"Was kann ich Cash bekommen?"

Von Interview: Florian Regelmann
Max Fedra ist als Manager für die Augsburger Panther verantwortlich
© Imago

Die Augsburger Panther sind eine der positiven Überraschungen der DEL-Saison. Mit einer billigen No-Name-Truppe liegt Augsburg in Reichweite der Playoff-Plätze. Bei SPOX erklärt Max Fedra, der Macher des Erfolgs, wie man US-Boys vom Leben in Augsburg überzeugt und warum früher alles noch ganz anders war.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Herr Fedra, wer sich den Augsburger Kader anschaut, sieht Namen wie Brett Engelhardt, Chris Collins oder T.J. Kemp. Bevor diese Spieler nach Deutschland kamen, kannte sie wohl kaum ein Panther-Fan. Wie findet man solche Spieler?

Max Fedra: Alle drei Spieler, die sie genannt haben, sind Ausländer. Wenn ich einen Kader zusammenstelle, interessiert mich zuerst aber das deutsche Paket. Das ist das Wichtigste. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an qualitativ guten deutschen Spielern, oder die Qualität des Spielers ist so bekannt, dass er für uns zu teuer wird. Wir müssen schauen, dass wir entweder eigene Spieler, wie einen Steffen Tölzer, weiterentwickeln, oder wir müssen Talenten eine Perspektive aufzeigen, dass sie bei uns Eiszeit erhalten und hier zu einem gestandenen DEL-Spieler reifen können. Dabei bleibt natürlich immer ein Restrisiko. Wenn einige Spieler nicht den Sprung machen, den wir uns erhoffen, kann eine Saison auch mal ganz schnell schlecht verlaufen.

SPOX: Gerade dann kommen die Ausländer ins Spiel.

Fedra: Richtig. Sobald das deutsche Kontingent klar ist, haben wir die Möglichkeit, zehn Ausländer unter Vertrag zu nehmen. Dafür können wir uns im Weltmarkt bedienen. Für uns sind vor allem Spieler interessant, die zum ersten Mal nach Europa kommen und sich beweisen wollen.

SPOX: Wie läuft ein typischer Prozess ab, bis der Transfer perfekt ist?

Fedra: Es sind mehrere Prozesse. Zum einen bekomme ich als Manager über Agenten viele Spieler angeboten und zum anderen suchen wir, hauptsächlich unser Coach Larry Mitchell, vor Ort selbst nach geeigneten Spielern. Haben wir einen Spieler entdeckt, geht es darum, ihn davon zu überzeugen, dass Augsburg die richtige Adresse für ihn ist. Das ist gar nicht so einfach, weil es für einen US-Boy erstmal vollkommen egal ist, ob er in Deutschland, England oder Italien spielt. Er will einfach nur nach Europa. Durch die moderne Technik kann so ein Transfer aber manchmal sehr schnell gehen, ein paar Emails, ein paar Telefonate - und ein paar Stunden später ist alles fix.

SPOX: Mit welchen Argumenten werben Sie?

Fedra: Ein Vorteil ist, dass ein Spieler bei uns nicht so sehr unter Druck steht, wie das bei einem Spitzenklub der Fall wäre. Wobei der Spitzenklub die Spieler, die wir im Auge haben, sowieso nicht nehmen würde. Die Topklubs schauen viel mehr nach Referenzen - ob einer schon mal in der NHL gespielt hat zum Beispiel. Dabei muss einer, der in der NHL im vierten Sturm gespielt hat, uns nicht unbedingt weiterhelfen können, weil wir vielleicht jemanden mit Spielmacherqualitäten brauchen, diese Aufgabe hatte er aber in der NHL nie. Wenn du einen Spieler überzeugen willst, geht es auch oft um das Leben außerhalb der Eisfläche. Wie ist die Lebensart in Deutschland? Wie ist die Wohnungssituation? Wie ist es mit dem Einkaufen? Ganz banale Dinge. Dadurch, dass unser Coach Kanadier ist, aber schon lange in Deutschland lebt und beide Mentalitäten kennt, kann er den einen oder anderen motivieren, dass Augsburg ein guter Ort zum Eishockeyspielen ist.

SPOX: Und der Spieler hat die Chance, sich in Augsburg für höhere Aufgaben zu empfehlen?

Fedra: Genauso läuft es. Wir geben einem recht namenlosen Spieler die Chance, dass er zeigt, was er kann. Und nach ein paar Jahren, wenn er zu einem DEL-erprobten Ausländer geworden ist, kommen ganz automatisch die Angebote von größeren Klubs. So wie im Fall von Mark Murphy, der einige Jahre bei uns war und dann eine Offerte der DEG bekommen hat. Meistens ist es ja so, dass keine ganz jungen Spieler nach Deutschland kommen, sondern welche, die auf die 30 zugehen. Da will ich ihn auch gar nicht aufhalten, sondern ich freue mich, dass er in Düsseldorf gutes Geld verdienen kann.

