Endras: "Wir sind jung und hungrig"

Von Interview: Stefan Drescher
Dennis Endras kam zu Saisonbeginn aus der zweiten Liga zu den Augsburger Panthern
© Getty

Dennis Endras steht seit Saisonbeginn bei den Augsburger Panthern im Tor. Er ist einer der Shooting-Stars der DEL und eine Ausnahme. Denn er ist als junger Deutscher die Nummer eins zwischen den Pfosten. Im SPOX-Interview spricht der gebürtige Allgäuer über Aberglaube, die Playoffs, das Problem der DEL mit deutschen Goalies und seine überraschende Nominierung in den DEB-Kader für die Olympia-Qualifikation.

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SPOX: Um Ihr Ritual vor den Spiel machen Sie ja normalerweise ein großes Geheimnis. Jetzt wäre aber doch mal ein guter Zeitpunkt, es zu lüften.

Dennis Endras (lacht): Nein, den richtigen Zeitpunkt dafür gibt es nicht. Das bleibt geheim.

SPOX: Hat es etwas mit Aberglauben zu tun?

Endras: Ja. Ich bin leider sehr abergläubisch.

SPOX: Und das äußert sich wie?

Endras: Dadurch zum Beispiel, dass, wenn wir ein Spiel verloren haben, ich danach den Schläger oder die Schuhbändel wechsle. Vor dem Spiel mache ich eigentlich auch immer das Gleiche. Der Ablauf des Aufwärmens bleibt derselbe und so weiter.

SPOX: In einem Punkt hat es offenbar Glück gebracht. Am Montag hat der DEB seinen Kader für das Olympia-Qualifikations-Turnier bekanntgegeben - und sie sind mit dabei. Ein Ziel, dass Sie nun abhaken können.

Endras: Als Sportler ist man nie am Ziel, aber es freut mich natürlich riesig.

SPOX: Mit Dimitri Pätzold und Youri Ziffzer wurden zwei weitere ambitionierte und junge Torhüter nominiert. Erwarten Sie sich viel Eiszeit?

Endras: Wenn es am Montag losgeht, fahre ich natürlich nicht hoffnungslos hin. Das wäre die falsche Einstellung. Wenn ich spiele, ist es natürlich super und wenn nicht, dann ist es auch okay.

SPOX: Ihre Nominierung ist der vorläufige Höhepunkt einer kurzen wie steilen Karriere. Zum Saisonbeginn sind sie aus der zweiten Bundesliga zu den Panthern in die DEL gewechselt, wenig später kam dann das Nationalmannschafts-Debüt beim Deutschland-Cup und im Dezember sind sie zum DEL-Spieler des Monats gewählt worden. Was kommt jetzt noch?

Endras: Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass wir mit Augsburg in die Playoffs kommen. Das ist mein größtes Ziel in diesem Jahr, und bisher sieht es ja auch ganz gut aus. Wir hoffen natürlich alle, dass wir die Punkte über die Zeit retten und vielleicht Siebter oder Achter werden.

SPOX: In den letzten Wochen standen Sie als Shootingstar ziemlich im Medienfokus. Ein sehr gewöhnungsbedürftiges Gefühl für Sie?

Endras: Auf jeden Fall. Die letzten Monate waren schon ziemlich turbulent. Die DEL ist eben die höchste Liga in Deutschland. Da ist das öffentliche Interesse doch größer als in der zweiten Liga. Man hat mehr Termine, vor allem Öffentlichkeitsarbeit vom Verein aus. Wir sind zum Beispiel mit kleinen Kindern aufs Eis gegangen oder waren in Schulen beim Vorlesen.

SPOX: Die Panther stehen momentan auf dem siebten Tabellenplatz und spielen ihre erfolgreichste DEL-Saison. Was man im Kader allerdings vermisst, sind große Namen. Im Gegenteil: Die Mannschaft ist gröstenteils jung und unerfahren. Wo liegen die Gründe für den sportlichen Erfolg?

Endras: Wie Sie sagen: Dadurch, dass wir keine großen Stars in der Mannschaft haben, ziehen wir alle an einem Strang. Wir sind jung und hungrig und jeder will Erfolg haben.

SPOX: Larry Mitchell war mit seiner Arbeit schon in der zweiten Bundesliga sehr erfolgreich, in Augsburg läuft mit ihm als Coach ebenfalls alles zum Besten. Ist er ein Schlüssel zum Erfolg?

Endras: Auf jeden Fall. Was Larry Mitchell auszeichnet, ist, dass er findet, was zusammenpasst. Er geht ganz stark nach dem Charakter. Und gerade, wenn es in einer jungen Mannschaft stimmt, ist der Erfolg eigentlich programmiert. Ich habe ihm viel zu verdanken, da er mit Sicherheit einer meiner größten Förderer ist. Ich hätte sonst nirgendwo anders in der DEL die Chance bekommen, als Nummer eins zu spielen.

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SPOX: Vor der Saison hat ganz Eishockey-Deutschland Augsburg als verrückt abgestempelt, als man dort erklärte, nur mit zwei relativ unerfahrenen, deutschen Torhütern in die Saison starten zu wollen. War das nicht eine immense Drucksituation für Sie?

Endras: Doch. Gerade von den eigenen Fans war keiner so wirklich begeistert. Aber mittlerweile haben sie mich akzeptiert. Es braucht eben seine Zeit, bis man in eine Liga hineinwächst.

SPOX: Wenn man sich die Situation der jungen, deutschen Torhüter in der DEL ansieht, sind sie die Ausnahme von der Regel: Jochen Reimer spielt in Düsseldorf momentan überragend, wird sobald Jamie Storr genesen ist, jedoch wieder die Bank drücken. Mit Youri Ziffzer in Berlin verhält es sich ähnlich. Vertraut man den deutschen Torhütern in der DEL zu wenig?

Endras: Ja. Larry Mitchell ist der einzige Trainer, der den Mut dazu hat, einen jungen Deutschen spielen zu lassen. Und er steht auch unter Druck. Eigentlich in jeder Sportart in Deutschland haben wir gute Torhüter, aber es wird einfach zu wenig anerkannt. Vor allem aber im Eishockey.

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