Fünf Teams für ein Halleluja

SID
Bayern und Ludwigsburg haben keine leichten Gegner in der Zwischenrunde
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Gruppe J

Alba Berlin

Beinahe wäre das Malheur passiert. Berlin stand in der Vorrunde kurz vor dem Aus - und das obwohl man ursprünglich enttäuscht war, keine Wildcard für die Euroleague bekommen zu haben. Der Kaderumbau des Sommers hat gut funktioniert und in der BBL liegt Alba weiterhin gut im Rennen um die Spitzenposition.

Im Eurocup jedoch sorgten der Schlendrian und fehlende Konstanz für einige Schweißperlen auf der Stirn von Coach Sasa Obradovic. Sei's drum. Jetzt steht alles wieder auf null. Berlin kann - und muss - im Top 32 eine Schippe drauflegen.

Ein Viertel ihrer Punkte erarbeiten sich die Berliner an der Freiwurflinie, ein ganz klares Zeichen für die zum Korb orientierten Guard-Bewegungen. Von Downtown klappt es diese Saison kaum bis gar nicht (6,1 Dreier pro Spiel, 31 Prozent Trefferquote). Ein Lichtblick ist die Inside-Defense um Mitchell Watt und Elmedin Kikanovic, die es den Gegenspielern im gesamten Wettbewerb am schwersten macht, in der Zone zu punkten.

Als Vierter der Vorrundengruppe sind die Albatrosse auf dem Papier die Außenseiter, doch eigentlich sollte Berlin in der Lage sein, die Litauer von Neptunas Klaipeda und Aris Thessaloniki hinter sich zu lassen.

EA7 Emporio Armani Milan

Nix war es mit dem Top 16 in der Euroleague für den italienischen A-Lizenz-Inhaber. Stattdessen tragen die Eintrittskarten für das Mediolanum Forum in Mailand nun den Aufdruck "Eurocup". Als Gruppenletzter bekleckerte sich der Traditionsklub nicht mit Ruhm, auch wenn er mit Alessandro Gentile den Topscorer der Vorrunde stellte. Oder gerade deswegen?

Auffällig war, dass EA7 selten wie ein echtes Team auftrat. Viel zu häufig wurden Gentiles Isolations gesucht, um zum Erfolg zu kommen. Hoffentlich hat Coach Jasmin Repesa verstanden, dass es mit dem Kopf durch die Wand nicht funktioniert. Dennoch sind die Einzelspieler von hoher Qualität und können jederzeit ein Spiel entscheiden.

Ex-BBL-MVP Jamel McLean freut sich sicher schon auf die Rückkehr nach Berlin zu seinen alten Kollegen. Nachdem der Big Man im Laufe der Gruppenphase immer besser in Tritt kam, sind die Albatrosse vermutlich weniger scharf auf das Wiedersehen. Der Anspruch von Milan muss es nun sein, die Zwischenrunde zu gewinnen, um nicht völlig das Gesicht zu verlieren.

Aris Thessaloniki

Gleich zwei Teams aus der nordgriechischen Stadt haben es in das Top 32 geschafft, Aris war dabei seit drei Saisons überhaupt nicht im Wettbewerb vertreten. Das Team von Coach Dimitris Priftis ist so etwas wie die Memphis Grizzlies des Turniers.

Hauptverantwortlich für die sieben Siege aus zehn Spielen war die Beton-Defense, die sowohl innen (3,4 Blocks) als auch am Perimeter (27 Prozent gegnerische Trefferquote) kaum zu überwinden war. Kombiniert mit einem Fokus auf fehlerfreien Spielaufbau reichten die durchschnittlich 73,3 Punkte pro Partie aus, um als Gruppenerster in die Zwischenrunde einzuziehen.

Große Namen sucht man im Kader von Thessaloniki vergebens. Erste Option - wenn auch keine effiziente - ist der US-Amerikaner Jerel McNeal.

Neptunas Klaipeda

Ein Sieg, fünf Niederlagen. Mit dieser Bilanz beendete Klaipeda das Top 32 vergangenes Jahr - und es spricht wenig dafür, dass es 2015/2016 anders aussehen wird. Das extrem kleine Team war in der Zone defensiv ein ums andere Mal überfordert.

Positiv hervorzuheben ist die Offensive, die sich von Daniel Ewing geführt wird. Mit 15,8 Punkten und 4,1 Assists in nur 25 Minuten Spielzeit lenkt der Veteran das Spiel der Litauer vorbildlich.

Aufpassen müssen die Gegner zudem auf Scharfschütze Travis Bader, der knapp 60 Prozent seiner Dreier durch die Reuse schickt. Dennoch muss sich Neptunas gewaltig strecken, um in dieser Gruppe nicht Letzter zu werden.

