The Ballad of Jamie Storr

Von Stefan Drescher
In der NHL spielte Jamie Storr für die Los Angeles Kings und die Carolina Hurricanes
© Getty

Düsseldorfs Star-Torwart Jamie Storr spricht im SPOX-Interview über die Chancen der DEG Metro Stars, sein besonderes Verhältnis zu den Fans der Pinguine und seine sportliche Zukunft.

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Er ist einer der wenigen richtigen Superstars der Liga, einer der einen Hauch NHL-Glanz in die deutschen Eishallen zaubert. In Düsseldorf steht Jamie Storr, 33 Jahre alt, 224-maliger NHL-Spieler und DEL-Torhüter des Jahres 2007, kurz vor dem Ende seiner dritten Saison.

Der Kanadier erklärt bei SPOX zudem die Gründe für seinen Masken-Fimmel, was es mit "Ricky Bobby" auf sich hat und warum er ein sozialer Mensch ist.

SPOX: Als allererstes muss ich Ihnen danken.

Jamie Storr: Kein Problem.

SPOX: Ohne Sie hätte ich vermutlich nie den Film "The Ballad of Ricky Bobby" gesehen und mir wären wohl zwei Stunden herzlichen Lachens entgangen.

Storr (lacht): Oh, das ist schön.

SPOX: Immer noch Ihr Lieblingsfilm?

Storr: Ja, ich schaue den Film immer noch sehr gerne. Es ist definitiv einer meiner Lieblingsfilme.

SPOX: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen dem Hauptdarsteller der NASCAR-Persiflage, Ricky Bobby, und Ihnen?

Storr: Nein! Wissen Sie, es ist ein besonderer Film für mich und meinen Backup. Jochen Reimer hat nie gespielt. Im Film fährt Ricky Bobby immer die Rennen, sein Partner Cal Naughton bleibt der ewige Zweite. Das hat irgendwie unsere Situation so treffend beschrieben, dass Jochen und ich uns entschieden haben, die beiden Charaktere auf unsere Masken zu drucken.

SPOX: Das war in Ihrer ersten DEL-Saison. Mittlerweile sind Sie in der deutschen Hockey-Szene für ihre ausgefallenen Masken ja bekannt. Was ist auf der aktuellen zu sehen? Der Kopf eines Torwarts, zwei Kinder und...

Storr: Die Kinder sind ein Porträt meiner eigenen Kinder. Die Maske auf der rechten Seite ist ein Selbstporträt zu meinen L.A.-Kings-Zeiten. Es ist meiner Mutter gewidmet, die vor ein paar Jahren von uns gegangen ist. Die Maske ist ein Blick auf die letzten 15 Jahre meiner Karriere.

SPOX: Das klingt sehr tiefsinnig. Sind Sie ein Mensch, der sich viele Gedanken über das Leben macht?

Storr: Jein. Ich habe in meinem Leben viel gelernt. Besonders seitdem ich in der NHL gespielt habe. Da machst du dir ständig Sorgen darüber, was du sagst, wie es weitergeht oder ob du deinen Job verlierst. Seitdem ich in Deutschland bin, kann ich all diese Sachen ausblenden und habe einfach nur Spaß am Hockey.

SPOX: Okay. Dann mal zum aktuellen Eishockey-Geschehen. Was ist da eigentlich los zwischen Ihnen und den Fans der Pinguine?

Storr: Das Ganze hat in Iserlohn angefangen, als ich einen Spaß mit den Roosters-Fans gemacht habe. Nachdem wir dort ein Spiel gewonnen haben, habe ich an das Glas geschlagen und die Fans sind total durchgedreht und wollten aufs Eis. Ich weiß es zu schätzen, wie leidenschaftlich sie ihr Team unterstützen. Als ich das in Krefeld noch einmal gemacht habe, ist die Liga eingeschritten und hat mir eine Strafe aufgebrummt. Für mich ist das einfach ein Teil des Spiels. Es ist wie ein kleiner Wettkampf zwischen den Spielern und den Fans.

SPOX: Die Strafe haben Sie an eine soziale Einrichtung gespendet. Im Sommer leiten Sie in Kalifornien ein Torwart-Camp für Jugendliche. Sie scheinen sehr sozial eingestellt zu sein.

Storr: Ich habe in meinem Leben schon viele wohltätige Aktionen unterstützt. In L.A. waren es damals welche für behinderte Menschen und Leute mit Migrations-Hintergrund. Ich bin selbst zur Hälfte Japaner. Ich habe meinen Teil geleistet, Geld sowie Zeit investiert und mich reingekniet, um Leuten zu helfen, die im Leben weniger Glück hatten als ich.

SPOX: Weniger "sozial" gab sich Ihr Manager Lance Nethery die Woche, als er die nordamerikanischen Spieler im Team für ihre Leistung und Einstellung in den Playoffs kritisierte.

Storr: Was soll ein Manager auch anderes sagen? Die Ausländer stehen nun mal ganz oben auf der Gehaltsliste und müssen dein Spiel tragen. Wenn wir in der Serie führen würden, gäbe es Lob von Nethery. Da dies aber nicht der Fall ist, gibt es eben Kritik. Das muss man akzeptieren.

SPOX: In den letzten beiden Jahren war für die DEG jeweils im Halbfinale Schluss. Was ist dieses Jahr drin?

Storr: Wenn man unsere Mannschaft auf dem Papier sieht - mit unseren erfahrenen Verteidigung, mit mir im Tor und unseren talentierten Stürmern - ist sie mit Sicherheit besser, als sie momentan spielt. Aber ich denke nach wie vor, dass Berlin das Team ist, das man schlagen muss, wenn man den Titel will. Sie sind letztes Jahr Meister geworden und haben ihre Mannschaft nochmals gezielt verstärkt.

SPOX: Würden die Metro Stars den Titel holen, wäre das der erste in Ihrer langjährigen Karriere. Ist das richtig?

Storr: In Deutschland haben viele Teams eine gute Chance, die Meisterschaft zu gewinnen. Deshalb versteht ihr nicht, wie viele gute NHL-Spieler ihre gesamte Karriere spielen - 20 Jahre lang - ohne auch nur jemals die Chance zu erhalten, das Stanley-Cup-Finale zu erreichen. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass es nahezu unmöglich ist, in Nordamerika die Meisterschaft zu gewinnen. Wenn du hingegen vor vier Jahren in Berlin unterschrieben hast, besitzt du jetzt drei Titel. Das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, spielt eine große Rolle. Aber ein Titel ist definitiv etwas, das ich meiner Karriere noch hinzufügen möchte.

SPOX: Sie haben Ihren Vertrag in Düsseldorf ja bis 2010 verlängert.

Storr: Ja, wir haben ihn im Sommer verlängert. Aber ich plane nicht, noch anderswo in Deutschland zu spielen. Ich denke überhaupt, dass ich nicht mehr länger als ein Jahr spielen werde.

SPOX: Und was passiert danach mit Jamie Storr?

Storr: Jamie Storr wird gemütlich in L.A. sitzen.

SPOX: Und sein Comeback bei den Kings geben?

Storr (lacht): Nein, nein. Mein Sohn ist heute sieben geworden. Meine Kinder werden so schnell groß, dass ich mich nach nichts anderem mehr umsehe.

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