"Ryder Cup im Basketball ist eine Idee"

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SPOX: Um das Wachstum des Basketballs zu fördern, möchten Sie das Final Four 2016 oder 2017 in Deutschland austragen. In Frage dürften nur Berlin, Köln oder Hamburg kommen.

Bertomeu: Das stimmt, theoretisch sind diese drei Städte möglich - wobei Berlin und Köln in der besten Position sind. Sie besitzen tolle Arenen und verfügen über Erfahrung für ein solch großes Event.

SPOX: München würde wohl gerne das Final Four austragen, nur wird die von Red Bull geplante neue Arena frühestens 2018 fertiggestellt sein. Was ist mit der Idee von Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic, in der Allianz Arena ein Basketball-Event zu veranstalten?

Bertomeu: Ich teile Markos Idee und wir prüfen die Möglichkeit, das Final Four in einer Fußball-Arena auszutragen. Wir unterhielten uns beispielsweise mit den Verantwortlichen der Amsterdam Arena. Eine Voraussetzung muss allerdings immer gewährleistet sein: Das Stadion ist inklusive des Spielfelds komplett überdacht, damit die Witterung keine Rolle spielt. Das ist in Amsterdam, aber nicht in München gegeben. Daher begrüßen wir die Initiative von Red Bull sehr. Wenn die neue Arena steht, wird München ein großartiger Kandidat für das Final Four sein.

SPOX: Es gibt seit Jahren unbestätigte Gerüchte, wonach Red Bull im Basketball ein ähnliches Projekt umsetzen möchte wie jetzt mit Leipzig im Fußball. Wissen Sie etwas darüber?

Bertomeu: Nein, davon habe ich noch nie gehört.

SPOX: BBL-Geschäftsführer Jan Pommer hatte vor zwei Jahren Gespräche mit Schalke und Dortmund geführt, um sie wie die Bayern von einem Engagement im Spitzenbasketball zu überzeugen. Was halten Sie davon? Besteht die Gefahr, dass der Basketball durch die Fußball-Marken an Identität verliert?

Bertomeu: Nein, im Gegenteil: Es könnte die Zukunft des Basketballs sein. Denn ein großartiger Brand ist und bleibt ein großartiger Brand. In der Turkish Airlines Euroleague beweisen wir seit Jahren, wie fruchtbar eine gesunde Mischung aus Brands mit unterschiedlichen Gewichtungen sein kann. Maccabi Tel Aviv oder Alba sind eine klare Basketball-Marke, ZSKA Moskau und die griechischen Klubs werden ebenfalls mehr über den Basketball als über den Fußball wahrgenommen. Barca, Real Madrid, die Bayern und die türkischen Klubs wiederum sind mehr für den Fußball bekannt. So werden gegenseitig neue Zielgruppen erschlossen.

SPOX: Um die Wettbewerbsfähigkeit von wirtschaftlich gesund geführten Klubs aus Ligen wie Deutschland und Frankreich zu fördern, will die Turkish Airlines Euroleague nach dem Vorbild der UEFA das Financial Fair Play einführen. Anders als im Fußball ist davon noch nicht viel bemerkbar. Wie ist der Status?

Bertomeu: Man darf nie vergessen, dass die UEFA viele Jahre gebraucht hat, um auf dem heutigen Stand zu sein und das Financial Fair Play effektiv einzuführen. Das hat nichts mit dem Willen der UEFA zu tun, sondern vielmehr mit den weitreichenden Konsequenzen einer solchen Regelung. Daher haben wir ebenfalls eine Übergangsphase vereinbart, die nach dieser Saison endet. Wir dürfen nicht vergessen: Es ist nicht nur organisatorisch und rechtlich, sondern vor allem kulturell eine gigantische Umstellung. Wir möchten eine Kultur der Transparenz und eine Kultur des nachhaltigen Managements einführen. Dass das Financial Fair Play in Deutschland oder Frankreich leichter eingeführt werden kann, ist klar. Das ist in anderen Ländern nicht von heute auf morgen machbar und wir müssen auf lokale Gewohnheiten Rücksicht nehmen. Dennoch werden ab 2015/16 die Regelungen verbindlich eingeführt, indem die Sanktionen Schritt für Schritt implementiert werden.