Gruppe L

MHP Riesen Ludwigsburg

Das erste Mal seit acht Jahren waren die Ludwigsburger im Eurocup dabei - und schafften prompt einen souveränen Einzug ins Top 32. Mit einem Sieg über Gran Canaria ließen die Süddeutschen aufhorchen und lediglich die beiden unglücklichen Pleiten gegen Reggio Emilia verhinderten den Gruppensieg.

Pünktlich zur Zwischenrunde begrüßt die Mannschaft einen alten Bekannten: Kerron Johnson kehrt von seinem Abstecher nach Frankreich zurück und geht wieder in Gelb auf Korbjagd. Vergangene Saison hatte der Point Guard für Luwigsburg in der BBL 14,4 Punkte sowie 3,9 Assists aufgelegt.

Die große Stärke der Mannschaft von John Patrick ist die Ausgeglichenheit. Mit Mustafa Shakur (14,2 Punkte) und Rocks Tryce (10 Punkte) hat Ludwigsburg nur zwei Spieler im Roster, die zweistellig scoren. Den Rest der starken 81,8 Punkte pro Partie kommen vom Kollektiv, aus dem Abend für Abend unterschiedliche Rotationsspieler hervorstechen.

Gegen die Konkurrenz aus Osteuropa wird es Ludwigsburg dennoch schwer haben, einen der ersten beiden Plätze zu ergattern, der den Einzug ins Achtelfinale bedeuten würde.

Stelmet Zielona Gora

Der polnische Champion hat in der Euroleague für Furore gesorgt, auch wenn es nicht ganz mit der Qualifikation für die nächste Runde geklappt hat. Vor allem die Entwicklung von Forward Mateusz Ponitka ist hervorzuheben - und wird den großen Klubs des Kontinents sicher nicht verborgen geblieben sein.

Wer auswärts beim FC Barcelona nur klapp verliert und Lokomotiv Kuban Krasnodar in fremder Halle sogar schlägt, hat in der Zwischenrunde des Eurocup eigentlich nicht viel zu fürchten. Doch die geringe Punkteausbeute (66,4 Zähler pro Partie) und das schlechte Shooting (31 Prozent Dreier) schrauben sich nicht von selbst in die Höhe, nur weil man jetzt im Eurocup spielt.

Die Polen kämpfen mit St. Petersburg um Platz eins in der Gruppe und sollten auch in der K.o.-Phase noch gute Chancen aufs Weiterkommen haben.

Umana Reyer Venice

Carlo Recalati hat es geschafft. Nach 30-jähriger(!) Abstinenz vom Eurocup steht Venedig direkt wieder im Top 32. Die Italiener überzeugten vor allem zu Saisonbeginn, im Dezember handelten sie sich noch drei Niederlagen ein. Dennoch war die Zwischenrunde perfekt.

Mike Green und Phil Goss sind die Hauptakteure, die Umana Reyer zu dem Team machen, das es ist. Sie dirigieren ihre Mitspieler und kreieren stets gute Möglichkeiten. Das dynamische Backcourt-Duo passt dabei auch noch gut auf den Spalding auf und schenkt selten Bälle her.

Auswärts hatte Venedig in der Vorrunde große Probleme. Falls diese sich nicht auf wundersame Weise in Luft aufgelöst haben, werden die Italiener mit dem Kampf um die vorderen Plätze nichts zu tun haben.

Zenit St. Petersburg

Bereits nach sieben Vorrundenspielen konnte sich Zenit zurücklehnen und für die Zwischenrunde planen, denn die Qualifikation stand bereits fest. Doch St. Petersburg legte direkt noch zwei Siege nach und setzte ein dickes Ausrufezeichen hinter die Kampfansage, dass mit ihnen im weiteren Verlauf des Turniers gerechnet werden muss.

Als eines von nur vier Teams stellen die Russen sowohl eine Top-10-Offense als auch eine Top-10-Defense. Dank vieler Steals und guter Arbeit beim Defensiv-Rebounds gelingen Zenit immer wieder einfache Punkte im Fastbreak.

In Ryan Toolson hat das Team den besten Sniper des Wettbewerbs, der es pro Partie 3,7 Mal von Downtown klingeln lässt. Der Rest der Mannschaft zeigt sich von draußen allerdings wenig treffsicher - eine Schwäche, die es auszunutzen gilt.

Die weiteren Gruppen

Gruppe H

Strasbourg IG, Herbalife Gran Canaria, Avtodor Saratov, Hapoel Bank Yahav Jerusalem

Gruppe K

Pinar Karsiyaka Izmir, Trabzonspor Medical Park, Dolomiti Energia Trento, Grissin Bon Reggio Emilia

Gruppe M

Maccabi Fox Tel Aviv, Unics Kazan, Nizhny Novgorod, Union Olimpija Ljubljana

Gruppe N

Dinamo Banco di Sardegna Sassari, CAI Zaragoza, Szolnoki Olaj, Galatasaray Istanbul

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