"Lener ist gescheitert"

Von Interview: Alexander Mey
nethery, düsseldorf, deg
© Getty

München - Vier Pleiten in Folge, ein peinliches 4:6 zu Hause gegen Krefeld und Platz acht in der DEL-Tabelle waren für Titelmitfavorit DEG Metro Stars zu viel: Trainer Slavomir Lener wurde gefeuert.

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Keine sonst übliche Rede vom "gegenseitigen Einvernehmen", Manager Lance Nethery, der sich selbst zum Nachfolger von Lener ernannt hat, flüchtet sich bei der Begründung der Trennung nicht in irgendwelche Floskeln.

"Lener ist mit seinem Stil bei unserer Mannschaft gescheitert", sagt Nethery im Interview mit SPOX.com. "Der Trainer ist immer das schwächste Glied, das ist nun mal so, aber jetzt sind die Spieler gefordert. Beim nächsten Mal werden wir nicht den Trainer entlassen sondern jemand anderen."

Offene Warnungen an die Mannschaft sind aber nicht alles, was Nethery ausspricht. Er nimmt auch Stellung zu seiner vermeintlichen Allmacht im Verein und zur Frage, warum ausgerechnet er den Trainerjob übernommen hat.

SPOX: Sie haben Ihren ersten Tag als Trainer mit Einzelgesprächen verbracht. Wie ist die Stimmung bei den Spielern?

Lance Nethery: Nicht gut, hoffe ich. Wenn wir einen Trainer entlassen, dann heißt das, dass unsere Erwartungen nicht erfüllt wurden. Jetzt müssen die Spieler begreifen, dass sie nun entsprechende Leistungen bringen müssen. Der Trainer ist immer das schwächste Glied, das ist nun mal so, aber jetzt sind die Spieler gefordert. Beim nächsten Mal werden wir nicht den Trainer entlassen sondern jemand anderen.

SPOX: Ist das bei den Spielern angekommen?

Nethery: Ein Spieler sagt immer: Alles klar! Reden ist billig. Auf dem Eis müssen sie härter arbeiten und mit mehr Leidenschaft spielen. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.

SPOX: Was werfen Sie Ihrem Vorgänger Slavomir Lener vor?

Nethery: Ich würde ihm nie etwas vorwerfen. Er ist ein netter Mensch, immer ehrlich. Er hat in dem Stil gearbeitet, den er für richtig gehalten hat.

SPOX: War er zu nett?

Nethery: Zu nett, zu hart, zu positiv, zu negativ: Leute finden immer Ausreden. Es gibt genug nette Trainer, die erfolgreich sind. Aber Lener ist mit seinem Stil bei unserer Mannschaft gescheitert. Sein Stil hat einfach nicht nach Düsseldorf gepasst. Punkt.

SPOX: Sie klingen nicht allzu überzeugt von Leners Stil.

Nethery: Jedenfalls war ich davon überzeugt, dass er seinen Stil nicht ändern würde. Klar ist er jetzt sauer. Aber wenn er das nicht wäre, dann hätte er wahrscheinlich auch seinen Beruf verfehlt.

SPOX: Was werden Sie anders machen?

Nethery: Ich werde versuchen, dafür zu sorgen, dass die Mannschaft mit mehr Leidenschaft und Biss spielt.

SPOX: Wie wollen Sie das schaffen?

Nethery: Wir werden im Training härter arbeiten und an der Taktik im Spiel ein paar Kleinigkeiten ändern. Vor allem lebt Eishockey aber vom Herzen und der Leidenschaft. Die zu zeigen - und das lag nicht nur am vorigen Trainer - ist uns in dieser Saison viel zu selten gelungen.

SPOX: Sie haben seit mehr als fünf Jahren keinen Klub mehr trainiert. Haben Sie etwas verlernt?

Nethery (lacht): Es dauert mit Sicherheit eine Weile, bis ich mich wieder umgestellt habe. Aber auch ich habe meinen Stil und hoffe, dass dieser besser zur Mannschaft passt.

SPOX: Kam der Vorschlag, wieder als Trainer zu arbeiten, von Ihnen selbst oder wurden Sie gebeten, es zu machen?

Nethery: Das hat sich in einem Gespräch am Sonntag ergeben. Es war klar, dass es auf dem Markt keine Trainer gibt, die genügend Erfahrung in Deutschland gehabt hätten. Das war sicher ein Grund, denn  ich kenne die DEL sehr gut. Es gab aber auch einen finanziellen Grund. Es war einfach leichter, es mich machen zu lassen.

SPOX: Ihr Co-Trainer Mike Schmidt hätte es machen können.

Nethery: Wir machen das zusammen. Mike hat seinen Job bisher hervorragend gemacht, das sollte er auch weiterhin tun.

SPOX: Werden Sie definitiv nur für diese Saison einspringen oder kann es auch danach noch weitergehen?

Nethery (lacht): Ich hoffe, dass ich überhaupt bis zum Ende der Saison durchhalte. Aber so ist der Plan.

SPOX: Haben Sie bewusst die Länderspielpause als Termin für den Trainerwechsel gewählt, um mehr Zeit mit der Mannschaft zu haben?

Nethery: Nein, dass ist Zufall. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir uns in den letzten vier Spielen so erfolgreich präsentieren, dass die Spieler und auch ich eine ruhige Pause machen können. Doch das haben wir nicht geschafft. Entsprechend ist meine Pause jetzt auch nicht mehr ruhig.

SPOX: Als Trainer und Manager in Personalunion haben Sie jetzt eine gewaltige Machtfülle.

Nethery: Ja. Dagegen gab es aber keine Bedenken von Klubseite. Man vertraut mir. Es ist ja nur für sechs Monate bis zum Saisonende. Da kann man das schon einmal kurzfristig bewältigen. In der DEL ist das sowieso etwas einfacher als zum Beispiel im Fußball.

 

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