Kaum WM-Fieber in Kanada

SID
Kanada, Eishockey, Fans
© DPA

Halifax - Der Gastgeber siegte 7:0, aber als Stimmungsmacher landeten die zahlenmäßig weit unterlegenen Eishockey-Fans aus dem kleinen Lettland einen klaren Punktsieg über Weltmeister Kanada. Die erste WM im Mutterland dieses Sports kommt dort nur allmählich an.

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Im 10.595 Zuschauer fassenden Halifax Metro Centre bleiben bisher selbst bei den Spielen des eigenen Teams Plätze frei. Für die Atmosphäre sorgen die Europäer, darunter auch die deutschen Fans.

"Die WM hat für die Kanadier eigentlich keine Bedeutung. Das ist so unwichtig wie gerade noch was. Viele wussten gar nicht, dass jetzt Weltmeisterschaft ist", sagt der aus München eingewanderte Werner Stumreiter, einer von etwa 300 deutschen Anhängern.

Bei den Playoffs in der NHL ist es viel lauter, und das Aus der Montreal Canadiens beschäftigt Fans und Medien weitaus mehr.

DEB-Cracks beeindruckt

Während Fernfahrer Stumreiter bloß 500 Kilometer aus der benachbarten Provinz New Brunswick nach Halifax herübergekommen ist, hatten es die meisten Fans viel weiter. "Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Fans aus Deutschland kommen. Denen müssen wir was bieten, damit sie auch mal was zu feiern haben", sagt Nationalspieler Michael Hackert nach dem Training im altehrwürdigen Halifax Forum, das 30 deutsche Fans hautnah auf der kleinen Tribüne der 80 Jahre alten Halle verfolgen.

Bundestrainer Uwe Krupp und die Spieler geben danach bereitwillig Autogramme. Krupp hatte prophezeit, die WM werde die Playoffs um den Stanley Cup nicht in den Hintergrund drängen.

Es fehlt am Popcorn

Hans Nebel aus Ulm, der ein Nationaltrikot des nicht mehr nominierten Klaus Kathan trägt, hat sich noch ein Auto gemietet, um mehr als nur Eishallen zu sehen. Der Mit-Vierziger lobt die Stimmung, doch Thomas Vaak aus Braunlage widerspricht mit Blick auf 7658 Zuschauer beim 1:5 gegen Finnland: "Das ist doch nix. Die Popcorn-Mentalität fehlt hier." Vor einem Jahr kamen jedoch mitunter nur 2500 Besucher zu deutschen Spielen in Moskaus Vorstadt Mytischtschi.

Im 15.399 Zuschauer fassenden Colisee Pepsi in Quebec gab es beim ersten Topspiel Russland-Tschechien mit immerhin gut 13.000 Besuchern die beste Zuschauerzahl am ersten Wochenende.

Ausblick auf Olympia

"Wir sind in einer Eishockey-Stadt. Man kann es fühlen und spüren. Es ist der richtige Platz, um unseren 100. Geburtstag zu feiern", sagt der Präsident des Weltverbandes IIHF, Rene Fasel, mit etwas Pathos. Die anderen Vorrundenspiele in Quebec lockten zwischen 7000 und 11.000 Fans an, in der Zwischenrunde werden 10.000 bis 15.000 pro Partie erwartet.

In zwei Jahren gibt es mit den Olympischen Winterspielen in Vancouver erneut auch ein Eishockey-Großereignis in Kanada. Dann wird die NHL wie auch 2002 und 2006 pausieren. "Vancouver wird das Beste vom Besten", verspricht Fasel. Da die WM bis 2013 vergeben ist, wird es in Nordamerika nicht so schnell eine Neuauflage geben - und damit auch keine Letten, die in einer gemieteten Luxus-Limousine Fahnen schwenkend und hupend um die Zitadelle von Halifax fahren.

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