SPOX: Aber würden Sie nicht manchmal wünschen, solche Spieler in Augsburg halten zu können?

Fedra: Nein. Die Existenz des Klubs ist mir dann doch wichtiger, als ein einzelner Spieler. Zudem würde er das Gehaltsgefüge durcheinander bringen. Stellen Sie sich vor, alle Redakteure bekommen das gleiche Geld und dann kriegt einer plötzlich viel mehr, da wäre aber eine ganz schöne Unruhe in ihrer Redaktion (lacht).

SPOX: Guter Vergleich. Um aber noch einmal auf die Deutschen zurückzukommen. Man hört es immer wieder: Sind gute deutsche Spieler wirklich so unbezahlbar?

Fedra: Für Augsburg ja. Ich kann sie nicht bezahlen und ich will sie auch nicht bezahlen. Man kann vielleicht mal für ein Jahr einen Kompromiss finden, um mit einem Spieler zu verlängern, aber spätestens danach ist der Spieler weg.

SPOX: Da ist es verständlich, dass Augsburg sich ein Team aus Nordamerikanern zusammenstellt. Warum spielen aber Skandinavier fast keine Rolle?

Fedra: Es ist so, dass in Skandinavien sehr gut bezahlt wird, und das betrifft nicht nur die Stars. Außerdem gibt es ein Modell, das vorsieht, dass Teile des Gehalts in einem Pensionsfonds angelegt werden. Da ergibt es für Einheimische keinen Sinn, ins Ausland zu wechseln. Bei den Nordamerikanern liegt die Sache anders. Da geht es primär darum: Was kann ich Cash bekommen? Da es Wohnung und Auto standardmäßig obendrauf zum Gehalt gibt, lohnt es für die Jungs, nach Deutschland zu kommen.

SPOX: Sie sind schon so lange als Manager dabei. Da haben Sie auch schon bestimmt die eine oder andere Überraschung erlebt, oder?

Fedra: Überraschungen gibt es immer. Spontan erinnere ich mich an einen Fall in Landshut, da hatten wir einen Spieler aus Frankfurt eigentlich schon verpflichtet. Er hat sogar schon drei Wochen bei uns mittrainiert und dann sagt er plötzlich, dass er doch nicht bei uns spielen will und ist wieder zurück nach Frankfurt. Das verstehe ich bis heute nicht. Seitdem weiß ich, dass eine Verpflichtung wirklich erst dann perfekt ist, wenn der Vertrag unterschrieben ist. Früher habe ich mal einen Vertrag über drei Monate im Schreibtisch liegen gehabt, das ist heute undenkbar. Das würde sofort rauskommen.

SPOX: Wir sind ein Online-Medium. Welche Rolle spielt das Internet dabei?

Fedra: Eine sehr große. Ein Vertrag ist noch gar nicht unterschrieben, da steht es alles schon im Internet und ist weltweit draußen. Es gibt die ganzen Foren, manchmal habe ich das Gefühl, die Fans verbringen mehr Zeit damit als wir, die es beruflich machen. Und dann sitzt einer die Nacht vor dem Computer und findet heraus, dass der Spieler gar nicht mehr in Augsburg ist. Das kannst du nicht aufhalten.

SPOX: Wäre ein direkter Playoff-Einzug mit Augsburg für Sie vergleichbar mit einem Meistertitel mit einem großen Klub?

Fedra: Das würde ich so sagen, ja. Wir hatten einen sehr guten Start, zuletzt haben wir dann aber auch gemerkt, wie dünn die Luft ganz oben ist. Es gibt kein einziges leichtes Spiel in der Liga, du hast ganz schnell mal eine Niederlagenserie und dann zeigt sich, ob du mit dem Druck umgehen kannst. Wenn wir tatsächlich unter die Top 6 kommen sollten, wäre das für Augsburg ein wahnsinniger Erfolg.

SPOX: Den größten Anteil am Erfolg hat ohne Zweifel Goalie Dennis Endras. Ist sein Transfer vor zwei Jahren einer, der Sie besonders Stolz macht?

Fedra: Ach wissen Sie, in dem Business hast du verdammt wenig Zeit, um stolz zu sein. Wir haben uns damals dazu entschieden, Dennis Endras das Vertrauen zu geben und es ist sicherlich ein gutes Gefühl, wenn so etwas funktioniert. Ich weiß noch sehr gut, wie skeptisch alle am Anfang waren. Aber jetzt haben es natürlich alle gewusst, dass er so einschlägt. So ist es eben.

Die Tabelle der DEL im Überblick