und nicht gleich zur Ruhe kommt. Da schläft man natürlich nicht so schnell ein und hat noch mal etliche Szenen des Spiels vor Augen.

SPOX: Kann man sich als Top-Goalie auf diesem Niveau überhaupt schlaflose Nächte erlauben?

Endras: Auf gar keinen Fall. Wir stehen unter Dauerstrom, aber wenn man jetzt wie nach dem Halbfinale gar nicht schlafen kann, dann muss man das notfalls auch mal am Nachmittag nachholen. Man muss sehen, dass man ausreichend Schlaf bekommt.

SPOX: Vom ehemaligen NHL-Goalie Ed Belfour ist zu lesen, dass er sich an Spieltagen sogar Schlaftabletten zur Beruhigung einschmiss.

Endras: So etwas brauche ich nicht.

SPOX: Bereitet Ihnen Ihr Finalgegner Hannover schlaflose Nächte? Immerhin haben sie zuvor Mannheim, Berlin und Wolfsburg rausgeworfen. Ist Augsburg trotzdem Außenseiter?

Endras: Wir sind in jedem Spiel Außenseiter, in der Liga - und in den Playoffs schon dreimal. Aber Außenseiter oder nicht, gespielt wird auf dem Eis. Es wird auf jeden Fall eine harte Serie werden.

SPOX: Vor den Playoffs glich die Augsburger Saison einer Achterbahnfahrt. Nach einem Durchhänger war zwischenzeitlich sogar die Qualifikation für die Pre-Playoffs in Gefahr.

Endras: Die schwierige Phase war nach der Olympia-Pause, als wir die ersten drei Spiele verloren hatten, und es noch mal ganz eng um Platz zehn geworden ist. Aber wir wussten alle, um was es ging. Wir mussten sehen, dass wir so schnell wie möglich punkten, und haben uns dann mit sechs Siegen in Folge auf einen für Augsburg sensationellen achten Platz geschoben. Ich denke einfach, dass die Mannschaften in den letzten Wochen gezeigt hat, dass wir in der Liga mitspielen können, dass wir Tore schießen können, dass wir Spieler in der Mannschaft haben, die ein Spiel entscheiden können, dass es nicht auf einen Einzelnen ausgelegt ist. Wir sind einfach eine junge, gute, kompakte Mannschaft.

SPOX: Sie waren Ende 2004 zum ersten Mal Teil dieses Teams. Können Sie sich noch an Ihren ersten DEL-Einsatz erinnern?

Endras: Ja, klar. So was vergisst man natürlich nicht. Das war auch gegen die Hannover Scorpions - und da haben wir 3:0 gewonnen.

SPOX: Dann folgte der Umweg über die dritte Liga, durch den Sie Ihren Teamkollegen immerhin schon eines voraus haben - einen Titelgewinn. Nämlich den Oberliga-Titel 05/06 mit Landsberg gegen die Hannover Indians. Teams aus Hannover scheinen Ihnen zu liegen.

Endras: Scheint so. Ich habe die ganze Serie noch total gut in Erinnerung. Hannover hatte zu Hause Matchball und wir wurden bereits abgeschrieben. Der Klub hatte sogar schon die Abschlussfeier geplant. Dann haben wir das Ding da oben gewonnen und daheim im entscheidenden Spiel im Penaltyschießen die ganze Serie. Dabei auch noch alle Penaltys zu halten, war natürlich das größte, was ich bisher im Eishockey erleben durfte - neben den Olympischen Spielen und dem, was hier in Augsburg gerade passiert. Egal, welche Liga man gewinnt. Das ist einfach der Höhepunkt.

SPOX: Das damalige Landsberger Team ist auf Grund der finanziellen Lage auseinander gefallen. Auch in Augsburg zerfällt die Mannschaft auf Grund finanzieller Aspekte. Sie dagegen haben Ihren Vertrag verlängert, obwohl etliche Leistungsträger den Verein verlassen. Warum?

Endras: Ich weiß, dass Augsburg mir die Chance gegeben hat, die ich nirgendwo anders bekommen hätte. Ich will einfach das Vertrauen zurückzahlen. Und wenn es mit der Mannschaft stimmt, Coach Larry Mitchell hat gute Leute geholt, dann kann man auch so ganz viel erreichen. Geld gewinnt nicht immer.

SPOX: Neben Ihnen hat auch Ihr Backup-Goalie Leonardo Conti seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. Wie ist ihr Verhältnis zueinander?

Endras: Das ist super. Ich kenne Leo schon aus Ravensburger Zeiten. Er ist ein super Einsatzpartner, da gibt's wirklich gar nichts. Ich freue mich, dass er nächste Saison wieder da ist. Er hilft mir, wir reden viel miteinander, auch über die Gegentore und das, was auf dem Eis passiert. Es tut mir sehr gut, so einen ruhigen und erfahrenen Mann hinter mir zu haben.

SPOX: Auch andere Spieler aus der damaligen Landsberger Mannschaft haben den Sprung in die DEL geschafft. Zum Beispiel Adam Mitchell, der im Finale für die Scorpions aufläuft. Haben Sie vor dem Finale miteinander gesprochen?

Endras: Ja, wir schreiben viel miteinander über Facebook und telefonieren auch. Wir haben beide gehofft, dass wir gegeneinander spielen dürfen. Und jetzt hat's geklappt. Und wir wünschen uns gegenseitig alles Glück der Welt. Jeder hat's verdient, im Finale zu stehen. Und der Bessere oder Glücklichere soll am Ende gewinnen.

SPOX: Fast direkt nach den DEL-Finals steht die WM an. Ist das bei Ihnen schon im Hinterkopf?

Endras: Die Heim-WM, dann das sensationelle Spiel auf Schalke, natürlich denke ich daran. Ich freue mich aber erstmal, dass wir mit Augsburg so weit gekommen sind. Damit habe ich dem Bundestrainer gezeigt, dass ich eine Mannschaft führen kann.

SPOX: Sie sollen sogar schon mit der neuen Fanghand trainieren, die Sie bei der WM einsetzen werden.

Endras: Die Fanghand nutze ich in der Tat schon im Training, damit sie etwas weicher wird und ich das eigene Material etwas schone. Ich hoffe natürlich, dass ich das Nationalmannschafts-Zeug im Turnier noch brauchen werde.

SPOX: Mit der Nationalmannschaft waren Sie ja auch schon in Kanada bei den Olympischen Spielen und haben bereits ein paar NHL-Spieler kennengelernt. Wann kehren Sie dorthin zurück? Vielleicht auch als Spieler?

Endras: Der Traum lebt weiter, ist ja klar. Ich hoffe natürlich, ich bekomme irgendwann noch eine Chance in der NHL. Aber ob das klappt oder nicht, das liegt nicht in meinen Händen, da gehört auch etwas Glück dazu. Wenn es soweit kommen würde, würde ich mich natürlich freuen. Den Sprung würde ich dann auch wagen. So eine Chance kriegt man nicht jedes Jahr. Aber es ist noch ein langer Weg. Kontakte gibt's keine, doch ich träume weiter.

SPOX-Finale-Check: Eine Prognsoe? Fast unmöglich