SPOX: Ein weiteres großes Thema im europäischen Basketball ist der Konflikt zwischen der Turkish Airlines Euroelague und dem Weltverband FIBA. Die FIBA hatte beschlossen, dass ab 2017 ein neuer Rahmenspielplan gilt, wonach mitten in der Klub-Saison im November und Februar Qualifikationsspiele ausgetragen werden. Zuletzt war von der sehr emotional geführten Diskussion wenig zu vernehmen. Wie geht es weiter? Steht der europäische Basketball vor einer Zerreißprobe?

Bertomeu: Dass die FIBA einen neuen Rahmenterminkalender möchte, ist verständlich. Nur über die Zeitfenster sind wir uns komplett uneinig. Daher ließen wir der FIBA einen Gegenvorschlag zukommen, bei der die Länderspiel-Termine kompatibel wären zu unserem Kalender. Im Juni wird die FIBA ihr nächstes Executive Committee Meeting abhalten und ich glaube, dass eine Einigung gefunden wird.

SPOX: Wenn nicht: Ist das Szenario realistisch, wonach die Länderspiele ohne die Spieler der Euroleague-Teams stattfinden? Dass kein NBA-Profi abgestellt wird, steht bereits fest.

Bertomeu: Ich möchte nichts verkünden, solange ich an einen Kompromiss glaube. Sollte das misslingen, sprechen wir über Konsequenzen - so sehr uns das missfällt. Wenn wir Basketball promoten wollen, sollten bei Länderspielen die größten Stars spielen und ihr Land repräsentieren. Alles andere macht keinen Sinn. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, bei der alle Interessen berücksichtigt werden.

SPOX: Ob deren Gebarens verglichen Sie die FIBA mit der FIFA. Sind Sie etwas versöhnt?

Bertomeu: Zu dem Vergleich stehe ich weiterhin. Die FIBA plant Projekte, ohne daran zu denken, wer die wahren Katalysatoren des Basketballs sind: die Klubs. Es hat etwas mit fehlendem Respekt zu tun. Die Klubs sind alles und es kann nie funktionieren, wenn ein Verband nicht auf die Klubs achtet. Warum auch immer klappt es im Fußball und die FIFA kann sich benehmen, wie sie möchte. Aber wer weiß, wie lange noch? Die Kontroverse um die WM-Vergabe könnte dazu führen, dass sich die FIFA grundsätzlich überdenken muss. Die FIBA sollte den gleichen Fehler nicht begehen.

SPOX: Wie ist es wiederum mit dem Verhältnis zwischen der Turkish Airlines Euroleague und der NBA bestellt, seit deren neuer Commissioner Adam Silver in Amt ist?

Bertomeu: Viel hat sich nicht verändert, Adam war etliche Jahre David Sterns rechte Hand und wir kennen uns sehr gut. Ich glaube, dass beide Ligen sogar enger zusammenrücken. Adam war schon früher interessiert daran, bestehende Kooperationen zu stärken und es gibt deutliche Indizien dafür, dass Adam dem Basketball als Ganzes weltweit helfen möchte. Das wäre ein signifikanter Wechsel der Policy.

SPOX: Was ist mit den Überlegungen, eine Art Supercup zwischen dem amtierenden NBA- und Euroleague-Champion zu institutionalisieren?

Bertomeu: Wir sind immer gesprächsbereit, das Interesse der NBA ist hingegen überschaubar.

SPOX: Weil die NBA aus Image-Gründen keine Niederlage riskieren möchte?

Bertomeu: Das kann ein Grund sein. Und die organisatorischen Hindernisse sollten nicht unterschätzt werden. Wenn wir wirklich ein Spiel wollen, das sportlich etwas bedeutet, darf es nicht Anfang Oktober stattfinden, wenn das europäische Team erst in die Saison gestartet und das NBA-Team mitten in der Vorbereitung ist.

SPOX: Eine weitere Idee, obwohl da die Verbands- und Klubebenen kooperieren müssten: Im Sommer könnte man einen Ryder Cup einführen, bei dem wie im Golf die besten europäischen Spieler gegen die besten amerikanischen Spieler antreten.

Bertomeu: Diese Idee haben wir seit vielen Jahren im Hinterkopf, jedoch ist es schwer umzusetzen. Wir sehen, was die Zeit bringt.

Seite 1: Bertomeu über die Partnerschaft mit SPOX und die BBL

Seite 2: Bertomeu über Final Four in Deutschland, die FIBA und die NBA

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