Als ich plötzlich P. Diddy traf

Von Interview: Florian Regelmann
Fred Brathwaite, Adler Mannheim
© Imago

Einer der neuen Stars in der DEL spielt bei den Adler Mannheim und heißt Fred Brathwaite.

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Der 35-jährige Kanadier wechselte vor der Saison aus Omsk nach Deutschland. In den ersten 15 Spielen hat er seine Extraklasse bereits unter Beweis gestellt.

Statistiken lügen nicht: Schon vier Shutouts, ein Gegentorschnitt von 2,04 und eine Fangquote von 93 Prozent.

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Logisch, dass er von den Fans im September sofort zum Spieler des Monats gewählt wurde. Im SPOX-Interview spricht der sympathische Goalie über seinen Start in Deutschland, seine NHL-Träume und die Eiseskälte in Sibirien. Außerdem erklärt er, warum er ein großer Rapper ist.

SPOX: Erst einmal Glückwunsch zum tollen Saisonstart und Glückwunsch zum überlebensnotwendigen Wechsel nach Mannheim.

Fred Brathwaite: Vielen Dank. Aber warum war er überlebensnotwendig?

SPOX: Na ja, in Deutschland ist es nicht so kalt wie bei Ihrer letzten Station in Sibirien.

Brathwaite (lacht): Das stimmt natürlich. Handschuhe und lange Unterhosen kann ich Gott sei Dank schön im Schrank lassen. Im Ernst: Ich bin wirklich froh, hier zu sein. Ich wusste nicht viel über Deutschland, bis ich angekommen bin und ich muss sagen, es gefällt mir sehr.

SPOX:  Was gefällt Ihnen so gut?

Brathwaite: Die Tatsache, dass jeder Englisch spricht, macht alles natürlich viel einfacher als es in Russland war. Ich darf mich glücklich schätzen, in einer Eishockey-Stadt wie Mannheim zu spielen. Und Deutschland ist einfach ein wunderschönes Land.

SPOX: Wie würden Sie das Niveau in der Liga einschätzen?

Brathwaite: Wissen Sie was, es ist eine richtig starke Liga. Jedes Team hat sehr gute Spieler in seinen Reihen. Ich habe den Eindruck, dass es gar keine schlechte Mannschaft gibt. Jeder kann jeden schlagen. Das Niveau ist besser als in der American Hockey League. Die Spielweise ist ähnlich, aber hier gibt es einfach bessere Spieler. Im Vergleich zu Russland ist es schwer zu sagen. Dort gibt es natürlich auch super Leute, aber die Art und Weise wie Eishockey gespielt wird, ist einfach eine ganz andere.

SPOX: Die Eisbären sind Titelverteidiger und gelten wieder als der Titelfavorit. Können die Adler sie schlagen und Meister werden?

Brathwaite: Die Eisbären sind sicher eine starke Mannschaft. Ich weiß aber eins: Wenn wir unser Potenzial ausschöpfen, können wir jedes Team schlagen. Wir müssen es nur auf dem Eis umsetzen.

SPOX: Ihr Backup in Mannheim ist Danny Aus den Birken. Für viele ist er das größte deutsche Torwart-Talent. Wie sehen Sie seine Zukunft?

Brathwaite: Er hat eine gute Zukunft vor sich. Er ist ein wirklich guter Torwart. Wir kommen auch menschlich sehr gut miteinander aus. Wir feuern uns richtig gegenseitig an. Es ist super, einen Jungen mit so viel Potenzial als Backup zu haben. Wir sind ein guter One-Two-Punch.

SPOX: Wie gefällt Ihnen die Atmosphäre in den Stadien. Sie ist ja doch ein bisschen anders als zum Beispiel in den USA.

Brathwaite: Oja, die Zuschauer hier gehen ganz anders mit als in den USA. Vor allem unsere Fans in Mannheim sind großartig. Jedes Spiel ist eigentlich ausverkauft. Wir haben eine super Arena und es macht wahnsinnig viel Spaß, dort zu spielen.

SPOX: Um noch mal auf Ihre Zeit in Russland zurückzukommen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Brathwaite: Na ja, ich bin viel geflogen. Bis wir in Moskau waren, hat es locker dreieinhalb Stunden gedauert. Die Reisen waren sehr anstrengend. Und, um es noch mal zu sagen, es war echt verdammt kalt. Aber es war auch eine tolle Erfahrung für mich. Ich kann nichts Schlechtes über Russland sagen.

SPOX: Stimmt es, dass Sie Ihren eigenen Fahrer hatten?

Brathwaite: Ja, ich hatte einen eigenen Fahrer, aber nicht nur ich. Viele Spieler hatten einen Chauffeur. Die haben keine Autos verteilt, sondern wollten, dass wir gefahren werden. Der Lifestyle in Russland ist etwas anders. In Deutschland fühle ich mich sicher mehr zu Hause.

SPOX: Hatten Sie irgendwelche Probleme wegen Ihrer Hautfarbe?

Brathwaite: Eigentlich nicht. Es hätte schlimmer sein können. Ich habe ja aber auch nicht verstanden, was sie so gesagt haben. Es war alles okay.

SPOX: Sie haben viele Jahre auch in der NHL gespielt. Bedauern Sie es, dass es nicht zu mehr gereicht hat als sechs Sekunden Playoffs?

Brathwaite: Danke, dass Sie mich darauf ansprechen. So richtig viel Playoff-Erfahrung habe ich wirklich nicht.

SPOX: Hoffen Sie noch auf eine Chance auf den Stanley Cup?

Brathwaite: Natürlich hat jedes kleine Kind in Kanada den Traum, den Stanley Cup zu holen. Das war bei mir auch so. Hoffentlich bekomme ich noch mal eine Chance in der NHL, wenn ich in Mannheim ein überragendes Jahr spiele. Am liebsten würde ich zuerst die deutsche Meisterschaft holen und dann doch noch den Stanley Cup.

SPOX: Was war Ihre beste Zeit?

Brathwaite: Calgary war eine super Zeit. Ich hatte die Ehre, mit einigen hervorragenden Goalies zusammen zu spielen, vor allem mit meinem Idol Grant Fuhr.

SPOX: Wie lange wollen Sie noch Eishockey spielen? Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere in Mannheim zu beenden?

Brathwaite: Ich kann mir sehr gut vorstellen, meine Karriere in Deutschland zu beenden. Generell will ich solange spielen, solange ich noch auf höchstem Niveau spielen kann. Wenn ich merke, dass ich nicht mehr so gut bin, wie ich es von mir selbst erwarte, mache ich Schluss.

SPOX: Ihre Eltern stammen aus Barbados. Haben Sie noch Beziehungen dorthin oder geht's da nur mal im Urlaub hin?

Brathwaite: Ich habe vor vier Jahren meine Staatsbürgerschaft erhalten, aber ich war leider fast noch nie da. Mir gehört zwar ein Haus auf Barbados, aber das ist im Moment vermietet. Vielleicht werde ich mal nach meiner Karriere meinen Ruhestand dort genießen.

SPOX: Letzte Frage: Sie sind ja auch ein großer Rapper...

Brathwaite: Sie spielen auf das Video an, in dem ich mal mitgemacht habe.

SPOX: Richtig.

Brathwaite: Oh Mann, das ist lange her (lacht). Aber es war sehr cool, dabei zu sein und Leute zu treffen wie P. Diddy und Snoop Dog. Ich wollte eigentlich nur zuschauen, dann hat man mich plötzlich gefragt, ob ich nicht mitmachen will. Es war richtig cool. So oft hat man ja nicht die Chance, in einem Video mitzumachen.

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