"Alle können den Unterschied machen"

Von Interview: Florian Regelmann
Krupp, Eishockey, WM
© Imago

München - Schaut man auf den Kader der deutschen Nationalmannschaft, fällt eines sofort auf: So gut besetzt ging man schon länger nicht in eine WM. 

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Im vergangenen Jahr spielte die DEB-Auswahl ohne NHL-Stars ein sehr ordentliches Turnier in Russland. Mit Tschechien konnte sogar mal wieder eine Top-Nation geschlagen werden und am Ende stand ein 9. Platz zu Buche.

Dieses Mal könnte in Kanada das Viertelfinale erreichbar sein. Denn mit Marco Sturm, Christoph Schubert und Dennis Seidenberg stehen drei NHL-Stars zur Verfügung. Christian Ehrhoff und Marcel Goc könnten noch folgen.

Bundestrainer Uwe Krupp erklärt vor dem Auftaktspiel am Samstag gegen Finnland im SPOX.com-Interview, was er von seinen NHL-Jungs erwartet, warum die Version 2.0 bei der WM fehlt und warum Ergebnisse nicht alles sind.

SPOX: Die Vorrundengegner heißen Finnland, Slowakei und Norwegen. Wie sehen Sie die Kräfteverhältnisse kurz vor dem Start?

Uwe Krupp: Die Finnen und die Slowaken kommen mit Mannschaften, die Weltmeister werden können. Die Norweger sind der Gegner, der mit uns auf Augenhöhe ist und mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, um uns in der Weltrangliste nach vorne zu arbeiten. Es ist eine etwas nüchterne Angelegenheit für uns. Wir müssen in den ersten beiden Spielen gegen die Favoriten so spielen, dass wir gut vorbereitet sind für die wichtige Partie gegen Norwegen.

SPOX: Was muss passieren, damit Sie nach der WM von einem erfolgreichen Turnier sprechen können?

Krupp: Wenn wir eine ähnliche Leistung bringen wie im vergangenen Jahr wäre es eine erfolgreiche WM. Wir haben eindeutig das Potenzial, ins Viertelfinale zu kommen. Aber wir können auch leicht in die Abstiegsrunde rutschen. Die Art und Weise, wie wir spielen, ist für mich deshalb immer ganz wichtig. Mehr noch als die Ergebnisse. Dass wir uns Torchancen erspielen und wenige Torchancen zulassen. Wenn dann das Scoreboard die Sache noch widerspiegelt, ist es ein Bonus, aber für die Entwicklung der Mannschaft im Hinblick auf die nächsten Weltmeisterschaften ist die Spielqualität noch wichtiger. Es geht auch darum, Werbung für unsere Heim-WM 2010 zu machen.

SPOX: Wenn Sie drei Eigenschaften nennen müssten, die für Krupp-Eishockey stehen und die sie auch jetzt bei der WM unbedingt umgesetzt sehen wollen, welche wären das?

Krupp: 1. Zug zum Tor. 2. Durchsetzungsvermögen. 3. Unangenehm.

SPOX: Kanada ist Titelverteidiger und tritt bei der Heim-WM mit einem noch stärker besetzten Kader an. Sind die Kanadier für Sie auch der Topfavorit?

Krupp: An den Kanadiern führt wohl kein Weg vorbei. Sie kommen immer mit einer guten Mannschaft und können sich dann während des Turniers vor allem auch noch steigern. Wenn es am Ende des Turniers um alles geht, ist Kanada immer da.

SPOX: Neben den NHL-Spielern ist Michael Wolf (44 Saisontore) wieder einer der Hoffnungsträger im deutschen Angriff. Glauben Sie, er kann sich mit einer starken WM für die NHL empfehlen?

Krupp: So wie sich der Michael in den vergangenen Jahren entwickelt hat, weiß ich nicht, ob irgendjemand außer ihm diese Antwort geben kann. Er hat wirklich gute Qualitäten. Er kann über sich hinauswachsen, das ist mehr Wert als die Körpergröße oder das Gewicht. Ich wünsche ihm, dass er die Chance bekommt in der NHL. Ob er sie dann wahrnimmt, ist wieder eine andere Frage. Er ist sehr stolz auf seinen Job in Iserlohn, auf seine Rolle in der Mannschaft, und das zählt für ihn auch sehr viel.

SPOX: Durch die Zusage von Marco Sturm gab es im Angriff einige Härtefälle. Zum Beispiel ist der junge Manuel Klinge nicht mit dabei, obwohl er eigentlich eine feste Größe ist.

Krupp: Manuel ist für mich so etwas wie Michael Wolf Version 2.0. Er ist der gleiche Spielertyp, kämpft und arbeitet genauso hart. Dadurch, dass Marco mit dabei ist und ich auch Stefan Ustorf mitnehmen wollte, war dann aber diesmal für die beiden Jungen, für Manuel und für Felix Schütz, kein Platz mehr.

SPOX: Was erwarten Sie sich von den NHL-Cracks?

Krupp: Es ist einfach eine tolle Sache, dass so viele mit dabei sind. Das gibt der Mannschaft einen kräftigen Schub. Alle haben die Qualität, in einem Spiel den Unterschied auszumachen. Jeder Spieler, der uns aus der NHL zur Verfügung steht, macht uns stärker. Marco ist unser Vorzeigespieler, bei ihm kommt noch ein gewisser Leitspieler-Aspekt dazu, auch weil er schon einige Jungs von der B-WM 2006 kennt.

SPOX: Wie immer wird es entscheidend sein, dass die deutschen Goalies stark in Form sind.

Krupp: Im Tor sind wir wieder sehr gut aufgestellt. Wir haben Dimitri Pätzold, Robert Müller und Dimitrij Kotschnew. Aus diesem Trio werden sich sicher zwei gute Torhüter für uns ergeben. 

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