"Spinnen auf einem Kebabspieß!"

Deon Thompson wurde 2014 mit dem FC Bayern Basketball Meister
© imago
Cookie-Einstellungen

SPOX: Dennoch sind Sie jetzt zurück in München. Beide Seiten hatten ja stets betont, dass Sie schon 2014 gerne verlängert hätten, trotzdem: Hätten Sie erwartet, dass es so schnell zur Rückkehr kommen würde?

Thompson: Nein, nicht wirklich. Ich meine, ich wollte ja nie wirklich weg. Wir kamen 2014 einfach nicht richtig zusammen. Trotzdem haben Marko Pesic und ich ständig Kontakt gehalten und es hat sich so angefühlt, als wäre ich noch Teil des Teams. Ich bin sehr froh, dass es jetzt schon geklappt hat; es fühlt sich ein bisschen an, als würde ich nach Hause kommen. Ich fühle mich gar nicht wie ein Neuzugang.

SPOX: Offiziell ist Bayern trotzdem ihr vierter Verein innerhalb von knapp 13 Monaten, seit ihrem College-Abgang steht mindestens einmal im Jahr ein Umzug an. Werden Sie dieses Nomadendasein nicht manchmal leid?

Thompson: Im Gegenteil. Ich mag diese Freiheit, ich lerne gerne neue Menschen, Länder und Kulturen kennen. Ich bin mittlerweile sehr anpassungsfähig und finde mich eigentlich überall ziemlich schnell gut zurecht. Ich bin an nichts gebunden. Ich habe deshalb auch jetzt wieder einen Einjahresvertrag unterschrieben. Das soll nicht heißen, dass ich danach definitiv wieder weg bin, aber man weiß eben nie, welche Möglichkeiten sich auftun. Als Sportler hat man nur einen begrenzten Zeitraum.

SPOX: Das größte Geld gibt es bekanntlich immer noch in der NBA. Sie waren diesen Sommer nicht in der Summer League aktiv, obwohl sie in den vier Jahren zuvor immer dort waren. Haben Sie den Traum aufgegeben?

Thompson: Nein, der lebt definitiv weiter. Ich glaube aber nicht, dass die Summer League die optimale Bühne für einen Spielertyp wie mich ist, der weniger für Stats spielt, sonst hätte es in den letzten Jahren vielleicht schon klappen können. Die Euroleague ist da sicherlich eher geeignet. Schauen wir einfach mal, was die Saison bringt.

SPOX: Machen wir. Was denken Sie denn: Ist diese Saison mal die Zeit reif, dass ein deutsches Team die Playoffs der Euroleague erreicht? Alba Berlin ist letzte Saison denkbar knapp gescheitert.

Thompson: Die Möglichkeit besteht auf jeden Fall. Wir sind heiß und meiner Meinung nach vom Potenzial her besser als in den letzten Jahren. Bamberg hat sich auch sehr verstärkt. Und wenn man dann mal die best-of-five-Serie im Viertelfinale erreicht, ist sowieso alles drin. Aber hey, wir sollten uns erstmal fürs Top16 qualifizieren, unsere Gruppe ist hart genug. (lacht)

SPOX: Und wie sieht es in der BBL aus? Bamberg hat fünf der letzten sechs Meisterschaften gewonnen, gibt sich aber dennoch mehr als Underdog. Verständlich für Sie?

Thompson: Sie haben sicher ihre Gründe. Ich persönlich sehe kein Team als Underdog an, das gerade Meister wurde und sein Team danach noch verstärkt hat. Aber das ist ohnehin nicht unsere Sache: Wir wollen auf jeden Fall Meister werden. Ob wir dabei von irgendwem als Favorit gesehen werden, spielt für mich eigentlich keine Rolle.

SPOX: In den Finals hatten die Bamberger gewisse athletische Vorteile - da sehen Sie sich wohl in der Pflicht?

Thompson: Klar. Es wird eine meiner Hauptaufgaben sein, unterm Korb meine Physis einzubringen, sowohl defensiv als auch offensiv. Dort kann ich meine Stärken zeigen. Es kann gut sein, dass dieser Aspekt in der letzten Saison ein wenig gefehlt hat. Ich bin aber ein Team-Player. Wenn Coach Pesic von mir verlangt, fünf Dreier pro Spiel zu nehmen, kann ich das auch gerne machen. (lacht)

SPOX: Wir gehen mal nicht davon aus. Wie gefällt Ihnen der Mix im Frontcourt? Einige Spieler kannten Sie ja schon, es gibt aber auch neue Gesichter, wie zum Beispiel Maxi Kleber.

Thompson: Maxi kann ich als Spieler bisher natürlich schwer einschätzen, weil er sich noch von seiner Verletzung erholt. Zuletzt habe ich gegen ihn gespielt, als ich bei Alba und er bei Würzburg war (2012, Anm. d. Red) - seitdem ist er sicher enorm gewachsen als Spieler. Persönlich finde ich ihn aber super: Trotz seiner Verletzung ist er total positiv drauf und sorgt bei uns regelmäßig für die Sprüche. Ich freue mich, so bald wie möglich mit ihm spielen zu können. Was die Gesamtsituation angeht, sind wir als Frontcourt einfach enorm vielfältig. Dusko Savanovic, John Bryant, Maxi, Andi Seiferth und ich, wir bringen alle ganz unterschiedliche Skills mit. Die Kombination stimmt und ich denke, wir können zusammen einiges erreichen.

SPOX: Das ist ja ohnehin Ihre Spezialität. Seit 2011 ist kein Jahr vergangen, in dem Sie nicht mindestens einen Titel geholt haben. Sind Sie verwöhnt?

Thompson: Mag sein. (grinst)

SPOX: Sticht denn ein Titel besonders heraus? Kommt irgendwas an das NCAA-Finale 2009 heran?

Thompson: Einige Titel stechen definitiv heraus, auf Vereinsebene würde ich da sofort die Meisterschaften mit Bayern und mit Hapoel nennen. Aber an 2009 kommt man nur schwer vorbei, um ehrlich zu sein. Vor 65.000 Leuten im Madison Square Garden spielen, den ganzen Wahnsinn der March Madness hinter sich lassen... man verdient am College ja kein Geld, es geht nur um den Namen auf der Brust und auf dem Rücken, deinen Stolz und die Brüderlichkeit, die dich mit deinen Teammates verbindet. Das kann man nicht toppen, dieser Titel war einzigartig. Ich will trotzdem noch mehr gewinnen! (lacht)

Seite 1: Thompson über sein Jahr in China und das Phänomen Marbury

Seite 2: Thompson über seine Ziele mit Bayern und die Euroleague

Deon Thompson im Steckbrief