1:10-Debakel für DEB-Team

SID
kanada, deutschland
© Getty

Halifax - Schwarzer Abend, Demontage, Blamage: Die höchste WM-Pleite seit 22 Jahren hat die deutsche Eishockey-Auswahl das Viertelfinale in Kanada und die direkte Qualifikation für Olympia 2010 gekostet.

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Die DEB-Auswahl ging in Halifax mit 1:10 (0:4, 0:5, 1:1) gegen den gastgebenden Titelverteidiger unter und erinnerte an scheinbar längst vergangene dunkle Tage. 

"Das muss jedem peinlich sein, was hier passiert ist", sagte Routinier Stefan Ustorf. Teamkollege Michael Hackert meinte: "Man fühlte sich ein bisschen, als wenn man von einem Laster überfahren worden wäre."

Krupp findet keine Worte 

Bundestrainer Uwe Krupp kommentierte auch den schlechtesten Auftritt seiner seit Dezember 2005 laufenden Amtszeit gewohnt deutlich: "Das war so schlecht, da gibt es keine Worte für."

Durch das deutsche Debakel sicherte sich Weißrussland als neuntes Team die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver. Die deutsche Mannschaft muss nun versuchen, das Ticket im Februar 2009 daheim bei einem Qualifikationsturnier zu lösen.

Ein 1:10 hatte es bei einer Weltmeisterschaft zuletzt 1986 in Moskau gegen Finnland gegeben. Ein Länderspiel ging zweistellig zuletzt beim 0:10 gegen die ehemalige UdSSR am 7. Dezember 1990 verloren.

Schnell abhaken 

"Die Kanadier waren überragend, und wir hatten den schwärzesten Tag seit langem", sagte Franz Reindl. Der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) war 1986 auf dem Eis in Moskau gegen die Finnen dabei.

"Nach so einem Spiel schläfst Du nicht. Du weißt nicht, wo hinten und vorn ist. Das ist das Schlimmste, was es als Sportler zu ertragen gibt: Du liegst 4:0, 5:0 hinten, es sind noch 35 Minuten zu spielen, und Du kannst es nicht stoppen."

Bundestrainer Krupp nannte neben dem "ungeheuerlichen Klassenunterschied" auch kanadisches Scheibenglück als einen Grund für die Deutlichkeit der Pleite und wusste Kanadas Trainer Ken Hitchcock dabei auf seiner Seite: "Die haben fünf Tore mit Qualität gemacht und fünf, wo keiner weiß, wie sie reingegangen sind", erklärte Krupp und forderte, den Abend ganz schnell abzuhaken.

4 Tore von Eric Staal 

In der Nacht zum Dienstag soll im letzten Zwischenrundenspiel wenigstens ein ordentlicher Abschied gegen Lettland gelingen, das als Weltranglisten-Zehnter derzeit noch einen Platz vor den Deutschen steht.

"Da findest Du heraus, aus was für einem Holz die Jungs geschnitzt sind", sagte Krupp. Seine Spieler kündigten an, sich unbedingt rehabilitieren zu wollen. "Wir sind eine charakterstarke Truppe und wollen uns vernünftig verabschieden", versprach Eisbär Sven Felski.

Sein Berliner Vereinskollege Frank Hördler erzielte den deutschen Ehrentreffer zum Endstand (49.), als die Kanadier schon etwas das Tempo verringert hatten.

Ein Jahr nach dem knappen 2:3 bei der WM in Moskau war Krupps Team von Beginn an chancenlos gegen den 24-maligen Weltmeister, bei dem der vierfache Torschütze Eric Staal (17./24./29./36.) herausragte.

Keine Fan-Proteste 

Jason Spezza (6.), Dany Heatley (14.) mit seinem siebten WM-Tor, Staal und ein Eigentor von Hördler (20.) sorgten dafür, dass der erste WM-Einsatz von Torhüter Dimitrij Kotschnew nach dem ersten Drittel schon wieder vorbei war.

Robert Müller erging es danach nicht besser: Mit einem missglückten Ausflug verschuldete Müller das 0:9 durch Jamal Mayers (39.). Derek Roy (33.) und Mike Green (42.) trafen außerdem zum ersten zweistellige Resultat dieser WM.

Zwei Tage nach den deutschen Fan-Protesten gegen DEB-Sportdirektor Reindl beim 4:6 gegen die USA blieben Unmutsbekundungen trotz des Resultates diesmal aus.

Allerdings waren die deutschen Anhänger unter den 9182 Zuschauern auch zahlenmäßig nicht so stark vertreten wie bisher. Bundestrainer Krupp hatte seine harsche Kritik an den Fans vor der Partie zudem relativiert und als zu drastisch und zu pauschal bezeichnet.