"Würden gegen NBA-Teams mithalten"

Milos Teodosic stand mit Serbien im WM-Finale gegen die USA
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Er ist Hirn und Herz von Europas teuerstem Team. Milos Teodosic wurde bei ZSKA Moskau vom Borderline-Playmaker zum dominanten Superstar des Kontinents. Jetzt geht es in den Viertelfinal-Playoffs der Turkish Airlines Euroleague gegen Panathinaikos Athen. Der 27-jährige Serbe über das Interesse der NBA, seinen Ruf als "bester Passgeber des Planeten" und Vasilije Micic, seinen legitimen Nachfolger vom FC Bayern München.

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SPOX: Milos Teodosic, in Deutschland weiß kaum jemand, dass Sie und Novak Djokovic, der Führende der Tennis-Weltrangliste, befreundet sind. Wie kam es dazu?

Milos Teodosic: Vor allem, weil ich ein riesiger Fan von Novak bin. Ganz Serbien ist ein Fan von ihm und wie ganz Serbien schaue ich mir so viele seiner Tennis-Matches an wie möglich. Dieses Jahr gab es mit den Australien Open und in Indian Wells schon viele Highlights. Wir sind richtig stolz auf ihn und ich bin glücklich, dass Serbien als kleines Land einen Spieler wie Novak hervorbringt, der uns in der besten Art und Weise repräsentiert.

SPOX: Und sieht er auch Ihre Basketball-Spiele und lobt Sie für Ihre grandiosen Auftritte in dieser Saison?

Teodosic: Sorry, aber das müssen Sie ihn selbst fragen. Ich bin mir sicher, dass er die serbische Nationalmannschaft während der WM 2014 angefeuert hat. Ob er die Zeit findet, um ZSKA Moskau zu verfolgen, weiß ich nicht.

SPOX: Sollte Djokovic Ihre Leistungen in der Euroleague sehen, würde er wie jeder Experte sagen: "Das ist der beste Teodosic aller Zeiten." Wie bewerten Sie sich? Vor allem im Vergleich zu 2010, als Sie bereits zum Euroleague-MVP und Europas Basketballer des Jahres gewählt wurden? Mit 16,1 Punkten liegen Sie auf Platz 4, mit 7,16 Assists auf Platz eins.

Teodosic: Puh, 2010. Das ist eine lange Zeit her und ich hoffe doch sehr, dass ich mich in den letzten fünf Jahren verbessert habe. Alles andere wäre eine Enttäuschung. Ich habe an vielen Facetten meines Spiels gearbeitet und bin kompletter als früher. Andererseits hoffe ich inständig, dass ich noch nicht der beste Teodosic aller Zeiten bin, sondern dass ich noch stärker werden kann. Selbst nach einem guten Spiel fokussiere ich mich vor allem auf die negativen Aspekte. So ticke ich nun mal.

Milos Teodosic im Interview: "Manchmal war ich einfach zu dumm"

SPOX: Was besonders auffällt, obwohl das nur bedingt in den Boxscores zu lesen ist, ist Ihre Defense. Sie verteidigen mit mehr Engagement als je zuvor. Woher kommt das?

Teodosic: Eigentlich kann jeder Basketballer Defense spielen. Die Frage ist nur, ob man es möchte oder nicht. Deswegen bin ich mittlerweile der Meinung, dass man als Basketballer ohne eine gute Defense ein Niemand ist. Und das ist wohl der Hauptgrund dafür, dass ich so intensiv verteidige wie nur möglich. Ich möchte kein Niemand sein.

SPOX: Wie wichtig war dabei Ihr neuer Trainer Dimitris Itoudis? Der Grieche hatte lange Jahre als Assistent vom legendären Zeljko Obradovic bei Panathinaikos gearbeitet und war nur ein Jahr als Headcoach beim türkischen Klub Banvit tätig, bevor er etwas überraschend das teuerste Team der Euroleague übernahm.

Teodosic: Dimitris ist in vielerlei Hinsicht wichtig für mich. Als er sich entschloss, das Angebot von ZSKA anzunehmen, war ich sehr glücklich. Ich kenne ihn schon lange, ich habe häufig mit Olympiakos gegen ihn und Panathianikos gespielt. Und ich wusste, dass seine Art des Basketballs zu mir passt. Er lässt extrem viele Pick'n'Roll-Situationen laufen und gibt uns als Mannschaft sehr viele Freiheiten. Das ist perfekt, weil wir prädestiniert sind für genau diesen Stil: Wir verfügen einerseits über viele Ball-Handler und andererseits über große, bewegliche Spieler. Dieses Vertrauen von Dimitris in uns wollen wir mit Leistung zurückgeben. Das gilt genauso für mich, egal ob offensiv oder defensiv. Ich muss sagen: Zurzeit spielen wir wirklich sehr guten Basketball.

SPOX: Eine weitere Signifikanz bei Ihnen: Sie treffen den Dreier deutlich zuverlässiger, die Quote stieg von 34,7 auf imposante 41,2 Prozent. Wie wichtig war dabei die Zusammenarbeit während der WM 2014 mit dem serbischen Nationaltrainer Aleksandar Djordjevic, der in den 90er Jahren zu den besten Scharfschützen gehörte?

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Teodosic: Sasa war selbst früher ein überragender Point Guard, vielleicht sogar der beste in der Geschichte Serbiens. Dass man von so einer Legende enorm viel lernt, ist klar: Wie löst man Pick'n'Rolls noch besser auf? Auf was sollte man beim Playmaking achten? Wie wählt man gezielter die Würfe aus, die man nehmen oder nicht nehmen sollte? Und er brachte mir während der WM etwas bei, das ich vorher so nicht kannte: die Kraft der positiven Energie. Ich hatte es zuvor noch nie in meinem Leben verstanden, wie viel das bringen kann. Nur so konnten wir bei der WM als Kollektiv bis ins Finale einziehen und die Silbermedaille gewinnen. Wir schöpften daraus unendlich viel Selbstvertrauen - und das spiegelt sich bei mir unter anderem in den Wurfquoten wieder.

SPOX: Bei der zweigeteilten Wahl zu Europas Basketballer des Jahres 2014 wurden Sie knapp Zweiter hinter Tony Parker. Sie bekamen von den Fans zwar fast dreimal so viele Stimmen wie der Franzose, doch die Experten sahen Parker vorne - dem misst die FIBA eine deutlich größere Bedeutung bei. Was sagt das über das Basketball-Geschäft aus?

Teodosic: So tiefschürfend würde ich die Wahl nicht hinterfragen. Ganz klar: Tony hat den Award mehr als verdient. Er gewann mit den Spurs die NBA-Meisterschaft und er ist seit über einem Jahrzehnt ein wichtiger Baustein bei einem der großartigsten Teams der Geschichte. Es ist unglaublich, auf was für einem gleichbleibend hohen Niveau Tony spielt. Daher ist die Wahl genau so richtig abgelaufen.

SPOX: Parker ist charmant, intelligent - und ein Superstar in der NBA. Dennoch erhielt er im Vergleich zu Ihnen nur ein Bruchteil der Fan-Stimmen. Warum werden Sie von der Masse so geliebt?

Teodosic: Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich wundere mich immer wieder darüber.

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