Kühnhackl vermisst "die Typen"

SID
Erich Kühnhackl will mit der WM-2010 im eigenen Land Eishockey in Deutschland populärer machen
© Imago

Wenn Erich Kühnhackl in einer Eishalle auftaucht, fällt er sofort auf. Nicht nur wegen seines Gardemaßes von 1,96 Metern, sondern auch deshalb, weil er noch immer das bekannteste Gesicht im deutschen Eishockey ist. Dass er sofort erkannt wird, schmeichelt dem Langen, stimmt ihn aber auch nachdenklich.

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"Die Leute wollen Identifikationsfiguren", sagt der 58-Jährige, "aber die Typen, die jeder kennt und sofort erkennt, gibt es heute nicht."

Der "Spieler des Jahrhunderts" ist neben Bundestrainer Uwe Krupp, DEB-Generalsekretär Franz Reindl und Altstars wie Dieter Hegen oder Gerd Truntschka auch lange nach dem Ende seiner Karriere populärer als die meisten aktuellen Profis.

Kühnhackl: "Euphorie entfachen"

Weil das so ist, hat er sich dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) als Vizepräsident zur Verfügung gestellt. Mit seinem Namen, aber auch mit seinem Fachwissen will er helfen, seinen Sport der breiten Öffentlichkeit wieder näherzubringen.

Dabei soll vor allem die WM 2010 in Köln und Mannheim als Motor wirken. "Es ist eine einmalige Chance für das deutsche Eishockey", sagt Kühnhackl: "Wir können wie Fußball und Handball eine Euphorie entfachen, die wir dann weiter transportieren müssen."

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Michael Wolf auf dem Weg zum Star

Der Rekordtorschütze der Nationalmannschaft hofft, dass der Sport dann auch die Gesichter bekommt, die ihm heute fehlen. "Michael Wolf könnte so ein Gesicht sein", sagt Kühnhackl.

Der Iserlohner, in der vergangenen Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) der erste einheimische Torschützenkönig seit Hegen 1992, hat den besten deutschen Stürmer aller Zeiten überzeugt: "Er ist technisch unglaublich versiert, läuferisch sehr gut und vor dem Tor sehr, sehr gefährlich."

Marco Sturm ist der Nowitzki des Eishockey

Doch auch andere hätten, so glaubt der "Lange", das Zeug zum Superstar - zumindest sportlich. "Wir haben ja einige in der NHL", sagt Kühnhackl und nennt zuerst Verteidiger Christian Ehrhoff von den San Jose Sharks und Angreifer Marco Sturm von den Boston Bruins.

Sturm, den Bundestrainer Krupp "unseren Dirk Nowitzki" nennt, fehlt allerdings die Ausstrahlung. "Er ist nicht so der Typ, der im Mittelpunkt stehen will, er genießt lieber im Stillen."

Ex-Haie-Star sieht Imageproblem

Dass dem deutschen Eishockey aktuell nicht nur die Typen fehlen, sondern der Sport generell "ein Imageproblem" habe, hat Kühnhackl schon kurz nach seinem Amtsantritt kritisch angemerkt - und dafür Kritik vor allem aus der DEL geerntet.

"Ich stehe zu meiner Meinung, dass die Liga den Auf- und Abstieg braucht", betont der viermalige deutsche Meister, der für den EV Landshut und die Kölner Haie in 774 Bundesligaspielen 1431 Scorerpunkte verbuchte: "Der Sport muss immer im Vordergrund stehen."

Eishockey von großen Sendern verschwunden

Mit seiner Meinung will er auch weiterhin nicht hinter dem Berg halten, aber "einen Konflikt nicht als Konflikt und ein Problem nicht als Problem, sondern als Herausforderung sehen".

Dass dem Eishockey vor allem die Gesichter fehlen, weil der Puck bei den großen Sendern vom Bildschirm verschwunden ist, weiß er auch: "Aber ich will nicht jammern oder schimpfen, sondern schauen, wie wir besser vorwärts kommen."

Damit eines Tages die Spieler auf dem Eis genauso populär sind wie er.

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